Die Münchner Moriskentänzer - Lauterbach Iris, Weidner Thomas
 

Publikationen

Die Münchner Moriskentänzer

Repräsentation und Performenz städtischen Selbstverständnisses

Autor Lauterbach IrisWeidner Thomas
Verlag Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Reihe Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München
Seiten 214
Personen Grasser Erasmus
Suchbegriff Moriskentänzer
Buchart Broschüre
ISBN | EAN 9783980607193 | 9783980607193
Erschienen2013

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Der Bildhauer und Baumeister Erasmus Grasser (um 1450-1518) aus Schmidmühlen in der Oberpfalz schuf mit den Münchner Moriskentänzern ebenso einzigartige wie rätselhafte Hauptwerke der süddeutschen Bildschnitzerei des Spätmittelalters.
Die zehn 1480 entstandenen Holzfiguren gehören zu den bedeutendsten Kunstwerken der Stadt München, deren Ratsvertretung den ungewöhnlich hoch dotierten Auftrag vergeben hatte. Sie wurden im damals neu errichteten Tanzhaus am Marienplatz aufgestellt, das heute als das „Alte Rathaus" bekannt ist. Eine Deutung der Figuren als frühe Zeugnisse bürgerschaftlicher Repräsentation scheint nahezuliegen. In ihrem ursprünglichen Zusammenhang waren die Moriskentänzer jedoch in ein komplexes heraldisches Programm eingebunden, das den bayerischen Landesherrn ins Zentrum eines kosmologischen Weltentwurfs rückte. Als exotische Entourage im höfischen Zeremoniell übernahmen die Figuren die in der zeitgenössischen Bildsprache gängige Funktion der Wappenträger und ordneten sich als preziöses Ornament in einen Kontext ein, mit dem der Herzog von Bayern einen dynastischen Anspruch auf die Vormachtstellung im Reich anmeldete.
Mit der Darstellung der ursprünglich wohl maurischen Tanzsprünge und ihrer grotesken Bewegungsmotive, die den Posen heutiger Raver nicht unähnlich sind, scheint der Künstler nicht zuletzt die gestalterischen Möglichkeiten der Holzschnitzerei demonstriert zu haben, einer traditionellen Technik, der in Skulpturen aus Stein und Bronze eine neue Konkurrenz erwuchs. Das statuarische Prinzip des Bildwerks fand in den Moriskentänzern zu einer virtuos interpretierten Auflösung.
Der vorliegende Band widmet sich den Moriskentänzern aus historischer, kunstgeschichtlicher, musikwissenschaftlicher sowie kostümkundlicher Sicht und versucht die Figuren in ihren historischen Kontext zurückzuführen.
Mit Beiträgen von: Richard Bauer, Thomas Eser, Julian Jachmann, Ulrich Kirstein, Iris Lauterbach, Johannes Pietsch, Hans Ramisch, Manuel Teget-Welz, Thomas Weidner und Lorenz Welker

  • Iris Lauterbach und Thomas Weidner
    Vorwort
  • Richard Bauer
    Dynastie und Bürgerschaft in Konkurrenz.
    München um 1480
  • Thomas Weidner
    Der Fürstenstaat aus Sicht der Stadt.
    Zur Deutungsgeschichte der Münchner Moriskentänzer
  • Julian Jachmann
    Die Moriskentänzer im Kontext: Kommunale Räume in süddeutschen
    Reichs- und Residenzstädten
  • Lorenz Welker
    Moresca und Moriskentanz: Rezeption des Fremden in Musik und Tanz in Spätmittelalter und Renaissance
  • Manuel Teget-Welz
    Die Moriskentänzer des Erasmus Grasser und die Darstellung der Bewegung in der Skulptur um 1480
  • Thomas Eser
    Vom Morisk zum Putto? Verbildlichungen „heftiger Bewegtheit" und höfisch-bürgerliche Affektkontrolle im späten 15. Jahrhundert
  • Johannes Pietsch
    Die Kostüme der Moriskentänzer
  • Hans Ramisch
    Ist über Grasser schon alles gesagt?
  • Ulrich Kirstein
    Der Morisk im Herrgottswinkel.
    Zur Rezeption der Moriskentänzer im Nationalsozialismus
  • Iris Lauterbach
    Nummernrevue auf gotisch:
    Carl Lamb und die Moriskentänzer im Kulturfilm der Nachkriegszeit
  • Tafelteil
  • Ortsregister
  • Personenregister
  • Abbildungsnachweis

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