Autor | Selig Wolfram |
Verlag | Aries Verlag |
Seiten | 191 |
Suchbegriff | Juden, Friedhof, Synagoge |
Buchart | Broschüre |
ISBN | 3920041348 |
Erschienen | 1988 |
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Zum Geleit
„Sie stecken in Brand dein Heiligtum, schänden deines Namens Stätte..." Dieses Wort aus dem 74. Psalm ist in den mächtigen Granitblock gemeißelt, der als Mahnmal jenen Ort markiert, an dem sich von 1887 bis zum 8. Juni 1938 die Hauptsynagoge der jüdischen Gemeinde Münchens befunden hatte.
Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ließ auch in München das Wort des Psalmisten schreckliche Realität werden. Die Schändung des Gotteshauses - als „Beseitigung eines Verkehrshindernisses" deklariert - geschah wenige Monate vor jenen schmachvollen Ereignissen des 9. November 1938, die unter der zynischen Bezeichnung „Reichskristallnacht" zum Kainsmal deutscher Geschichte wurden. Die züngelnden Flammen wurden zum Fanal für die Vernichtungsmaschinerie des Terrors. Unter vielen anderen fiel ihm auch beinahe die gesamte in München ansässige jüdische Gemeinde zum Opfer.
Geblieben sind noch nicht einmal Grabstätten. München beherbergt zwar zwei israelitische Friedhöfe. Doch die Gräber, die sie bergen, sind Hinterlassenschaften aus Epochen unserer Lokalgeschichte, deren sich die Stadt lieber besinnt. Sie sind Zeugnisse aus Zeiten, da Juden weit mehr als geduldete, vielmehr geachtete und geschätzte Bürger unserer Stadtgemeinde waren. Wir erkennen dankbar an, daß jüdische Mitbürger allen vergangenen Vorkommnissen zum Trotz München heute wieder mit Vertrauen begegnen, sich im besten Sinn des Wortes hier „beheimatet" fühlen.
Dieses Buch, zu dessen Autoren auch kenntnisreiche Mitarbeiter des Münchner Stadtarchivs zählen, hat sich die Spurensicherung jüdischen Lebens und Sterbens in unserer Stadt zum Ziel gesetzt. Wer sich mit dem Thema „Synagogen und jüdische Friedhöfe in München" befaßt, kann und darf sich nicht auf versteinertes Erbe beschränken. Das Thema gebietet vielmehr auch Nachsinnen darüber, was jüdische Mitbürger für München über die Jahrhunderte hinweg bedeutet haben; welche Anregungen sie in das geistige, kulturelle und politische Leben der Stadt eingebracht haben; aber auch, welchem Mißtrauen, welchen Anfeindungen, Verfolgungen und Pogromen sie ausgesetzt waren.
Die Landeshauptstadt bemüht sich nach Kräften um die Restaurierung jüdischer Grabdenkmäler (wohlwissend, daß man an Steinen nicht wiedergutmachen kann, was man Menschen angetan hat).
Nicht minder wichtig erscheint es mir jedoch, daß sich unsere Stadt die Fülle des Erbes bewußt macht, das sie jüdischen Wurzeln verdankt. Daß sie die prägende Kraft und die Bereicherung zu würdigen lernt, die sie durch ihre jüdische Gemeinde erfahren hat und heute wieder erfahren darf.
Wenn auch die vorliegende Dokumentation dazu einen Beitrag liefern kann, hat sie ihre Bestimmung bereits erfüllt.
Georg Kronawitter Oberbürgermeister