Autor | Bichlmayer Klaus |
Verlag | EOS Verlag |
Seiten | 112 |
Regierungsbezirk | Oberbayern |
Suchbegriff | Aubing |
Buchart | Broschüre |
ISBN | 9783000302046 |
Erschienen | 2010 (Sankt Ottilien) |
Vorwort
Dr. Klaus Bichlmayer
Immer wieder wurde ich in den letzten Monaten in Interviews oder Gesprächen mit einer scheinbar ganz einfachen Frage konfrontiert: Woran erkennt man einen Aubinger, was zeichnet ihn aus und ist für ihn typisch? Nun, genauso, wie man sich heute, ohne die üblichen Klischees zu strapazieren, schwer tun würde, einen Münchner oder einen Hamburger noch angemessen zu beschreiben, greift ein ehrlicher Versuch, einen Aubinger in Worte zu fassen, irgendwie ins Leere. Würde man ernsthaft gar die Frage diskutieren, wann man ein echter Aubinger sei, eine endlose Geschichte wäre wohl vorgezeichnet. Vielfältig sind die Lebensweisen auch in Aubing geworden, kaum mehr möglich, ein Band zu definieren, das alle Aubinger zusammenhält.
Das mag noch vor zweihundert Jahren einfacher gewesen sein. Die dörfliche Selbständigkeit, die Art zu feiern, Bräuche zu pflegen, mit den Dörfern ringsum und dem klösterlichen Grundherrn sein Auskommen zu suchen, ergaben nach außen wohl ein gewisses Bild von „den Aubingern" und hinterließen sicher Spuren, an denen man eine Art Aubinger Identität erkennen konnte. Doch heute: das Bäuerliche ist weitgehend verschwunden, Menschen, die erst eine Generation in Aubing leben, gehören ebenso zur Aubinger Gegenwart wie alteingesessene Traditionsvereine und Handwerksbetriebe. Zur Arbeit in die „Stadt" zu pendeln und auf Ladenketten angewiesen zu sein, statt bei angestammten Geschäften einkaufen zu können, sind Phänomene, die heute den Ort prägen. Sogar die Schutzwürdigkeit des Dorfkernensembles wird heute amtlicherseits in Zweifel gezogen. Hat Aubing also seine Identität verloren, beginnt es, trotz der immer noch beschwo-renen dörflichen Restbestände, im Sog der Großstadt, der es vor fast 70 Jahren einverleibt wurde, sich in einen konturlosen Allerweltsbrei aufzulösen?
Das muss nicht so sein. Die Wiederkehr der erstmaligen namentlichen Erwähnung Aubings vor 1000 Jahren, die wir in diesem Jahr ausgiebig feiern und würdigen, bietet den heutigen Bewohnern von Aubing die große Chance, sich erstmals oder verstärkt mit seiner Geschichte zu beschäftigen. Das Interesse daran scheint mir insbesondere bei der mittleren Generation ausgeprägt zu sein. Gelingt es uns, den unverwechselbaren Fingerabdruck, den über vierzig Generationen in Aubing hinterlassen haben, wieder zu entdecken und ihn als wichtigen Teil auch unserer Identität zu begreifen, werden wir vielleicht sogar mit einem Schuss Lokalpatriotismus, jedenfalls aber mit gestärktem Selbst-bewusstsein aus dem Festjahr 2010 hinausgehen.
Diese Festschrift zur iooo-Jahrfei-er hat es sich zur Aufgabe gemacht, etwas zum Verständnis der Aubinger Geschichte beizutragen, ohne eine Ortschronik im klassischen Sinn sein zu wollen. Wir bedanken uns herzlich bei Dr. Brigitte Haas-Gebhard, Abteilungsleiterin der Archäologischen Staatssammlung München, und Stefan Mokry, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Theologischen Fakultät der Lud-wig-Maximilians-Universität München. Sie bereichern dieses Buch als externe Autoren mit ihren Beiträgen zum in europäischen Fachkreisen berühmten Gräberfeld an der Bergsonstraße und zur Kirchengeschichte zur Zeit unserer Urkunde. Möge das Festjahr 2010 dazu beitragen, die Identität Aubings neu in den Wurzeln seiner Geschichte zu verankern und unseren Ort auch für kommende Generationen lebenswert zu erhalten.