Ludwig I. von Bayern. Königtum im Vormärz - Gollwitzer Heinz
 

Publikationen

Ludwig I. von Bayern. Königtum im Vormärz

Eine politische Biographie

Autor Gollwitzer Heinz
Verlag Süddeutscher Verlag
Seiten 950
Epoche 1800–1900
Personen Ludwig I. König von Bayern
Buchart Broschüre
ISBN 3799162879
Erschienen1992

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Am 25. August 1986 jährt sich der Geburtstag König Ludwigs I. von Bayern zum 200. Mal — Anlaß, sich nach Jahrzehnten, in denen die Wissenschaft wenig mit diesem bedeutenden Herrscher befaßt war, Rechenschaft abzulegen über dessen Bedeutung aus heutiger Sicht. Heinz Gollwitzer geht es in seiner Biographie einer der farbigsten und umstrittensten Monarchenpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts um die politische Welt des Wittelsbachers.

Ludwigs Vater, König Max I. Joseph, war noch ganz in Pariser Kultur aufgewachsen und französischer Regimentskommandeur in Straßburg gewesen, wo auch Ludwig das Licht der Welt erblickte. Dieser hat später als Thronerbe zwar die durch Napoleon ermöglichte Erhebung Bayerns zum Königreich und seine Gebietsvergrößerung zu schätzen gewußt, aber, ergriffen von der jungen deutschen Nationalbewegung, haßte er den „Protektor" des Rheinbundes und das französische Hegernonialsystem. 1807 kam ihm der Gedanke der Walhalla, den er wie andere Vorhaben mit charakteristischer Zähigkeit jahrzehntelang bis zur Vollendung verfolgte: zur damaligen Zeit ein deutscher Protest gegen Napoleon und ein Versuch, das Zusammengehörigkeitsbewußtsein der Deutschen voranzubringen. Die Regierung Ludwigs I. (1825—1848) ist dadurch gekennzeichnet, daß er in seiner Hand ein politisches und mäzenatisches Königtum vereinigte und seiner persönlichen Regie alle wichtigen Entscheidungen eifersüchtig vorbehielt. Sein Kunst-Königtum hat er gelegentlich als Kompensation für die Begrenztheit bayerischer Mittelstaatlichkeit und als das wichtigere seiner beiden „Reiche" aufgefaßt. Geht man von der Dauerwirkung aus, mag man ihm zustimmen. Außenpolitisch war der Spielraum Ludwigs als eines in den Deutschen Bund eingegliederten Souveräns beengt. Seine Bemühungen um Rückgewinn der rechtsrheinischen Pfalz erwiesen sich als aussichtslos. Die Einsetzung seines Sohnes Otto als König von Griechenland hat man als Abenteuer bezeichnet. Das war aber damals nicht unbedingt vorauszusehen gewesen.

Innenpolitisch gelang es dem Finanztalent Ludwigs, seinen Staat zu sanieren und sich durch rigorose Sparsamkeit Bewegungsfreiheit für seine Vorhaben zu verschaffen. Trotz seines autokratischen Temperaments „volksrechtlich" gesinnt, steuerte Ludwig anfänglich einen maßvoll progressiven Kurs, der Metternich erschreckte. Damit verband er seine Klösterrestauration und eine Politik kirchlicher Regeneration. Betroffen gemacht von der Französischen Revolution 1830 und vom Verlauf der Sitzungsperiode des Bayerischen Landtags 1831 ging Ludwig zu entschiedener Reaktionspolitik über. Aber auch in der Ära ausschließlicher Defensive suchte er strenge Wahrung der Krön- und Staatssouveränität mit schwungvoll-idealistischer Förderung des deutschen Nationalgedankens zu verbinden. Die Revolution 1848 hätte auch bei anderer Regierungsweise des Königs von Bayern nicht haltgemacht. Begünstigt wurde ihr Ausbruch durch eine unmittelbar vorhergehende Affäre Ludwigs mit der Abenteurerin Lola Montez, die gerade konservative Kreise gegen ihn aufbrachte und zur Konfrontation mit der Münchner Bürgerschaft führte.

Zwanzig Jahre hatte er fortan die Rolle eines vom politischen Entscheidungsprozeß ausgeschalteten Exkönigs zu spielen. Ludwig war im Vormärz der konsequenteste Repräsentant des monarchischen Prinzips. In dieser Biographie, die zum ersten Mal ganz nach bisher nicht zugänglichen Quellen gearbeitet ist, wird ihm eine auf lange Zeit Bestand habende Würdigung zuteil.
Heinz Gollwitzer, geboren 1917 in Nürnberg, hat in München Geschichte studiert und sich habilitiert. Von 1957—1982 war er Ordinarius für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Münster. Er ist Mitglied der Bayerischen und der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften sowie Verfasser mehrerer Bücher zu historisch-politischen Themen; als Kenner der hier behandelten Epoche ist er durch verschiedene Fachpublikationen ausgewiesen.

