Autor | Murr Karl Borromäus |
Verlag | C.H. Beck Verlag |
Reihe | Schriftenreihe zur Bayerischen Landesgeschichte (Nr. 156) |
Seiten | 612 |
Personen | Kaiser Ludwig der Bayer |
ISBN | EAN | 3406107745 | 9783406107740 |
Erschienen | Januar 2008 (München) |
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Mit der Schaffung des wittelsbachischen Königreiches und mit der Amalgamierung des neuen bayerischen Staats in den Jahren des „Napoleonischen Umbruchs“ gerieten die herrschaftliche Legitimation und die soziale Integration zu den drängenden politischen Herausforderungen bayerischer Politik. In dieser Phase historisch neu entdeckt, avancierte der mittelalterliche Kaiser Ludwig der Bayer zur prominentesten Erinnerungsfigur in Bayern im 19. Jahrhundert, die Könige, Staatsmänner, Oppositionelle, Liberale, Geschichtsschreiber, Literaten oder auch Künstler in politischer Absicht unentwegt ins öffentliche Gedächtnis riefen. Die vorliegende Studie zeichnet die Erinnerungsgeschichte Kaiser Ludwigs im Königreich Bayern nacHeft Sie fragt nach der Bedeutung dieser Kaisergestalt in der Geschichtskultur von Staat und Gesellschaft. Sie führt vor Augen, wie Königtum und Bürgertum gleichermaßen die mittelalterliche Welt Kaiser Ludwigs als kulturelle Projektionsfläche nutzten, um sich miteinander als eine ideale „Treuegemeinschaft“ im Zeitalter der konstitutionellen Monarchie politisch zu arrangieren.
Karl Borromäus Murr studierte Geschichte und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, an der Oxford University (St. Edmund Hall) und der Harvard University. Seit 2005 ist er am Bayerischen Textil- und Industriemuseum (Augsburg) tätig. Er ist Lehrbeauftragter an den Universitäten München und Augsburg. Für die vorliegende Dissertation wurde er 2006 von der Forschungsstiftung Bayerische Geschichte mit dem Heinrich-von-Le-veling-Preis der bayerischen Landeshistoriker ausgezeichnet.
Vorwort
Quellen und Literatur
A . „Nicht selten war die Welt heute nicht mehr die Welt von gestern "
I. Das Them
II. Zur Biographie Ludwigs des Bayern
III. Forschungsstand
IV. Quellenlage
V. Ältere Ansätze zur Erforschung des historischen Umgangs mit Geschichte
VI. Neuere Ansätze zur Erforschung des historischen Umgangs mit Geschichte
VII. Das Frageraster der vorliegenden Arbeit
VIII. Die Erinnerungsgeschichte Ludwigs des Bayern als Spiegel kollektiver Identitätsvorstellungen Bayerns
IX . Der Aufbau der Arbeit
B. Die Kaiser-Ludwig-Rezeption im Spatmittelalter und in der Frühen Neuzeit
I. Die spätmittelalterliche Memoria
II. Kurfürst Maximilian I.
III. Karl VII . Albrecht
IV. Die Katholische Aufklärung
C . Die politische Entdeckung Kaiser Ludwigs zur Legitimitätsstiftung des Bayerischen Königreiches 1806-1825
I . Das Kaiser-Ludwig-Monument bei Puch: Der Paradigmen - wechsel vom geistlichen zum säkularen Gedächtnis
1. Die Denkmalsiniaative des Klosters Fürstenfeld
2. Die monarchisch-staatliche Umformung der Denkmalsinitiative
II. Kaiser Ludwig in der Publizistik , Geschichtsschreibung , historischen Forschung und politischen Debatte
1 . Ludwig der Bayer als „große " historische Persönlichkeit
2. Ludwig der Bayer als Widersacher des Papsttums: der „ludovizianische Gedanke" in der Staatskirchenpolitik des 19. Jahrhunderts
3. Ludwig der Bayer als Widersacher des „Erbfeindes" Österreich: der bayerische Anti-Austriazismus im Zeitalter der napoleonischen Kriege
4. Die Schlegel-Lang Kontroverse
5. Überlieferungen und Überreste: historische Spuren Ludwigs des Bayern
a. Die Bestandsaufnahme der Urkunden Ludwigs des Bayern 1
b. Die Suche nach der Grabstätte Ludwigs des Bayern
III. Kaiser Ludwig als Held im historischen Schauspiel: Die Annäherung an Österreich und die Katholische Kirche
1. Von der „Erbfeindschaft" zur Versöhnung mit Österreich
a. Die Versöhnung Ludwigs des Bayern mit Friedrich von Österreich im Zeichen der „Befreiungskriege"
b. Zur literaturgeschichtlichen Kontextualisierung des Versöhnungsmotivs
2. Von der Frontstellung zur Rücksichtnahme gegenüber der Katholischen Kirche
3. Das Scheitern von Ludwig Uhlands Ludwig-der-BayerDrama im Münchner Preiswettbewerb
4. Das Scheitern des vaterländischen Geschichtsschauspiels am Münchner Nationaltheater
IV. Die Popularisierung Kaiser Ludwigs im Dienste der „Ausbildung des National-Charakters" der Bayern
V. Zusammenfassung
D. „Fürsten Huld und Bürgertreue" — Ludwig der Bayer im Dienst der inneren Integration Bayerns zur Zeit Ludwigs I.1825-1848
I. Der staatlich-monarchische Umgang mit der Geschichte Ludwigs des Bayern 1
1. Ludwig I. und Ludwig der Bayer
a. Ludwig I. — ein neuer Ludwig der Bayer? Bayerische Projektionen
b. Die Geschichtspolitik Ludwigs I.
