Die Tegernseer Altarretabel des Gabriel Angler und die Münchner Malerei von 1430-1450 - Möhring Helmut
 

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Die Tegernseer Altarretabel des Gabriel Angler und die Münchner Malerei von 1430-1450

Autor Möhring Helmut
Verlag scaneg Verlag
Reihe Beiträge zur Kunstwissenschaft
Seiten 280
Personen Angler Gabriel
Buchart Broschüre
ISBN | EAN 389235071X | 9783892350712
ErschienenJanuar 1997

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Gabriel Angler, geboren um 1410, war Münchner Stadtmaler. Weil das von ihm von 1434 bis 1437 gefertigte Hochaltarretabel der Münchner Marienkirche, das teuerste Altarwerk seiner Zeit, verschwunden ist, blieb sein Name bis heute relativ unbekannt. Erhalten sind allerdings seine Retabel für die Tegernseer Klosterkirche. Damit besitzen wir wenigstens ein gut gesichertes Fundamentalwerk der Münchner Malerei der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, das die Bedeutung dieses nahezu vollständig verlorengegangenen Kunstkreises aufzeigt.

Zwei Retabel sind es, die Angler für Tegernsee geschaffen hat: die monumentale Tabula Magna (1444/45) und die en grisaille gemalte Lettnerkreuzigung (um 1440). Beide waren in den Jahrhunderten nach ihrer Aufstellung überarbeitet, zerteilt und disloziert worden. Somit ist es besonders wichtig, das Augenmerk auf die technischen Aspekte zu legen, um einen geistigen Gesamtzusammenhang wiederzugewinnen. dabei erweisen sich beide Retabel in ihrer Konzeption als äußerst widersprüchlich: vom Aufbau her sehr traditionell, in der Malweise und Anlage der Bilder aber als das modernste, was es in Süddeutschland zu sehen gab. Wie geschickt die Retabel auch in den Gesamtkontext des Kirchenraums und der Liturgie eingebunden waren, ist für Tegernsee schlüssig dokumentiert. Just in jenen Jahren erlangte Tegernsee unter Abt Aindorffer seine Führungsrolle unter den süddeutschen Klöstern zurück, und da die personelle Spitze des Konvents zu den politisch und geistesgeschichtlich führenden Größen gehörte, ist auch die Betrachtung der Auftraggeberseite ein wichtiger Punkt. Der hohe Anspruch des Klosters wurde eben nicht nur durch finanzielle und personelle Maßnahmen, sondern auch durch die benediktinische Reform, die von Wien und Melk ausging, getragen.

Neben diesem wichtigen Hintergrund darf der Künstler aber nicht vergessen werden, denn die Entscheidung der Auftraggeber, ihre wichtigsten Retabel von Gabriel Angler anfertigen zu lassen, zeugt auch von der Bedeutung des Münchner Stadtmalers. Dieser erreichte seine Führungsrolle in der oberbayerischen Herzogsstadt ähnlich schnell wie Hans Multscher in Ulm oder Stephan Lochner in Köln. Wann er starb, ist unbekannt. Der starke Einfluß der niederländischen Kunst ließen ihn bald in Vergessenheit geraten, obwohl sein erzählerisches Talent für Dramatik und Drastik mitbestimmend war für die Malerei der zweiten Jahrhunderthälfte in Oberbayern.

  1. Forschungsstand und Problemstellung zu Gabriel Angler und den ihm zugeschriebenen Werken
    1. Biographische Notizen zum Leben Gabriel Anglers
    2. Die Trennung von (Pseudo-)Mäleskircher und Angler
    3. Das Hochaltarretabel der Münchner Frauenkirche
    4. Der Auftrag zum Tegernseer Hochaltar
    5. Weitere Angler zugeschriebene Werke
      1. Die „Lettnerkreuzigung“
      2. Für Angler urkundlich gesicherte Werke
      3. Ursprünglich (Pseudo-)Mäleskircher zugeschriebene Werke
  2. Die Tabula Magna aus Tegernsee
    1. Die technischen Aspekte
      1. Die Originalgröße
      2. Die Farbgebung
    2. Rekonstruktion der Leseweise
    3. Zusammenfassung der technischen Aspekte
    4. Die Szenen der Tabula Magna
      1. Vorbemerkung
    5. Die Werktagsseiten
      1. Die Erzählung des Quirinus-Zyklus
      2. Die Ermordung des Philippus Arabs
      3. Die Geißelung des hl. Quirinus
      4. Die Enthauptung des Heiligen Quirinus
      5. Das Fleischwunder in der Tegernseer Krypta
    6. Die Festtagsseiten
      1. Christus am Ölberg
      2. Die Kreuztragung
        1. Exkurs: Der Hl. Kreuz-Kult als Mittel der Klosterreform
        2. Beschreibung
      3. Die Entkleidung
      4. 2.6.4. Die Annagelung
      5. 2.6.5. Die Kreuzigung
      6. 2.6.6. Die Auferstehung
  3. Die „Lettnerkreuzigung“
    1. Technischer Befund
    2. Der ehemalige Standort der Tafel
    3. Vergleichende Analyse zwischen „Lettnerkreuzigung“ und Tabula Magna
    4. Die Farbgebung
      1. Exkurs: Grisaille im Spannungsfeld zwischen Bescheidenheit und Raffinement
    5. Die Datierungsfrage
      1. Die Datierung des Tegernseer Lettners
      2. Die Datierung der Tafel
    6. Verwandte oder analoge Konstruktionen zur Scheinrahmung der Lettnerkreuzigung
      1. Grabanlagen
      2. Sakramentsnischen
      3. Liturgische und geistesgeschichtliche Zusammenhänge
      4. Vergleichbare Retabel und andere Zusammenhänge aus dem kunsthandwerklichen Bereich
  4. Die politische Situation in Oberbayern in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts
    1. Die kirchlichen Reformbestrebungen
      1. Die Reform von Melk und ihre geistigen Wurzeln.
    2. Abt Caspar Aindorffer
      1. Die Massnahmen Abt Aindorffers im Zug der Klosterreform
      2. Die Kunsttätigkeit Tegernsees unter Abt Aindorffer
  5. Künstlerischer Kontext in München und Bayern
    1. Probleme und Fragen zum „Münchner“ Kunstkreis
      1. Die Zeit vor 1445
      2. Exkurs: Bemerkungen zu Retabelformen der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts
      3. Der Meister der Pollinger Altartafeln
      4. Der Meister der Benediktbeurer Kreuzigung
      5. Der Meister der Münchner Marientafeln
    2. Gabriel Angler
      1. Kenntnisstand Anglers aufgrund seiner Biographie
      2. Künstlerischer Kontext der Lettnerkreuzigung
      3. ünstlerischer Kontext der Tabula Magna
        1. Hans Multscher und Gabriel Angler- zwei Gegenpole
        2. Verwandte Werke und Motive zur Tabula Magna
      4. Ausblick: Die Zeit um 1450 und danach
  6. Bibliographie
  7. Bildernachweis
  8. Abbildungen

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