Autor | Hartmann Peter Claus |
Verlag | Verlag Friedrich Pustet |
Seiten | 367 |
Regierungsbezirk | Oberbayern |
Suchbegriff | Kurfürst Karl Albrecht, Kaiser Karl VII. |
Buchart | Broschüre |
ISBN | 3791709577 |
Erschienen | 1985 (Regensburg) |
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Von der Geschichtsschreibung wird Karl Albrecht, als röm.-dtsch. Kaiser Karl VII., geradezu stiefmütterlich behandelt. Historikern unserer Zeit gilt er als schwächster Fürst aus dem Hause Wittelsbach. Man bezeichnet ihn als untätigen und unfähigen Herrscher, der nur seiner Kunst- und Bauleidenschaft frönte. Seinem Mangel an staatspolitischer Größe habe man den endgültigen Zusammenbruch der europäischen Stellung Kurbayerns zu verdanken. Aber besteht dieses negative Urteil über Karl Albrecht zu Recht?
Peter C. Hartmann ist dieser Frage nachgegangen. Vor allem in französischen Archiven hat er bisher unbekanntes Quellenmaterial aufgespürt, das ein neues Licht auf die Persönlichkeit Karl Albrechts wirft. Wie kein zweiter wird dieser Wittelsbacher in seinen Jugendjahren auf seine künftige Regentenaufgabe vorbereitet. Doch als er die Nachfolge seines Vaters Max Emanuel auf dem bayerischen Thron antritt, befindet sich Kurbayern in einem desolaten Zustand. Die Zeitgenossen bestätigen, daß Karl Albrecht sofort das Ruder fest in die Hand nimmt. Er bildet die Regierung um und leitet eine rigorose Sparpolitik ein, um die ererbte Schuldenhypothek von rund 27 Mill. Gulden zu reduzieren. Trotz der anfänglichen Erfolge dieser Politik hat er sie in den dreißiger Jahren wieder aufgegeben. Es beginnt jetzt eine Zeit, da der bayer. Kurfürst große Summen in den Hof, in Bauten und in die Kunstförderung steckt. Künstler wie François Cuvilliés, die Brüder Zimmermann und Asam schaffen Rokokobauten, die zu den europäischen Spitzenleistungen zählen. Welche Absicht stand hinter dieser plötzlichen Prachtentfaltung? Hatte sie zu tun mit der Aussicht, zum erstenmal seit über 400 Jahren wieder die Kaiserwürde für das Haus Wittelsbach gewinnen zu können? Karl Albrechts Außenpolitik zwischen den Jahren 1726 und 1741 wird von den Kritikern als ziellose Schaukelpolitik bezeichnet. Bei genauerer Quellenanalyse ergibt sich allerdings ein anderes Bild.
Auch wenn diese politische Biographie viele Vorurteile, die über Karl Albrecht bestehen, entkräftet, so unterschlägt sie freilich nicht die Schwächen und Fehler dieses Mannes. Bei seinem Griff nach der Kaiserkrone verließ er sich angesichts seiner schwachen Machtbasis zu sehr auf die Franzosen. Zu spät merkte er, daß diese ganz andere Ziele und Interessen verfolgten, vor allem aber keinen starken Wittelsbacher Kaiser wollten, sondern eine schwache Figur, die von ihnen abhängig war. Als er 1742 in Frankfurt endlich zum Kaiser gekrönt wurde, war er ein Herrscher ohne Land, Geld und Macht.
Prof. Dr. Peter C. Hartmann, geb. 1940. Studium der Geschichte und Romanistik. Promotion 1967 in München, 1969 Doctorat d' Université an der Sorbonne. 1975/76 Habilitation in München. 1970-1981 wiss. Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Paris. Lehrte an den Universitäten Paris VIII, Mainz, München und Regensburg. Seit 1982 Prof. für Neuere Geschichte und Bayer. Landesgeschichte an der Universität Passau.
Karl Albrecht, 1697 als erster Sohn aus der zweiten Ehe Max Emanuels mit der polnischen Königstochter Therese Kunigunde geboren, wird 1726 bayerischer Kurfürst. Als Karl VII. war er von 1742 bis zu seinem Tode 1745 der zweite Wittelsbacher auf dem Kaiserthron. Unter ihm entstanden in Bayern die vortrefflichsten Bauten des Rokoko. Aber unter seiner Regierung kam es auch zum endgültigen Zusammenbruch der europäischen Stellung Kurbayerns. Historikern unserer Zeit gilt Karl Albrecht als schwächster Fürst aus dem Hause Wittelsbach. Man bezeichnet ihn als untätig und unfähig und wirft ihm einen verhängnisvollen Mangel an staatspolitischer Größe vor.
Hartmann ist diesen Vorwürfen nachgegangen. Er zeichnet aufgrund neuer Quellen und Dokumente ein Porträt dieses umstrittenen Herrschers, das viele der bestehenden Vorurteile revidiert. Die erste Karl Albrecht Biographie seit 1830 schildert den in seinen Höhen und Tiefen fesselnden Lebensweg dieses typischen Fürsten seiner Zeit, der „gerade durch seinen Aufstieg zu einem der unglücklichsten Herrscher dieser Erde wurde" (Voltaire).