Verlag | Maria Faber Verlag München |
Seiten | 150 |
Suchbegriff | Hotel Vier Jahreszeiten |
Buchart | Broschüre |
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Mit dem Segen des Königs Es bedarf nicht allzu großer Phantasie, sich die Adresse „Maximilianstraße 17" im Gewand royali-stischer Glanzzeiten vorzustellen: Landauer und Equipagen, wie sie ihre illustren Gäste aus der damals noch geschlossenen Gesellschaft am terra-cottafarbenen Portal des Grandhotels abladen. Zylinderbehütete Herren mit schneeweißem Seidenschal über der schwarzen Pellerine, wie sie ihre in aufwendige Abendroben mit vielen Volants gehüllten Damen über die schmale Auffahrt einem glanzvollen Abend entgegengeleiten. Eifrige und umsichtige Dienerschaft, wie sie unauffällig und unaufgefordert zur Stelle ist, wenn sie gebraucht wird, und wie sie sich diskret zurück hält, wenn ihre Anwesenheit nicht erwünscht ist. Dies alles überfordert die Phantasie nicht; denn mehr als nur ein Hauch des Fin de siecle hat sich nicht nur von der ehrwürdigen Fassade des Vier Jahreszeiten erhalten, das sich seit gut zwei Jahrzehnten mit dem Zusatz ..Kempinski" schmückt. Das Haus ist ein Juwel in der Perlenkette des Prachtboulevards, als der die Maximilianstraße angelegt ist. Das Vier Jahreszeiten wurde nicht nur mit dem Segen Maximilians II. gebaut, es wurde vielmehr auf die königliche Anregung hin errichtet. Denn der Monarch als „Gesamtkunstwerk" angelegt und hat als solches sowohl dem Bombenkrieg als auch dem Zahn der Zeit widerstanden, und die Straße hat ihre unverwechselbare Identität bis an die Schwelle zum dritten Jahrtausend herübergerettet. Auch altgediente Mitarbeiter, seit mehr als einem halben Menschenleben mit dem Flair eines Grandhotels vertraut und in der Kunst geübt, feierliche Momente mit routinierter Selbstverständlichkeit und scheinbar emotionslos zu überspielen, erlebten das große Ereignis als ein bewegendes Stück Zeitgeschichte: Würdevoll durchschritten der japanische Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko das einladend geöffnete Glasportal des Vier Jahreszeiten. Die in der Hotelhalle anwesenden Gäste erhoben sich respektvoll applaudierend aus ihren Sesseln und erlebten, was sie vielleicht in diesem Moment nicht erwartet hatten: Der Exponent einer jahrtausendalten Dynastie, von seinen eigenen Untertanen als Gottwesen verehrt und in der europäischen Vorstellung umgeben von einer Aura der Unnahbarkeit, erwies sich als eine Persönlichkeit, die bei aller Würde ihrer hohen Stellung eine wohltuende Wärme ausstrahlte. Der Kaiser dankte für die ihm entgegengebrachten Ehrenbezeigungen mit Gesten sympathischer Offenheit und erwiderte die Ovationen mit einem Lächeln, das weit mehr werkern war es gelungen, alle Arbeiten bis zum Besuch des japanischen Kaiserpaares abzuschließen und der Wiedereröffnung durch die kaiserliche Premiere den gebührenden Glanz zu verleihen. Die Lobby des Vier Jahreszeiten, seit Generationen ein gesellschaftlicher Mittelpunkt der Stadt, ein Ort der Begegnungen und ein Platz des Sehens und Gesehenwerdens, eine Bühne eleganter Auftritte, hat durch die Renovierung neues Leben gewonnen, ohne ihre Identität aufzugeben. Für die an die distinguierte Atmosphäre einer der schönsten Hotelhallen Europas gewöhnten Gäste ist es „ihr" Foyer mit allen seinen Vorzügen und innenarchitektonischen Besonderheiten geblieben. Für diejenigen, die das Vier Jahreszeiten zum erstenmal betreten, ist es eine erregend-faszinierende Begegnung mit der Visitenkarte eines der letzten Grandhotels in Europa. Ein Haus, das den Glanz vergangener Tage mit den Bedürfnissen des späten 20. Jahrhunderts verbindet.
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