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Bayerische Baukunst der Königszeit

Bücher aus Bayern   Autor: Bösl Hanna, Bösl Simon Bösl
Verlag: Pannonia Verlag
ISBN: 3789701246 ()
Erscheinung: 1985
Seiten: 48

Das 19. Jahrhundert war in Bayern, wie überall in Europa, eine Epoche der verschiedenartigsten Kunstrichtungen. Ihre Namen sind Gemeingut; jedoch nicht alle dieser geläufigen Begriffe sind auf die Architektur anwendbar. So erschienen das Empire und seine verbürgerlichte Form, das Biedermeier, nur als Innendekoration klassizistischer Bauten. Und die Romantik, neben dem Klassizismus die zweite Kraft des Jahrhunderts, die in Dichtung, Malerei und Musik ihren ureigensten Ausdruck fand, konnte naturgemäß in der Baukunst nicht sinnenfällig werden - es gibt kein gebautes Gefühl. »Romantische Architektur« war kein Stil an sich; sie wurde bestimmt durch die Wahl ihrer Vorbilder, die man nicht, wie im Klassizismus, im griechisch-römischen Altertum suchte, sondern vor allem in der »vaterländischen Antike«, dem deutschen Mittelalter. In der Plastik zeigt sich das Romantische in den Motiven: Schwanthalers Hofgarten-Nymphe ist ein deutsches Märchenwesen, seine Bavaria eine Germanin mit Bärenfell und Eichenkranz. Zusammen mit der klassizistischen Ruhmeshalle symbolisiert sie die Neigung Ludwigs I. und seiner Zeit, zugleich deutsch und hellenisch zu empfinden. - Sieht man im Klassizismus weniger einen eigenen Stil als den ersten aller Neo-Stile, so erscheint als gemeinsamer Nenner des ganzen Jahrhunderts der Historismus, Urheber einer Folge von Renaissancen vom Parthenon bis zum Trianon. Die einzelnen Sekundärstile - Klassizismus, Neugotik, Neurenaissance, Neubarock und zweites Rokoko - lassen sich allerdings nicht mit den Personen oder Regierungsdaten der jeweiligen Herrscher gleichsetzen. Klassizismus und Neugotik liefen im Zeitgeschmack wie in der Person Ludwigs I. nebeneinander: derselbe König erbaute Glyptothek und Mariahilfkirche, wie später sein Enkel Linderhof und Neuschwanstein. Schon als Kronprinz baute Ludwig I. Glyptothek und Odeon; als Kronprinz ließ Max II. Hohenschwangau umgestalten und das Wittelsbacherpalais errichten. Das Jahrhundert schritt von der Nachahmung der Antike zur Nachahmung schlechthin. Alle Ubergänge waren fließend, vieles war gleichzeitig möglich. Was die einzelnen Epochen verband, war der Blick auf das Geschichtliche.

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in Zusammenarbeit mit Gerhard Willhalm (stadtgeschichte-muenchen.de)


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