c. Ludwig der Bayer — ein bayerischer Kaiser. Die dynastisch-bayerische Ebene
Königslegitimation
Die Wiedereinsetzung der Franziskaner
Die Umgestaltung des Isartors
d. Ludwig der Bayer - ein deutscher Kaiser: Die deutschnationale Ebene
„Treue im Versprechen"
„Deutsche Treue" (
e. Ludwigs I. Bemühungen um die Burg Trausnitz im Tal
f. Trausnitz im Tal als literarisch-künstlerischer Topos
g. Ludwig I. - ein neuer Ludwig der Bayer? Deutsche Projektionen
h. Zusammenfassung
2. Wissenschafts- und Archivgeschichte unter Ludwig I.
a. Die universitäre Geschichtsschreibung Münchens.
b. Joseph von Görres' romantische Sicht auf Ludwig den Bayern
c. Johann Friedrich Böhmers „Regesten Kaiser Ludwigs des Baiern und seiner Zeit": die Reichsperspektive
d. Joseph von Hormayrs und Maximilian von Freybergs „Regesta Boica": die bayerische Perspektive
e. Zusammenfassung
II. Ludwig der Bayer als „Bürgerkönig" in der Rezeption der bayerischen Städte
1. Kaiser Ludwig der Bayer als Integrationsfigur für die ehemaligen Reichsstädte
a. Das Beispiel Nürnberg
b. Die Motivschichten der Erinnerung der ehemaligen Reichsstädte
Die ehemaligen Reichsstädte als Kaiserorte
Die reziproke Struktur der städtischen Erinnerung an Kaiser Ludwig
c. Die Leistungen der Reichsstädte für den Kaiser
Die Treue im Zentrum der bürgerlichen Erinnerung
Die staatsrechtliche Dimension der Treue
Die künstlerische Darstellung der Treue im Historienbild
d. Die Leistungen des Kaisers für die Reichsstädte
Kaiser Ludwig als Förderer der Reichsstädte
Georg Lommels liberaler Kaiser
Lommels „idealer" Kaiser Ludwig und der „reale" König Ludwig I.
Karl Alexander Heideloffs romantisch-konservativer Kaiser
Heideloffs „idealer" Kaiser und die politisch-soziale „Realität" in Nürnberg
e. Die Kaiser-Ludwig-Rezeption angesichts der Herausforderungvon 1848/49
f. Zusammenfassung
2. Die Schlacht bei Gammelsdorf in der Erinnerung altbayerischer Landstädte
a. Das Beispiel Landshut
b. Die Entstehung des Gammelsdorf-Denkmals
Die Einweihung des Gammelsdorfdenkmals 1842
Das Sozialprofil der Denkmalsspender
Die Landwehr und der Mythos der Schlacht
c. Die Erfindung der Stadtwappen in der lokalen Geschichtsschreibung
d. Die Einführung des Gammelsdorf-Jahrtages
e. Die Haltung der bäuerlichen Bevölkerung Gammelsdorfs
f. Zusammenfassung
E. Kaiser Ludwig der Bayer an der „Spitze des Bürgerthumes" - Aspekte der Erinnerungsgeschichte 1848-1918
I. Maximilian II. und Ludwig der Bayer 1848-1864
1. Paul Heyses Drama „Ludwig der Baier"
2. Karl Heinrich Freiherr Roth von Schrecke
3. Das Kaiser-Ludwig-Denkmal von Matthias Pschorr
4. Im Zeichen des Kulturkampfes - Sigmund Riezler und die Geschichtsschreibung im Kaiserreich
5. Das Kraiburger Volksschauspiel „Ludwig der Bayer oder der Streit von Mühldorf"
6. Die Gammelsdorf-Feiern von 1913
F. Ergebnisse und Perspektiven
I. Ergebnisse
1. Die PoHtik der Erinnerung: Entwicklungen, Strukturen und Identitäten
2. Die Akteure der Erinnerung
II. Perspektiven: Die Erinnerungsgeschichte Ludwigs des Bayern als ein Beispiel moderner Geschichtskultur
1. Die kognitive Dimension
2. Die politische Dimension
3. Die ästhetische Dimension
III. Jenseits einer Geschichtskultur der Moderne
Abbildungen
Register