Liebe/r
schau mal, was für ein Buch ich entdeckt habe!
Schöne Grüße
1472-1972
Verlag: Süddeutscher Verlag ISBN: 3799156922 () Erscheinung: 1972 Seiten: 333 |
Geschichte - Gegenwart - Ausblick
NIKOLAUS LOBKOWICZ
Im Jahre 1972 die größte deutsche Universität anläßlich ihrer joo-Jahrfeier vorzustellen, ist kein einfaches Unterfangen. Nicht etwa deswegen, weil die deutsche Universität der siebziger Jahre sich in einer »Krise« befindet oder weil Feiern von der Art, wie die Ludwig-Maximilians-Universität sie im Juni 1972 begeht, als unzeitgemäß gelten. Ein halbes Jahrtausend Geschichte berechtigt zu Festfeiern und Festschriften auch dann, wenn sie dem Zeitgeist widersprechen sollten und wenn die feiernde Institution allen Grund hat, ihre Gegenwart mit Unbehagen und ihre Zukunft mit ernster Sorge zu betrachten.
Die Schwierigkeit liegt vielmehr darin, daß Zeiten der Krise auch Zeiten des raschen und oft kaum vorhersehbaren Wandels sind und der Rektor mithin seine Universität nur mit dem Vorbehalt vorstellen kann, daß so manches, was er Anfang 1972 schreibt, vielleicht nicht mehr zutrifft, wenn seine Zeilen im Juni desselben Jahres den Leser erreichen. Die im Sommer 1965 beschlossene Satzung unserer Universität (die ihrerseits auf die Satzung von 1953 zurückgeht) wurde zwischen dem Juni 1968 und dem November 1970 nicht weniger als siebenmal abgeändert. Weitere Satzungsänderungen werden demnächst folgen — wobei die Wandlungen, die sich innerhalb der jeweils geltenden Satzung vollziehen, vom Entstehen informeller Gremien, die stillschweigend Kompetenzen satzungsmäßig festgelegter Organe übernehmen, bis zu Akzentverschiebungen in der Interpretation der Satzung selbst, so vielfältig sind, daß die Universitätsspitze sie gelegentlich nur mit Mühe übersehen kann. Wenn im Sommer 1972 die 500-Jahrfeier stattfindet, wird der Bundestag vermutlich das Hochschulrahmengesetz verabschiedet haben und der Bayerische Landtag über das Landeshochschulgesetz beraten; wie die Universität zwei drei Jahre später, wenn die Gesetze vollzogen sind, aussehen wird, kann heute niemand recht voraussehen.
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