Rezensionen
 

Schußmann Markus - Die Kelten in Bayern

Der an der Freien Universität Berlin als Privatdozent beschäftigte Archäologe Dr. Markus Schußmann veröffentlichte im September 2019 in erster Auflage ein Werk mit dem Titel „Die Kelten in Bayern: Archäologie und Geschichte“. Eine vergleichbar ausführliche Darstellung, welche die Kelten im benachbarten Baden-Württemberg beleuchtet, erschien 1981 mit dem Sammelband „Die Kelten in Baden-Württemberg“ von Kurt Bittel, Wolfgang Kimmig und Siegwalt Schiek. Mit seinem Werk stellt sich Markus Schußmann nun in die Reihe dieser Autoren und schließt eine Lücke, indem er den aktuellen Forschungsstand der Archäologie, Geschichte und Kultur der Kelten in Bayern in angemessener Weise einbezieht. Dies geschieht auf mehr als 400 Seiten und ist sowohl eine nach neuesten Erkenntnissen geordnete, als auch gut lesbare und ansehnliche Darstellung keltischer Geschichte. Schußmann bereichert sein Werk zudem durch Erfahrungen aus der Praxis, welche er durch die Leitung zahlreicher Ausgrabungen keltischer Höhensiedlungen und Befestigungsanlagen erweitern konnte.

Was den Inhalt des Buches anbelangt, so ist dieser kohärent aufgebaut. Diese Kohärenz verleiht dem Buch Struktur und bietet dem Leser einen einfachen Einstieg in die Thematik. Der Prähistoriker gliedert seine Darstellung dabei in zehn Kapitel. Die einleitenden Kapitel, in welchen die Geschichte des Keltenbegriffes wiedergegeben und die antiken literarischen und archäologischen Quellen dargestellt werden, die Forschungsgeschichte zusammengefasst sowie eine Übersicht über die Chronologie gegeben werden, stellen einen kurz formulierten, dennoch präzise abgefassten Überblick dar. Schußmann legt in seinem Werk den Fokus auf das Aussehen und die Struktur der Gesellschaft sowie das Siedlungswesen, er geht auf Grabbräuche ein und beleuchtet neben wirtschaftlichen Aspekten auch Kunst und Religion. Mit der Darstellung einfacher Gehöfte und Dörfer bis hin zu den bekannten Oppida Manching und Kelheim zeigt der Autor die Diversität keltischer Siedlungsformen auf. Weiterhin behandelt er ausführlich die Entwicklung der Grab- und Bestattungssitten von der Hallstattzeit bis hin zur Spätlatènezeit und legt ausführlich die Handelsbeziehungen der Kelten zu den Völkern des Mittelmeerraumes dar. Abschließend beleuchtet er die Herkunft der Bayern, weist dezidiert deren Identifikation mit den keltischen Boiern zurück und äußert sich mit Bedacht über eine mögliche keltische Teilhabe an der Ethnogenese des Volkes der Bayern. Ergänzt werden die Ausführungen Schußmanns mit 501 monochromen und farbigen Abbildungen, welche unter anderem Grabungs- und Befundpläne, topografische Skizzen, Rekonstruktionszeichnungen sowie Fotografien von Funden zeigen. Im Anhang der Darstellung findet sich eine äußerst umfangreiche Liste an verwendeter Literatur. Eine gezielte Suche nach bestimmten Themen wird jedoch dadurch erschwert, dass aufgrund fehlender Fußnoten kein unmittelbarer Bezug zu den jeweiligen Veröffentlichungen hergestellt werden kann. Der Verfasser legte den Fokus hier vermutlich mehr auf einen ungestörten Lesefluss als auf eine direkte Nachvollziehbarkeit anhand von Quellenangaben.

Das Buch von Markus Schußmann, das seit Juli 2020 bereits in zweiter, durchgesehener Auflage vorliegt, ist fraglos eine ausgewogene, äußerst anschauliche und sehr gut lesbare Darstellung und ein informatives Nachschlagewerk keltischer Archäologie, Geschichte und Kultur in Bayern.

 Matthias Brenninger

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Diese Buchbesprechung hat uns die „Zeitschrift „Schönere Heimat“ zur Verfügung gestellt.

Schußmann Markus - Die Kelten in Bayern

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in Zusammenarbeit mit Gerhard Willhalm (stadtgeschichte-muenchen.de)


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