Autor | Frieb Katharina |
Verlag | C.H. Beck Verlag |
Reihe | Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte (Nr. 143) |
Gattung | Historisches Sachbuch |
Themenbereich | Historisches |
Epoche | 1500-1800 |
Suchbegriff | Kirchenvisitation |
ISBN | EAN | 3406107389 | 9783406107382 |
Bibliotheksbestand | BV021834571 | Download | Kostenloser Download |
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In ihrer Dissertation stellt Katharina Fricb die oberpfälzischen Visitationsprotokolle des späten 16. Jahrhunderts in den Mittelpunkt einer ausführlichen historischen und mcdienwisscnschaftlichen Betrachtung.
Kaum an die Macht gekommen, hatte Kurfürst Ludwig VI. von der Pfalz (1576-1583) die Weichen für die umfassende Kontrolle des lutherischen Kirchenwesens in der Oberpfalz gestellt. Nach einem calvinistischcn Zwischenspiel unter seinem Vorgänger Friedrich III. (1559-1576) führte Ludwig VI. das Luthertum wieder ein und veranlaßte sofort umfangreiche personelle Umbesetzungen. Schon im folgenden Jahr, 1577, rief er einen lutherischen Kirchenrat ins Leben, der sich in der Folge als weitgehend selbständige Behörde etablieren konnte, und erließ eine neue Kirchenordnung. 1579 folgte mit einer Visitationsordnung eine konkrete Instruktion, nach deren Richtlinien die tatsächlichen Zustände in den Gemeinden der Kuroberpfalz ermittelt werden sollten. Noch im selben Jahr entfaltete sich eine rege Visitationstätigkeit, die das gesamte Territorium umfaßte und bis 1583, dem Todesjahr Ludwigs VI., andauern sollte. Die Ergebnisse dieser weitgehend flächendeckenden Visitationsreisen - die Kuroberpfalz war mittlerweile in sieben Supcrintendcnturen, nämlich Auerbach, Cham, Kemnath, Nabburg, Oberviechtach, Tirschenreuth und die Ämter vorm Wald, cingctcilt worden - bieten nicht nur eine aussagekräftige Momentaufnahme zu vielerlei Aspekten des täglichen Lebens, sondern stellen hervorragende Quellen zum Kirchenwesen jener Zeit dar. Man erfährt von örtlichen Konflikten, vom Zustand öffentlicher Gebäude ebenso wie von der Kirchenausstattung; der Lebenswandel der Pastoren und ihrer Familien wird beschrieben, die gottesdienstliche und seelsorgerischc Arbeit, insbesondere Katechese und Predigt, aber auch Volksfrömmigkeit und Brauchtum finden Eingang in diese Protokolle. Sic bieten somit nicht nur einen hervorragenden Einblick in das Leben der Oberpfälzer Bevölkerung in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, sondern sie geben auch Einblicke in die fortgeschrittene Verwaltung und Bürokratie dieses Visitationswerks.
Zum anderen werden die Visitationsakten im Sinne einer modernen Fragestellung als Medien und Wissensspeicher betrachtet: In einer neuartigen Perspektive werden die vielfältigen kommunikativen Strukturen dargelegt, die im Umfeld der Visitation bestanden, es wird erörtert, ob und wie dieses komplexe Beziehungsgeflecht in den schriftlichen Aufzeichnungen seinen Niederschlag gefunden und Auswirkungen auf den Informationswert der behandelten Qucllengruppen hat.
Vorwort
Quellen- und Literaturverzeichnis
Einleitung
ERSTER TEIL
DIE KUROBERPFALZ
I. Die Oberpfalz und die Geschichte ihrer Zugehörigkeit zur Kurpfalz.
II. Skizze der konfessionellen Entwicklungen in der Kuroberpfalz
ZWEITER TEIL
DIE LANDESVISITATION IN DER OBERPFALZ VON 1579 BIS 1583 UNTER KURFÜRST LUDWIG VI.
