Rezensionen
 

Frei, Hans – Stettmayer, Fritz: Bedeutsame Kulturlandschaften in Bayerisch Schwaben

„Ich lieb so sehr das Schwabenland, dass nie die Lust zur Arbeit schwand.“ Diesem Motto folgte Prof. Dr. Hans Frei in den zurückliegenden drei Jahren beim Verfassen des Buches „Bedeutsame Kulturlandschaften in Bayerisch Schwaben“. Er ist ein profunder Kenner Schwabens und war viele Jahre als Bezirksheimatpfleger, Universitätsdozent für Kulturgeographie und als Direktor des Museums Oberschönenfeld tätig. Sein Anliegen ist es, mit dem vorliegenden Werk zur Wertschätzung und Erhaltung der schwäbischen Kulturlandschaften und des sich hierin vereinenden natürlichen und kulturellen Erbes beizutragen.

Bayern besitzt einen reichen Schatz an Kulturlandschaften, die die Einmaligkeit und Vielfalt unseres Kulturstaates ausmachen, wie z. B. historische Weinbergslandschaften am Main oder im Taubertal, die Flößereilandschaft im Frankenwald, Streusiedlungslandschaften im Alpenvorland, Kloster- und Wallfahrtslandschaften wie sie etwa im Stiftland und in Bayerisch-Schwaben zu finden sind. Nicht zu vergessen die traditionellen Erholungslandschaften an den großen Seen, man denke an das Blaue Land zwischen Murnau und Kochel.

Gemeinsam ist solchen gewachsenen Kulturlandschaften, dass sie geprägt sind durch typische Landschaftselemente, die Ausdruck der Landnutzung und des gestaltenden Wirkens vergangener Generationen sind. Sie sind ebenso wichtige Zeugnisse unserer Geschichte wie die Bau- und Kunstdenkmäler im Land.

Kulturlandschaften machen Regionen unverwechselbar, sie prägen Heimat und vermitteln Heimatgefühl und tragen zur lokalen und regionalen Identität bei. Darüber hinaus können sie in erheblichem Maße für den Tourismus wichtig sein. Als „weiche Standortfaktoren“ haben sie zunehmend auch ökonomische Bedeutung für die Attraktivität des Landes als Wohn- und Wirtschaftsraum.

Aufgrund des fortschreitenden Landschaftswandels verloren in den letzten Jahrzehnten die bayerischen Kulturlandschaften jedoch ganz erheblich an historischer Substanz. Jeden Tag geht Typisches und Unverwechselbares der Heimat unwiederbringlich verloren, häufig aus Unwissenheit.

Viele positive Beispiele zeigen jedoch, dass es möglich ist, die Landschaft unter Wahrung der Bezüge markanter Elemente zeitgerecht zu entwickeln. Dies gelingt besonders dort, wo der Dreiklang von Naturvorgabe, Kulturlandschaftsgenese und der Stempelabdruck menschlichen Wirkens in Gestalt von Kulturdenkmälern und historischen Kulturlandschaftselementen in ihrer Wechselwirkung abgebildet werden.

Bereits von 2011 bis 2013 hatte das Bayerische Landesamt für Umwelt vertiefend zu der flächendeckend vorliegenden kulturlandschaftlichen Gliederung Bayerns zusammen mit der TU München und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf im Rahmen eines Vorhabens, das dem Biodiversitätsgedanken verschrieben war, 112 bedeutsame Kulturlandschaften in Bayern ermittelt und beschrieben. Deren historisch gewachsenes Erscheinungsbild, das bis heute in weiten Teilen Bestand hat, wurde in knapper Form in Steckbriefen dargelegt (s. https://www.lfu.bayern.de/ natur/kulturlandschaft/bedeutsam/index.htm).

Im Regierungsbezirk Schwaben befinden sich 18 dieser bedeutsamen Kulturlandschaften, die in dem Buch von Hans Frei und Fritz Stettmayer nun detaillierter vorgestellt werden, hinterlegt mit umfassenden Literaturangaben. Sie reichen vom Nördlinger Ries über die Klosterlandschaft Oberschönenfeld, den Augsburger Stadtwald, das Ecknachtal zwischen Tödtenried und Klingen (verfasst von Michael Ritter), über Ottobeuren und sein Umland, die Erholungslandschaft Bad Wörishofen, das Bodenseegebiet um Oberreitnau und Bodolz bis hin zur Allgäuer Bergregion.

Die zahlreichen Aufnahmen, die Fritz Stettmayer als Fotograf zu dieser Publikation beitrug, untermalen farbenprächtig und eindrucksvoll die zum überwiegenden Teil von Hans Frei verfassten textlichen Ausführungen.

Im Kapitel über Kulturlandschaften im Spannungsfeld zwischen Erhaltung und Veränderung kommt Hans Frei zum Schluss: Es gilt „die breite Öffentlichkeit über den Stellenwert der Kulturlandschaft zu informieren und die verantwortlichen Fachbehörden für eine Berücksichtigung in den Planungsstufen zu motivieren. Die lebensnahe Erfahrung [zeigt], dass man nur schätzt und schützt, was man kennt.“

Entscheidend sind das Sehen, Lesen, Verstehen und Vermitteln von landschaftlichen Besonderheiten, die auch „nicht so auffällige und wenig spektakuläre Eigenschaften“ einschließen, und das Begreifen des meist schleichenden Landschaftswandels, dessen Auswirkungen erst in einer kritischen Retroperspektive gewahr werden, wie Thomas Schneider in einem Kapitel der Publikation eingehend ausführt. Die Bewusstseinsbildung für die Werte der Kulturlandschaft muss über alle Bevölkerungskreise hinweg ansetzen, ehrenamtliches Engagement wecken und insbesondere auch im Bildungswesen und in der Wissenschaft, nicht zuletzt bei politischen Entscheidungsträgern wieder stärker Fuß fassen.

Auch das in dem Buch in einem Beitrag von Markus Hilpert vorgestellte Projekt „Erfassung, Dokumentation und Präsentation von Elementen der historischen Kulturlandschaft im Landkreis Augsburg“, das in den Jahren 2018 bis 2020 als LEADER-Kooperationsprojekt durchgeführt wurde, folgte diesem Ansatz. Über 600 Kulturlandschaftselemente wurden im Rahmen des Vorhabens erhoben und können eine wertvolle Informationsgrundlage für raumrelevante Planungen liefern. Sie werden zugleich in der unter der Obhut des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege stehenden Kulturlandschaftsdatenbank (www.kulturlandschaftsforum-bayern.de) eingebunden, die Teil der digitalen Ehrenamtsplattform „Kulturlandschaftsforum Bayern“ ist , deren Ausbau durch das Bayerische Staatsministerium der Finanzen gefördert wird (Heimat-Digital-Regional-Förderrichtlinie – HDRFöR) und der Bevölkerung, Heimatvereinen sowie Bildungseinrichtungen als Informationsbörse und Netzwerk dienen soll.

 Thomas Büttner

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Diese Buchbesprechung hat uns die „Zeitschrift „Schönere Heimat“ zur Verfügung gestellt.

Frei, Hans – Stettmayer, Fritz: Bedeutsame Kulturlandschaften in Bayerisch Schwaben

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in Zusammenarbeit mit Gerhard Willhalm (stadtgeschichte-muenchen.de)


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