Autor | Gebhard Rupert, Lorenzen Andrea |
Verlag | Haus der bayerischen Geschichte |
Reihe | Hefte zur Bayerischen Geschichte |
Seiten | 47 |
Epoche | Vor- und Frühgeschichte |
Suchbegriff | Kelten |
Buchart | Broschüre |
ISBN | 3927233285 |
Erschienen | 1993 |
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Vorwort
Die Kelten waren und sind ein Thema, das ohne intellektuelle Verrenkungen mit dem Geschichtsbewußtsein unserer Zeit in Zusammenhang zu bringen ist.
Schon 1980 widmete sich eine höchst erfolgreiche Salzburger Landesausstellung den „Kelten in Mitteleuropa". 1991 waren die Kelten Mittelpunkt einer umfassenden Präsentation in Venedig, die ebenso spektakulär wie gründlich die europäische Dimension der keltischen Geschichte und Kultur veranschaulichte. In diesem Jahr nun zeigt die Prähistorische Staatssammlung im Lokschuppen Rosenheim „Das keltische Jahrtausend in Bayern" und leistet damit einen Beitrag zur Vertiefung des landesgeschichtlichen Aspektes dieses Themas. Die beiden Autoren des vorliegenden Heftes sind wissenschaftliche Mitarbeiter an dieser Ausstellung und bringen damit sowohl die fachliche Kompetenz als auch das durch dieses Projekt neu erschlossene Material in das Heft ein. Die Jahrhunderte keltischer Herrschaft haben ohne Frage auch in Bayern unauslöschliche Spuren hinterlassen, wenngleich sie im Bewußtsein der Menschen hinter der dominierenden, weitgehend auch verschriftlich-ten Hinterlassenschaft der Römerzeit zurückgetreten sind. Bestenfalls ist deren Tradition erhalten im populären Interesse an geheimnisvollen Keltenschanzen und Hügelgräbern, eingetaucht meist in jenes mystische Dunkel, das neuerdings auch viele Ausstellungen heraufbeschwören. Prägende Kulturleistungen, die dieses von der Bretagne bis nach Anato-lien reichende keltische Europa auch in und für Bayern hervorgebracht hat, werden darüber leicht vergessen: die technischen Innovationen in der Eisen- und Glasverarbeitung, die Einführung der sich drehenden Töpferscheibe und des bereiften Rades als Voraussetzungen für hochentwickeltes Handwerk und weitreichenden Handel und nicht zuletzt die Salzgewinnung und der Salztransport, durch die auch die späteren Herren in Bayern reich werden sollten. Am Beispiel Manchings läßt sich überdies ein faszinierendes Kapitel vorgeschichtlicher Stadtkultur veranschaulichen, das Einsichten in die Lebensformen und das europaweite Beziehungsnetz einer der bedeutendsten Großsiedlungen der keltischen Welt erlaubt. Vielleicht ist es auch kein Zufall, daß die Namen bedeutender römischer Lager und Siedlungen, wie des späteren Kemptens, Straubings und Augsburgs, keltischen Ursprungs sind. Kulttraditionen der naturverbundenen keltischen Religiosität haben ebenfalls weit in die Römerzeit hineingewirkt und sind im oberbayerischen Seebruck (Bedaium) ebenso bis heute faßbar wie im schwäbischen Faimingen (Apollo-Granus-Tempel).
Karl Bosl, der vor kurzem verstorbene große Landeshistoriker, hat seinen Studenten immer wieder den Rat gegeben, Bayern und die Bretagne zu vergleichen, in ihren Trachten, ihren religiösen Gebräuchen und in Habitus und Gestalt seiner Bewohner. Damit hat er, ohne seine Anregung als wissenschaftliche Empirie auszugeben, den Blick seiner Schüler früh auf dieses Thema und seine bleibende Bedeutung gelenkt. Seinem Andenken sei dieses Heft gewidmet.
Manfred Treml