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Charlotte Baron ist keine sechs Jahre alt und von den Nationalsozialisten ist noch lange nichts zu hören, da trifft sie der erste Giftpfeil: „Judenbams", sagt ein Nachbarjunge zu der kleinen Lotte, die sich in ihrem Tegernseer Dirndl so wohl fühlt und für den Prinzregenten schwärmt. Im August 1939 muß die Jüdin mit ihrem Mann Herbert Stein München verlassen. „München war meine Heimatstadt, die mir ganz gehörte, wie ich auch ihr. Ich war rasend stolz auf sie." Charlotte Stein-Pick, geboren am 22. Oktober 1899, liebte ihre Stadt „mit aller Unvernunft, die großer Liebe eigen ist" (Lore Jonas). Das Oktoberfest, Karl Valentin in der Trambahn, die Schwabinger Künstlerfeste, der Sonntagsbummel vor der Feldherrnhalle — sie gehörten zur heiteren Seite der Heimat. „Und mit keinem Gedanken glaubten wir, nicht dazu zu gehören."

Aus dem Gedächtnis und nach Tagebuchaufzeichnungen hat sie 25 Jahre später ihre Erinnerungen niedergeschrieben. Zur letzten Heimat wurde ihr Oakland in Kalifornien. Aber bis zuletzt sprach sie lieber Münchnerisch als Englisch.
Überlebt hat sie durch viel Glück und den Mut von Menschen, die auch unter außergewöhnlichen Umständen nicht den Kopf verloren. ,Nie könnte ich hassen mit solch wunderbaren Erfahrungen."

In einfacher Sprache schildert sie zunächst Kindheit und Jugend vor dem Hintergrund des wachsenden Antisemitismus, dann die Anfänge eines schwierigen neuen Lebens in den USA und ihre kurze Rückkehr nach Bayern in den 50er Jahren. Sie wollte zeigen, zu welcher Katastrophe künstlich angefachter Haß führt.
Jahrelang lagen die Memoiren in der Schublade, bis die Münchner Journalistin Christiane Schlötzer-Scotland die 90jährige 1990 in Kalifornien kennenlernte. Ihr vertraute sie Dokumente, Fotos und die Aufzeichnungen an, um sie in die „verlorene Heimat" zurückzubringen. Am 2. Februar 1991 starb Charlotte Stein-Pick.

• Kindheit
• Kindheit, 2. Teil
• Krankheit
• Kriegsbeginn 1914
• Erste Kriegszeit
• Kriegsende 1918
• Kleine Begebenheiten
• Die Jagd
• Bezauberndes München
• Freunde
• Das alte Haus
• Das Volk der Dichter und Denker
• März 1933
• Gute Menschen
• Wolfratshausen
• Chanukka und Weihnachten
• Die Orgel
• Oktober 1938
• Stuttgart
• Dachau
• Die Befreiung
• Die Tage nach Dachau
• Hilfe in der Not
• Der Adjudant
• Einpacken
• Abschied
• Ausreise 1939
• Cherbourg
• Auf dem Weg
• Le Havre
• Le Havre — Southampton
• Die Überfahrt
• Portland 1940
• Rückkehr 1951
• Rückkehr 1951, 2. Teil
• Aufenthalt 1951
• Sulzbach
• in der Oberpfalz
• Das Telegramm
• Abschiedsgedanken 1951
• Nachwort