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Kaufbeuren - St. Blasius

Bücher aus Bayern   Autor: Schnell Hugo, Wiebel Richard
Verlag: Schnell & Steiner
ISBN: B0000BNGFU ()
Erscheinung: 1957
Seiten: 15

ST. BLASIUSKIRCHE
KAUFBEUREN

Patrozinium: hl. Blasius, Fest am 3. Februar

Baugeschichte. Die Stadtmauer der ehemaligen Reichsstadt Kaufbeuren (zum Teil noch romanisch, 1420 erneuert und erweitert) zieht sich auf dem westlichen Berghang vom Fünfknopfturm, dem Wahrzeichen der Stadt, gegen Norden zur Blasiuskirche hin; der alte Wehrgang führt durch die Kirche hindurch in den daneben stehenden Rundturm, wo die Mauer gegen Osten abbog. Die wehrhafte Lage auf dem Bergsporn (Buchleute) legt die Vermutung nahe, daß hier die Burg der 1167 ausgestorbenen Edlen von Kaufbeuren gestanden sein könnte. Nach 1700 behauptet das die Sage; eine archäologische Grundlage fehlt. Immerhin erscheint das Kemnater Tor unter St. Blasius 1313 als „Burchtor".

Die deutliche Spur eines Giebels an der Außenseite der Mauer unterhalb des Giebels der jetzigen Kirche, der sich ebenfalls aus und über der Stadtmauer aufbaut, zeigt eine Kirche kleineren Formates an. Diese Vorläuferin könnte die zum fränkischen Reichshof gehörige St. Martinskirche mit Pfarrecht gewesen sein. Das Patrozinium des hl. Blasius entstammt wohl dem 12. Jh., als Kaufbeuren den Weifen gehörte. Auch durch diese frühere Kirche muß der Wehrgang hindurchgeführt haben, um den Rundgang der Wächter zum Turm und zur nach Osten absteigenden Mauer nicht abzubinden, vielmehr aber um ihnen eine Gelegenheit zu bieten, in der Kapelle, ohne den Wehrgang zu verlassen, zum Gebet zu verweilen. Auf diesen Zweck, den Wehrleuten und insbesondere den Webern und Waffenschmieden, die vorwiegend die Bürgerschaft ausmachten, als Kapelle zu dienen, weisen die Heiligen hin, deren Bilder im Altarwerke aufgestellt sind: Patrone der Weber: St. Blasius für Wollhechler, E r a s m u s für Garnwinder, U I r i c h für Stadtverteidiger überhaupt, und Patrone der Waffenschmiede, Schwertschläger, Bogen-, Armbrust- und Büchsenmacher, St. Johann d. T. und Sebastian. Die hl. Anna behütet die Heimstätten vor Feuer, der hl. Christophorus vor Wassernot. Erstmals erfahren wir 1319 von einer Ablaßurkunde von zwei italienischen Bischöfen, die Blasiuskapelle sei damals im Bau fertiggestellt gewesen; näheres ist nicht bekannt. Im 15. Jahrhundert wurde die Kapelle (mit der Erneuerung der Stadtmauer) von Grund auf neu gebaut. Die Vollendung des Chors 1435 bezeugt eine Inschrift über dem Eingang des Vorzeichens; ein Gewölbeschlußstein im Chor: 1436, Jos Mair; über dem Chorbogen, dem Langhaus zu: 1484. Die in die Rückwand des Choraltars eingefügte Weiheurkunde nennt als Tag der Einweihung der Kirche durch Fr. Ulrich, O. Fr. Min., Weihbischof von Augsburg, den 7. Juli 1485. Zunächst war das Langhaus im Innern mit einer Holzdecke (Tonnenwölbung) versehen, das auf vier Pfeilern ruhende Gewölbe ist wohl erst im 16. Jahrhundert eingebaut worden, als man auch daranging, den alten Choraltar durch einen neuen zu ersetzen, der 1518 datiert ist.

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