VORWORT

  • B UC H I: Erbprinz - Kurprinz - Kronprinz
    1. STAATENWELT UND DYNASTISCHE POLITIK IM 19. JAHRHUNDERT
      1. Der Staat als Fürstenwerk und Fürstenschicksal
      2. Von der europäischen Fürstenfamilie zur Staatengesellschaft
      3. Fortbestand des dynastischen Familienkartells
    2. DIE FRANZÖSISCHE REVOLUTION UND DIE EUROPÄISCHEN MONARCHIEN
      1. 1789: Weltgeschichtliche Zäsur
      2. Aufgeklärter Absolutismus als Wegbereiter der Revolution
      3. Monarchie und Republik
      4. Fürstlicher Widerstand und fürstliche Kompromisse
      5. Monarchie und nationales Prinzip
    3. ZWEIBRÜCKEN: KLEINFÜRSTLICHE WELT UND GROSSE POLITIK
      1. Dynastischer Glanz und territoriale Zersplitterung
      2. Ungewisse Anwartschaft
      3. Herzog Max Joseph von Pfalz-Zweibrücken
    4. GEBURT EINES NEUEN STAATES
      1. Kurbayern zwischen Österreich und Frankreich 1799-1805
      2. Staatsorganisation
      3. Staat und Kirche
      4. Staat und Gesellschaft
    5. ERZIEHUNG UND BILDUNGSGANG EINES THRONFOLGERS
      1. Elternhaus —Hofmeister—Hauslehrer
      2. Auf den Universitäten Landshut und Göttingen
      3. Erste Italienreise
      4. Bildungshorizont der Kronprinzenzeit
    6. VASALL UND FRONDEUR
      1. Vor der Begegnung mit Napoleon
      2. Staats- und Familienallianz mit Bonaparte
      3. Der Kronprinz am Hof der Tuilerien
      4. Von einem Feldzug zum ändern
      5. Generalgouverneur des Inn-und Salzachkreises
      6. Ausgang der napoleonischen Vasallität
      7. Bayerischer Staatspatriotismus und deutsches Nationalbewußtsein zu Beginn des 19. Jahrhunderts
    7. VOM RHEINBUND ZUM DEUTSCHEN BUND
      1. Confederation Rhenane
      2. 1814: Ereignisse und Reflexionen
      3. Auf dem Wiener Kongreß und in Paris
      4. Territorialfragen
      5. Im Deutschen Bund
    8. THRONFOLGERPROBLEME
      1. Generationsunterschiede — Eine Kronprinzenpartei?
      2. Sturz eines Ministers oder eines Systems?
    9. KONSTITUTIONALIST UND WÄCHTER DER VERFASSUNG
      1. Die Konstitution von 1818 und ihre Vorgeschichte
      2. Verteidiger des konstitutionellen Bayern
    10. VORBEREITUNG AUF DAS HERRSCHERAMT.
      1. Staatspolitik
      2. Kirchenpolitik
      3. Hauspolitik
    11. VERSUCH EINES PSYCHOGRAMMS
  • BUCH II: Königtum
    1. SOUVERÄN UND BUNDESFÜRST
      (Außenpolitik 1825—1834)
      1. Monarch und Auswärtiger Dienst
      2. Herrscher eines Mittelstaates
      3. Die deutschen Großmächte und Süddeutschland
      4. Der »Rote Faden«
      5. Deutscher B und: Defensive nach außen
      6. Deutscher Bund: Defensive nach innen
      7. Regionale Zollvereine und Deutscher Zollverein
    2. HAUS UND HOF
      1. Dynastie und Staat
      2. Die königliche Familie
      3. Die Welt des Hofes
    3. MONARCH-ADEL-BÜROKRATIE
      1. Königtum und Aristokratie
      2. Monarchische Herrschaft und bürokratisches System
    4. MONARCHIE UND »PROVINZIALGEIST«
      1. Stämme und Geschichtslandschaften
      2. Altbayern
      3. Franken
      4. Pfalz
      5. Staatsräson und regionaler Anspruch
    5. DAS ERSTE JAHRFÜNFT
      1. Regierungskunst: Synthese oder Balance?
      2. Neuer Kurs
      3. Der Landtag 1827/28
    6. REGIERUNGSSTIL EINES AUTOKRATEN
    7. EIN »GUTER WIRT«
      1. Sanierung des Staatshaushalts
