01.12.2018 | Stefan Frey
»Ein winzig Bild vom großen Leben« – das versprach Willy Rath in seinem Vorspruch für das
Programm der »Elf Scharfrichter«. Und daran hat sich auch Judith Kemp in ihrer Kulturgeschichte
dieser legendären Münchner Institution gehalten. Der Musik- und Theaterwissenschaftlerin gelingt
es, Münchens erstes Kabarett nicht nur so vollständig wie möglich zu dokumentieren, zu
analysieren und zu erklären, sondern auch dem »spezifischen Wesen dieser Bühne auf den Grund zu
gehen«. Seitdem »Die Elf Scharfrichter« 1901 mit einer »Galaeröffnungsexekution« begründet
wurden, strömte die Münchner Boheme in das kleine Theater in der Türkenstraße 28, das bald zu
einem festen Bestandteil der damaligen Schwabinger Kunstszene wurde. Kemp durchleuchtet
dessen ideengeschichtlichen Hintergrund, geschäftliche Organisation und allabendliches Repertoire.
Vor allem aber werden die Ensemblemitglieder in Einzelbiografien lebendig, nicht nur die
prominenten wie Frank Wedekind, Otto Falckenberg oder Heinrich Lautensack, sondern auch die
musikalischen Protagonisten wie Marya Delvard, Marc Henry und vor allem der Komponist
Richard Weinhöppel. Wie das von Kemp zusammengestellte, großartige Bildmaterial zeigt, haben
»Die Elf Scharfrichter«, obwohl sie sich schon nach nur drei Jahren auflösten, in München bis heute
ihre Spuren hinterlassen.
Diese Rezension wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom "Münchner Feuilleton".
Diese Buchbesprechung hat uns freundlicherweise vom Münchner Feuilleton zur Verfügung gestellt.