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Zwischen Glaspalast und Maximilianeum

Architektur in Bayern zur Zeit Maximilians II. 1848-1864


Bücher aus Bayern   Autor: Nerdinger Winfried
Verlag: Münchner Stadtmuseum
ISBN: 3932353013 ()
Erscheinung: 1997
Seiten: 411

Vor zwanzig Jahren begannen das Architekturmuseum der Technischen Universität München und das Münchner Stadtmuseum eine gemeinsame Ausstellungsreihe zur bayerischen Architektur. Nun wird der zehnte Band vorgelegt, mit dem die Architektur in Bayern zwischen 1848 und 1864, also die Zeit Maximilians IL, anhand einer exemplarischen Auswahl von fast einhundert Bauten dokumentiert wird. Da die bayerische Architektur dieser Jahre, im Gegensatz zur vorangehenden Epoche Ludwigs 1., bislang kaum untersucht worden ist, mußte die Bautätigkeit umfassend neu recherchiert werden. Die Mehrzahl der vorgelegten Pläne und Fotografien wird deshalb auch erstmals gezeigt. Die Epoche Maximilians II. ist gekennzeichnet durch eine Reihe von divergierenden Entwicklungen, die zumeist darauf basieren, daß dem Aufbruch Bayerns ins Industriezeitalter durch eine Verankerung in Geschichte, Tradition und Brauchtum entgegengewirkt, beziehungsweise daß der Modernisierungsschub durch Sozialfürsorge und politische Reformen kanalisiert wurde. So wurden die Militäranlagen als Folge der Revolution von 1848 massiv verstärkt und gleichzeitig die sozialen Einrichtungen besonders gefördert. Das Eisenbahnnetz wurde großzügig ausgebaut und die Mobilität erweitert und als Gegenstück bayerisches Brauchtum und die Liebe zur Heimat als Mittel zur Hebung des bayerischen Nationalgefühls zum Programm erhoben. Industrialisierung und Gewerbefreiheit wurden angekurbelt und gleichzeitig eine Legitimierung und Sicherung der Macht durch Verweis auf die Geschichte angestrebt. Diese Divergenzen spiegeln sich auch in der Architektur, die dadurch eine besondere Vielfalt erhält: den großen neuen Kasernenanlagen steht eine Vielzahl von Sozialbauten gegenüber; die Brückenkonstruktionen der Bahnlinien, die zu den Meisterwerken der Ingenieurbaukunst zählen, kontrastieren mit einer bayerisch-nationalen Architektur aus volkstümlichen und ländlichen Motiven, und das Gegenstück zu den modernsten Glas-Eisen-Konstruktionen wie Glaspalast. Schrannenhalle oder Botanisches Museum ist der Versuch Maximilians. durch einen ~Vettbewerb einen neuen Baustil erfinden zu lassen, der gotische und moderne Architekturformen zu einem neuen allgemein verbindlichen Stil verschmelzen sollte. Die Frage »In welchem Stile sollen wir bauen?« war von Architekten bereits seit Jahrzehnten diskutiert worden. Maximilian erhoffte sich, durch eine Stilerfindung in Bayern nicht nur eine kulturelle Vorrangstellung für sein Land zu gewinnen, sondern er wollte damit auch seinen Vater, den gefeierten Kunstkönig Ludwig 1., in dessen eigenem Gebiet übertreffen. Die Münchner Maximilianstraße, Gegenstück zur Ludwigstraße des Vaters und eine der großen städtebaulichen Leistungen des 19. Jahrhunderts, dokumentiert noch heute diesen Anspruch. Die Bauformen der Maximilianstraße begründeten zwar keinen neuen Architekturstil, sie gingen aber doch als Maximilianstil, der noch überall in Bayern präsent ist, in die Architekturgeschichte ein. Wir danken den Leihgebern, allen die uns bei der Vorbereitung durch Rat und Tat geholfen haben sowie insbesondere den Mitarbeitern der beiden veranstaltenden Institutionen.

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in Zusammenarbeit mit Gerhard Willhalm (stadtgeschichte-muenchen.de)


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