Liebe/r
schau mal, was für ein Buch ich entdeckt habe!
Schöne Grüße
Autor: Sponsel Wilfried Herausgeber: Stadtarchiv Nördlingen Verlag: Verlag Ph.C.W. Schmidt ISBN: 3877071848 () Erscheinung: 2020 Seiten: 228 |
Ich bin in dem Rieser Dorf Grosselfingen aufgewachsen. Viele Kindheitserinnerungen verbinden mich noch mit diesem Ort, so auch die Ereignisse des 20. April 1945, als amerikanische Bomber den Nördlinger Bahnhofsbereich angriffen.
In der späten Nachmittagszeit wurden wir zunächst von den ungewohnt lauten Motorgeräuschen niedrig fliegender Bombenflugzeuge aufgeschreckt. Als wir dann kurze Zeit später die Detonationen von fallenden Bomben hörten, war es klar: Das betrifft die nahe Stadt Nördlingen. Gleich rannten wir Kinder auf eine kleine Anhöhe auf der Westseite des Dorfes, den so genannten "Kaplbuck". Von dort konnten wir die schon in Rauch und Staub gehüllte Stadt besonders gut sehen. Gerade erfolgte eine zweite Angriffswelle: Es mögen sechs bis acht Flugzeuge gewesen sein, die von Süden aus Richtung Reimlingen kommend, die Stadt anflogen. Dort angekommen, klinkten sie ihre Bombenfrachten aus. Von unserem etwa 5 km entfernten Beobachtungsstandpunkt aus erschien das Herunterfallen der Bomben optisch zu einer Art von Heruntergleiten verlangsamt. Wir konnten genau sehen wie sich die einzelnen Bomben von den Flugzeugen lösten; jede von ihnen war zu erkennen - ja, wir hätten sie zählen können. Mitunter waren es drei oder vier Bomben gleichzeitig, die vom Himmel fielen.
Kurz vor dem Aufschlag tauchten sie in die dichten Staubwolken ein, die ihre Vorgängerinnen schon erzeugt und aufgewirbelt hatten. Dann konnten wir das Blitzen ihrer Explosionen erkennen und neue Staub- und Rauchwolken schossen hoch. Es dauerte dann fast eine Minute, bis die dazugehörigen Schallwellen eintrafen. Ein dumpfes, schlecht zu beschreibendes, anhaltendes Donnern, Krachen und Grollen war zu vernehmen.
Für uns Kinder war es ein schauerlich-schönes Schauspiel, dem wir gebannt zusahen.
Dass sich damit schreckliche Zerstörungen, Schrecken, Grauen und auch acht Todesopfer verbanden, war uns noch nicht bewusst.
Hartmut Steger, Wallerstein
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