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Die Theatinerkirche St. Kajetan und St. Adelheid in München (1663-1768). Der sakrale Zwillingsbau zum profanen Schloss Nymphenburg
Autor: Richter-Klein Anja Verlag: Einhell Selbstverlag ISBN: 3000409033 () Erscheinung: 2022 Seiten: 404 |
Die ockagelbe Theatinerkirche Sankt Kajetan und Sankt Adelheid in München (1663-1768) ist errichtet zur Geburt des kurbayerischen Erbprinzen Maximilian II. Emanuel am 11. Juli 1662 in München von Agostino Barelli aus Modena / Bologna (1663-1674), Abraham Leuthner aus Prag (1670-1677 / 1692-1701), Enrico Zuccalli aus Graubünden (1675-1685 -+1724) und Francois de Cuvilliés d. Ä. aus Paris (1756-1768) im Stil des Süddeutschen Barock und Bayerischen Rokoko. Die vereinheitlichten Alkoven mit Schneckenvoluten führte wahrscheinlich Johann Dientzenhofer aus Kurbayern 1696 - 1699 aus. Beratende Architekten waren Guarino Guarini aus Turin ab 1662 und Carlo Fontana aus dem Tessin ab 1663, Berninis Meisterschüler und Lehrmeister von Filippo Iuvarra. Die Theatinerkirche in München, gestiftet von dem Kurfürstenpaar von Bayern, Ferdinand Maria und Henriette Maria Adelaide von Savoyen, zählt zur Weltarchitektur des europäischen Barock. Sie ist beeinflusst vom Römischen Barock Michelangelos, Vignolas und C. Madernos, vom Venezianischen Barock A. Palladios, B. Longhenas und S. Serlios, vom Piemontesischen Barock G. Guarinis, vom Böhmischen Barock A. Leuthners, vom französischen Rokoko F.- N. Blondels bis zur Vollendung der monumentalen Schaufassade im eigenständigen Stil des Bayerischen Rokoko von F. de Cuvilliés d. Ä..
Die Theatinerkirche Sankt Kajetan und Sankt Adelheid in München ist eine kreuzförmige Wandpfeilerbasilika mit barocker Tambourkuppel und Laterne über der Vierung im kurhöfischen Stil des Süddeutschen Barock und des Bayerischen Rokoko, errichtet nach der Theatinerhauptkirche S. Andrea della Valle in Rom (1589 - 1665) und den ersten Vorbildern des Tempels Salomos in Jerusalem, des Pantheon in Rom, der Johannesbasilika in Ephesus, der "Wurzel Jesse" und Genien antik-römischer Tempel und der "Aula Regia" im "Domus Flavia" auf dem Palatin in Rom augusteischer Zeit des 1. Jhs. n. Chr..
Die reiche Fülle an figurativem und floralem weißen Ornamentalstruck der Familie Lorenzo und Nicolò Perti aus Como, weiterer Comasken und Tessiner, sowie die vollplastischen Figuren aus weißem Stuck von Wolfgang Leuthner aus München und Abraham Leuthner aus Prag nach der Schrift "de statua" von L. B. Alberti kennzeichnet das vornehme Innere der Kirche und wirkt sich aus auf die "Wessobrunner Stuckateure" in drei Generationen der Künstlerfamilien Schmutzer, Zimmermann und Feichtmayr.
Die eurythmischen Wandgliederungen des Innenraums aus weißem Stuck sind mit Beratung Guarino Guarinis von Agostino Barelli aus Bologna (1662 - 1674), Abraham Leuthner aus Prag (1670 - 1677) und Giovanni Antonio Viscardi aus Graubünden (1678 - 1696) gestaltet sowie restauriert von Francois de Cuvilliés d. Ä. mit dem Wessobrunner Hofstuckateur Franz Xaver Feichtmayr d. J. (1756 -1768).
Die Theatinerkirche in München ist von gleichem Rang wie die Barockkirchen Roms und Italiens und ist mit der "Teutschen Academie" von Joachim von Sandrart 1675 der Beginn des "Deutschen Barock" mit einer Auswirkung auf die Frauenkirche in Dresden von Georg Bähr (1726 - 1743) im Stil des "Dresdner Barock" nach der Kirche in Freystadt (1700-1710) von Giovanni Antonio Viscardi. Abraham Leuthner aus Prag prägt den Böhmischen Frühbarock und bildete die Familie Dientzenhofer aus Au in Kurbayern aus. Georg Dientzenhofer errichtete die Kappel bei Waldsassen (1685 - 1689), Johann Dientzenhofer den Dom in Fulda (1704 - 1712) in Franken nach einem Plan von Carlo Fontana (1700), Christoph Dientzenhofer und Kilian - Ignaz Dientzenhofer bauten Sankt Nikolaus auf der Kleinseite (1703 - 1711 und 1737 -1752) und die Loretokirche in Prag (1721 - 1750). Der Barockstil Osteuropas ist unter dem Einfluß der Theatinerkirche in München entstanden mit A. Leuthner aus Prag und den Dientzenhofern aus Kurbayern und hat sich verbreitet in Böhmen, Mähren, Schlesien, Polen und Litauen.
Die klassizistische Kassettierung der Tambourkuppel der Theatinerkirche in München nach Donato Bramante stammt von dem Mannheimer Hofarchitekten Abel Schlicht (1791 -1799).
Die Symbolarchitektur der "Wurzel Jesse" in der Lichtspiritualität der Theatiner wird zurückgeführt auf die Urworte von Jesus: "Vater Unser" (Mt. 6,9-13) in der arachmäohebräischen Fassung des "Chokhmah", auf "Die sieben Worte von Jesus am Kreuz", auf den "Heiligen Rosenkranz", die "Corona" (Römisches Brevier von 1625), "Die acht Seligpreisungen" und "Die sieben Werke der Barmherzigkeit". Die Theatinerkirche in München, Hofkirche und Grabstätte der Kurfürsten und Kurfürstinnen von Bayern, ist ein Mausoleum wie der Invalidendom in Paris (1679 - 1708) und die Basilica di Superga in Turin (1717 - 1731). Im Mittelpunkt steht die triumphale Erlösung der unsterblichen Seele und die Auferstehung des Leibes im "Himmlischen Jerusalem" gleich der Immaculata Maria (Joh. Offb. 12,1-12).
Im Anhang ist der "Europäische Stammbaum des Hauses Wittelsbach im Auszug ab 1623" beigefügt.
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