Liebe/r
schau mal, was für ein Buch ich entdeckt habe!
Schöne Grüße
Bd. 4. Angerviertel
Autor: Burgmaier Andreas Verlag: Oldenburg ISBN: B0000BRE04 () Erscheinung: 1966 Seiten: 581 |
VORWORT
Das Angerviertel hieß ursprünglich Rindermarktviertel. Als „quarta fori peccorum" bezeichnet es lie Stadtvierteleinteilung von 1363 und noch lange führte es nach einem wohl in ältester Zeit auf ler breiten, teilweise platzartigen Straße zwischen Peterskirche und Rosenstraße abgehaltenen Vieh-narkt diesen Namen. Von allen vier Stadtvierteln hatte das Angerviertel die größte räumliche Aus-lehnung und reichte vom Sendlinger Tor über das Angertor, den Einlaß oder das Schiffertor, über .äs Teckentor, das später zugemauert wurde, bis zum Isartor. Gegen das Stadtinnere wurde dieses ^iertel begrenzt von der Sendlinger Straße und der Rosenstraße, vom Marienplatz und Tal. Im ingerviertel lag die älteste und bis 1271 einzige Pfarrkirche der Stadt, St. Peter, das älteste Kloster, t. Jakob am Anger, ein Franziskanerkloster, das 1284 in ein Klarissenkloster umgewandelt wurde, nd das erste Spital der Stadt, das Heiliggeistspital auf dem heutigen Viktualienmarkt, von dem es 823 wegverlegt und nach und nach abgebrochen wurde. Nur die Kirche davon steht heute noch, ine Reihe wichtiger wirtschaftlicher Einrichtungen der Stadt fanden sich in diesem Viertel: die tadtwaage, die Fleischbänke und das Schlachthaus, die 1315 vom Marienplatz weg unter das Peters-;rgl verlegt und nach Errichtung eines zweiten Fleischmarkts am Färbergraben als untere Fleisch-inke bezeichnet wurden, die Stadtmang, eine alte und eine neue, das Färbhaus, der Eichstadel, die nschlittschmelze am Angertor, eine Schleifmühle am Oberanger. Auf dem heutigen St.-Jakobs-atz wurden jahrhundertelang die Jakobidult und die spätere Gebnacht- oder Dreikönigsdult abgeilten, ebenso der Heumarkt, wonach er auch die Namen Dultplatz oder Heumarkt führte. Auf ihm fand sich die städtische Heuwaage, der Stadtbaustadel und das Feuerhaus, das Zeughaus, heute adtmuseum, der städtische Marstall, auch als städtische Wagenfahrt bezeichnet, und das unter urfürst Ferdinand Maria errichtete Seidenhaus.
Am Oberanger fand lange der Roßmarkt statt. Im Angerviertel lag auch die Roßschwe der Bäckerschnelle, das Haus des Henkers im Henker- oder Scharfrichtergäßl, heute ein Blumenstraße, dicht dabei das Frauenhaus und das Haus des Abdeckers oder Schinders s Bettel- oder Haiturm. Der Taschenturm in der Gegend des heutigen Sebastiansplatzes die als Studentenkarzer, später als Militärgefängnis, das 1682 errichtete Zucht- oder Arbeitshai Korrektionshaus benannt, lag am Rand des heutigen Viktualienmarkts. Der Wasserreichti Stadtviertels führte im Mittelalter zur Errichtung zahlreicher Bäder. Es fanden sich hier das i beim Heiliggeistspital, das Rosenbad im Rosental, das Giganbad am Unteren Anger, das Seh an der heutigen Dultstraße, das Radibad am Radisteg und das Eselbad im Tal.
Die soziale Schichtung der Bevölkerung des Angerviertels weist große Gegensätze au bürgerliche und kleinbürgerliche Schichten, Tagwerker, Däntier, Tuchscherer, Leinweber, Metzger, Kuttelwascher, Flößer neben den ältesten und bedeutendsten Ratsgeschlechtern Rindermarkt Haus neben Haus saßen und hier, nicht etwa am Marienplatz, Jahrhunderte Hauptquartier hatten. Fast alle bekannten Patriziernamen tauchen hier auf, die Dichtl, Fleck! Ligsalz, Pötschner, Pütrich, Reitmor, Schluder, Schobinger, Schrenk, Stupf, Unterholze, die DalTArmi, Fleckinger, Füll, Nocker, Rosipal.
Mit diesem vierten Band ist das Häuserbuch der Stadt München, dessen erster Band i 8oo-Jahr-Feier erschien, abgeschlossen. Geplant ist noch ein eingehendes Register, das Bände für jeden Benutzer und Forscher rasch erschließt. Gedacht sei hier nochmals derer, Gelingen dieses großen Werkes, das seinen Wert über die Zeiten hinweg behalten wird, be beigetragen haben und mittlerweile gestorben sind: meines Vorgängers Reinhold Scha Initiator, Andreas Burgmaiers als Bearbeiter der Quellen, Gustav Schneiders als Zeichner schwer erkrankt hat dieser unter größter Anstrengung die letzten Zeichnungen zum vierte gefertigt. Gedankt sei meinen Mitarbeitern für ihre Mithilfe bei den mühevollen Korrektura Mein besonderer Dank gilt dem Stadtrat der Landeshauptstadt München für die verstand) Finanzierung des Druckes. Er hat mit diesen vier Bänden wohl die bleibendste Erinnerung an die 800-Jahr-Feier unserer Stadt geschaffen und sich selbst damit ein rühmliches Denkmal gesetzt
München im November 1966
Dr. Miachael Schattenhofer
Archivdirektor
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