      2. Die Kehrseite
    8. KEIN SOLDATENKÖNIG
      1. Vater und Sohn
      2. König und Armeeführung
      3. Das Heer als Sparobjekt
      4. Festungen
      5. Bundespflichten und strategische Optionen
      6. Des Königs Stiefkinder
    9. ÜBERGANGZURDEFENSIVE
      1. Julirevolution 1830
      2. Der »längste und schlechteste Landtag«
      3. Beseitigung der Ministeropposition
    10. »VORBEUGEN HEISST DAS GROSSE WORT«
      1. Opposition und Reaktion
      2. »Pazifizierung«
      3. Justizterroroder: die Stunde Hoermanns
    11. HELLAS
      1. Philhellenismus
      2. Wittelsbachische Sekundogenitur und bayerische Regentschaft
      3. Mißgeschicke
    12. DER KÖNIG UND DER STANDESHERR
      1. Weihrauch für den Monarchen
      2. Bayerisches »Juste Milieu«?
      3. »Ehre, wem Ehre gebührt«?
      4. Der Budget-Landtag 1837
    13. DER LANDESHERR UND SEINE KIRCHE
      1. 1. »Religion als das Wichtigste«
      2. 2. Der Münchner und der Römische Hof
      3. 3. Staatskirchentum und Konfessionalisierung
      4. 4. Klösterrestauration
      5. 5. Parteiungen und Krisen
    14. BILDUNGSPOLITIK
      1. Leitmotive
      2. »TeutscheSchulen«
      3. Gymnasien
      4. Universitäten und Akademie
    15. SCHUTZHERR DER KATHOLISCHEN SACHE
      1. Politischer Katholizismus in Bayern
      2. Der Maximilianeische Gedanke
      3. Weltkatholizismus, nicht Ultramontanismus
      4. Die Kölner Wirren
      5. Fragmente einer europäisch-katholischen Politik
    16. »DIE PROTESTANTEN RUHEN NIE«
      1. BayerischeBikonfessionalität
      2. Kirchlicher und politischer Protestantismus
      3. Die Beschwerden der Protestanten
    17. »DER ERSTE STAATSMANN BAYERNS«
      1. Aufstieg eines »Roturiers«
      2. Ideologe und Praktiker: Katholische Restauration der Gesellschaft
      3. Abel und Wallerstein
      4. Von Landtag zu Landtag
    18. ZWISCHEN WIEN UND BERLIN
      (Außenpolitik 1834-1848)
      1. Deutscher Bund und europäische Politik
      2. Der preußisch-österreichische Dualismus
      3. Nationale Prestige-und Kulturpolitik
    19. KANALBAU UND EISENBAHNEN
      1. Der ökonomische Faktor
      2. Kanalbau
      3. Eisenbahnen
    20. EIN TRAUERSPIEL
      1. 1. Abels Rücktritt und seine Vorgeschichte
      2. 2. Auf fatalem Kurs
    21. DAS LETZTE REGIERUNGSJAHR
      1. Systemwechsel?
      2. »Ministerium der Morgenröte«
      3. Ministerium Wallerstein-Berks
    22. THRONVERZICHT
  • BUCH III: Epilog
    1. VOMTHRONE HERABGESTIEGEN«
      1. »Politischtot«
      2. Die griechische Kalamität
      3. 1866
      4. Das Ende
    2. KUNSTKÖNIGTUM UND MÄZENATISCHE POLITIK
      1. 1. Zwei Reiche in einer Hand
      2. Motivationen
      3. Politik und Kunst: Ludovizianische Analogien
      4. Der König und »seine« Künstler.
      5. Historischer Ort eines Mäzens
    3. KÖNIGTUM IM VORMÄRZ
      1. Dynastische Dimension der Politik
      2. Politische Bilanz des ludovizianischen Königtums
  • ANHANG
    • ANMERKUNGEN
    • ABKÜRZUNGEN
    • VERZEICHNISDERBENÜTZTENARCHIVEUNDSAMMLUNGEN
    • QUELLEN-UND LITERATURVERZEICHNIS
      1. AKTENEDITIONEN, VERORDNUNGENSAMMLUNGEN, BRIEFWECHSEL, AUTOBIOGRAPHIEN, ERINNERUNGEN, ZEITGENÖSSISCHE PUBLIZISTIK IN AUSWAH
      2. AUSWAHLBIBLIOGRAPHIE
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