Zugegeben, ein weltberühmtes Ungeheuer wie »Nessie« hat Bayern nicht zu bieten. Wer aber nun
denkt, in den hiesigen Gewässern würde es ungeheuer staad zugehen, der sieht sich nach der
Lektüre von »Wassersagen aus Bayern« eines Besseren belehrt. Im Walchensee tummelt sich ein
abscheulicher Drache, in der Aschauer Klamm lauert der Tatzelwurm mit seinem krokodilähnlichen
Maul, und am Chiemsee treibt die runzelige Wetterhexe ihr Unwesen. Karl-Heinz Hummel,
ausgezeichnet mit dem Ernst-Hoferichter-Preis, hat die aquadämonischen Sagen mit viel Liebe
zusammengestellt. Wie er zuvor schon bayerische Wirtshaus- und Raunachtsagen gesammelt hat.
Bei den Wassersagen war er allerdings nicht alleine. Eine ganz besondere »Muse« stand ihm bei:
das Rockadirl. Die rothaarige Wasserfrau mit dem großen Herzen am rechten Fleck flüsterte »dem
Schreiberling« mit »ihrer heiseren, tiefen und warm tönenden Stimme« in einer romantischen
Sternschnuppennacht am Lagerfeuer Sage um Sage ins Ohr. Wer sich nun vielleicht fragt, wo man
diesem geheimnisvollen Wesen begegnen kann, dem sei das »Lied vom Rockadirl« nahegelegt.
Dort heißt es: »’s Rockadirl, so weiß wie Schnee / Schwimmt nackert nachts im Tegernsee«.
Diese Rezension wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom "Münchner Feuilleton".