Autor | Schrott Ludwig |
Verlag | Hugendubel Heinrich GmbH |
Seiten | 316 |
Buchart | Broschüre |
ISBN | 3880340099 |
Erschienen | 1975 |
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An das Wort Alltag hängt sich gern ein Adjektiv, das nichts Gutes verspricht: grau. Diese Kennzeichnung des Einförmigen, Bedrückenden, ja Trostlosen scheint ein Buch über den Alltag zu belasten. Auch über den Münchner Alltag? — Man muß einräumen, daß hier das Leben einen besonderen Zuschnitt gehabt hat. Leute mit Vergleichsmaßstäben behaupten, München sei sogar heute noch nicht in jene Uniform der Modernität geschlüpft, die andere Großstädte so schlecht kleide. Womit allerdings die Möglichkeit einer unerwünschten Verwandlung auch des Münchner Alltags zugegeben wird. Besorgte Einheimische fragen ja unentwegt: Wie wird es noch werden, wenn man die Eingriffe in das Bild des einstigen München nicht wirksamer als bisher kontrolliert? Wie soll sich Münchens Eigenart behaupten, wenn ihr die allmächtige Wirtschaft nur noch so viel Luft läßt, als im Interesse des Fremdenverkehrs unbedingt erforderlich ist? Wohin soll es aber auch führen, wenn Demonstranten gegen die bisherige mangelhafte Ordnung zugleich alle frühere über den Haufen werfen und das Kind mit dem Bad ausschütten?
Nicht wenige Gegenwartsprobleme türmen sich vor demjenigen auf, der eigentlich die weite Landschaft der achthundertjährigen Stadtgeschichte durchwandern möchte. Probleme, denen man nicht ausweichen kann, weil sie den Sinn der geplanten Wanderung fundamental in Frage stellen. Will München nicht mehr München bleiben, dann wird sein Alltag in vergangenen Jahrhunderten nur noch für wenige von Belang sein. Daß aber das Inbild München heute gefährdet ist, kann man kaum mehr bezweifeln.
Ziemlich allgemein wird die Hauptgefahr in der Zuwanderung gesucht. In dem Einströmen von Menschen, die nicht nach München passen und also zur Veränderung des Bevölkerungscharakters beitragen. Nun ist aber die Schwierigkeit mit den Zugereisten so alt wie die Stadt selbst. Schon der Anstoß zu ihrer Gründung erfolgte von außen her; und als sie — durch Zuzug — ein stattliches Gemeinwesen geworden war, strömten vom 14. Jahrhundert an besonders Gelehrte und Künstler herbei.