Zeitlang - Beck Sebastian, Kratzer Hans
 

Publikationen

Zeitlang

Erkundungen im unbekannten Bayern

Autor Beck SebastianKratzer Hans
Verlag Süddeutsche Zeitung
Seiten 172
Gattung Bildband
Themenbereich Mentalität
Buchart Hardcover
ISBN | EAN 3864974895 | 9783864974892
ErschienenNovember 2018

28,00 € Bestellen im Buchhandel

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Watzmann, München, Tegernsee: Wer an Bayern denkt, der verbindet damit meist Oberbayern und die Alpen. Aber wer weiß, wo der Rauhe Kulm liegt? Oder Bayrisch Häusl? Und wer hat schon mal vom Woid Woife gehört? Es ist das Land abseits der großen Touristenströme und Metropolen, das Sebastian Beck als Leiter der Bayernredaktion
seit Jahren mit seiner Kamera bereist. Im Laufe der Zeit formte sich daraus ein Portrait des Freistaats und seiner Menschen.
Eine Liebeserklärung an die andere Heimat mit ihren grandiosen, hässlichen und skurrilen Seiten. Mit Texten von Hans Kratzer.

Rezension

Beck, Sebastian – Kratzer, Hans: Zeitlang. Erkundungen im unbekannten Bayern

Wer in diesen unseligen Corona-Zeiten daheimsitzt und Gefahr läuft, dass ihm die Zeit lang wird, dem sei der Fotoband „Zeitlang“ mit Bildern von Sebastian Beck und Texten von Hans Kratzer ans Herz gelegt. Die beiden Journalisten der Süddeutschen Zeitung versammeln darin Eindrücke von ihren Recherche-Reisen durch Bayern, durch „ein ebenso zauberhaftes wie hässliches Land“, wie es im Vorwort heißt. Schon der wunderbare Titel „Zeitlang“ lässt die Grundstimmung des Buches erahnen, beinhaltet dieser Dialektbegriff aus dem Bairischen doch eine tiefe Sehnsucht, etwa nach einer geliebten Person oder nach einer vertrauten Umgebung. Es ist damit, so die treffende Umschreibung von Hans Kratzer, „ein Gefühl, das den Kern der menschlichen Existenz betrifft“.

Das Buch erliegt in seiner Motivauswahl glücklicherweise nicht der Versuchung, das Land nur aus einseitiger Perspektive darzustellen. Wie leicht wäre es gewesen, Hochglanzfotos von den ach so schönen, wenngleich schon tausendfach abgebildeten Natur- und Kulturschätzen Bayerns zur Schau zu stellen, oder sich andererseits damit zu begnügen, die Verunstaltung unserer Städte und Dörfer sowie die Ausbeutung unserer Landschaften in einer bloßen Aneinanderreihung von Schreckensbildern anzuprangern. Sebastian Beck zeigt stattdessen Bilder des Alltäglichen, die uns umso stärker berühren und ins Bewusstsein rücken, als wir sie vielfach aus unserer eigenen Lebenswelt kennen, meist aber kaum beachten. Es sind gleichermaßen Bilder von der Achtsamkeit und der Rücksichtslosigkeit im Umgang mit unserer Heimat, Bilder von ihrer unaufdringlichen Schönheit und ihrer ungeschminkten Realität, ihrer Beständigkeit und ihrem Wandel. Und es sind Bilder von Menschen: Menschen mit Persönlichkeit und Präsenz, Menschen, die sich trauen, so abgebildet zu werden, wie sie sind, ohne Familienalbumlächeln, ohne bildnerische Schmeicheleien durch den Fotografen. Allen Abbildungen des Bandes ist gemein, dass es Aufnahmen voller Innigkeit sind, bei denen man die Achtung des Fotografen für seine Motive spürt.

Im Frühjahr 2021 zeigte das Literaturhaus München eine Auswahl dieser Bilder im Rahmen einer Sonderausstellung, ergänzt um eine Audiobegleitung mit Kommentaren und Geschichten der beiden Autoren sowie von Bayern-Kennern wie Claudia Pichler, Gerhard Polt oder den Well-Brüdern. Diese ebenso humorigen wie nachdenklichen Stimmen können die Leser über einen QR-Code nachhören – eine zusätzliche Bereicherung des Buches.

Auf jeder Seite des Fotobandes „Zeitlang“ spürt man, dass sich Sebastian Beck und Hans Kratzer ihrer Heimat Bayern verbunden fühlen, ja, mehr noch, dass sie in ihr verwurzelt sind. Sie stellen damit unter Beweis, dass man nicht nur von außen, sondern auch von innen heraus ein kluger, aufmerksamer Beobachter sein kann. Im Vorwort haben sie die Herangehensweise an ihr Buchprojekt in die treffenden Worte gefasst: „Man muss sich auf dieses eigenwillige Land und seine Menschen eben ein wenig einlassen, dann aber öffnet es sich seinen Betrachtern.“ Genau dies gilt auch für diesen Fotoband – wenngleich mit einem einzigen, aber entscheidenden Unterschied: Man „muss“ sich nicht darauf einlassen, man „darf“ es.

 Michael Ritter

Diese Buchbesprechung hat uns die „Zeitschrift „Schönere Heimat“ zur Verfügung gestellt.

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in Zusammenarbeit mit Gerhard Willhalm (stadtgeschichte-muenchen.de)


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