I. Zum Forschungsstand
II. Die Ausgangsbedingungen der Visitation
III. Für die Visitation grundlegende Maßnahmen und Neuerungen im Bereich der kirchlichen Organisation
A. Personelle Veränderungen
B. Festschreibung und Verbreitung von Standardformen
C. Neue Strukturen: Kirchenrat und Superintendenturen
IV. Die normativen Grundlagen des Visitationswerks
A. Die Kirchenordnung von 1577
1. Der Ausgangspunkt:
Die Kirchenordnung Ottheinrichs aus dem Jahr 1556
2. Die unter Ludwig VI. vorgenommenen Veränderungen
B. Die Visitationsordnung von 1579
V. Die Kirchenratsprotokolle: Struktur und Inhalte
VI. Vorbereitung, Planung und Organisation der Landesvisitation
VII. Der tatsächliche Verlauf
A. Von den Anfängen 1579 bis ins Jahr 1581
B. Die Visitationsrelation von 1581
C. Die Visitationen ab 1581
DRITTER TEIL
DIE VISITATIONSTÄTIGKEIT DER JAHRE 1582 UND 1583
I. Vorüberlegungen
A. Zur Methode
B. Möglichkeiten und Grenzen des gewählten Verfahrens
II. Inhaltliche Auswertung des Quellenbestands
A. Allgemeine Tendenzen
B. Die Inhalte nach Visitationssprengeln auf der Grundlage des modifizierten Erhebungsbogens nach
Ernst Walter Zeeden
1. Kirchenratsvisitationen
a) Inspektion Lengenfeld
b) Landgericht Amberg
c) Sprengelübergreifende Visitationsreise
d) Stadt Amberg
2. Spezialvisitationen
a) Superintendentur Nabburg
b) Superintendentur Kemnath
c) Superintendentur Cham
d) Superintendentur Oberviechtach
e) Superintendentur der Ämter vorm Wald
f) Superintendentur Tirschenreuth
g) Superintendentur Auerbach
III. Ein Blick zurück: Tendenzen von Kontinuität und Veränderung gegenüber der Generalvisitation
(1579-1581)
VIERTER TEIL
DIE VISITATIONSAKTEN ALS MEDIEN UND WISSENSSPEICHER
I. Die Bedeutung der Visitation im Horizont ihrer Zeit
A. Erklärte und mutmaßliche Intentionen und Strategien der Landesobrigkeit
B. Die Herrschafts- und Kommunikationsstrukturen
1. Das Herrschaftsgefüge
2. Die kommunikative und mediale Vernetzung der Instanzen
3. Einige Beispiele zur Veranschaulichung des Informationstransfers
C. Die Entstehungsumstände und das Maß an Effizienz
D. Eine mögliche Wirkungsgeschichte?
E. Das innovative Potential des Vorgehens
1. Relative Kontinuität und Serialität
2. Durchgängige Schriftlichkeit und dauerhafte Aufbewahrung
3. Standardisierungstendenzen seitens der Obrigkeit
F. Zur Einordnung der Art der Datensammlung in die allgemeine Verwaltungsgeschichte
II. Überlegungen zum Informationsgehalt der zentralen Quellengattung Visitationsprotokoll
beziehungsweiseVisitationsbericht
A. Objektive Datenerfassung oder Dominanz der Subjektivität in Aussage und Rezeption?
1. Die Rolle der einzelnen Visitatorenpersönlichkeit
2. Bedeutung und Folgen unterschiedlicher Akzentsetzungen
3. Zusammenfassende Bewertung der obrigkeitlichen Vorgaben
B. Die Vor- und Nachteile von Spezialvisitationen gegenüber einer Landesvisitation
C. Der Grad der Akzeptanz der Visitationstätigkeit und sich daraus ergebende Konsequenzen
1. Das Image der Visitation als Institution
2. Kompetenzen und Stellung der Visitatoren
3. Gängige Verhaltensmustcr im Umgang mit den Visitatoren
D. Der weite Weg von der vergangenen ..Wirklichkeit' zum heutigen Bild davon: einige quellenkritische
Anmerkungen
1. Systematische Erfassung versus Möglichkeiten des Verschweigens, Manipuliercns und
Mißverstehens
2. Übereinstimmungen und Widersprüche:
Die Wirksamkeit von Mehrfachbefragungen
3. Zur Aussagekraft des sich bietenden Bildes von den Lebensverhältnissen des 16. Jahrhunderts
E. Möglichkeiten und Grenzen einer Annäherung an Alltagsgeschichtc über Verwaltungstexte
Ergebnisse und Ausblick
Anhang
Register