Autor | Schindler Herbert |
Verlag | Süddeutscher Verlag |
Seiten | 328 |
Suchbegriff | Barock, Rokoko |
Buchart | Broschüre |
ISBN | B0029WI248 |
Erschienen | 1969 |
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VORWORT
Otts Zeitalter des Barock und Rokoko ist in Bayern eine besonders fruchtbare Epoche gewesen. Das Land hat in diesen erfüllten Jahrzehnten einen kulturellen Höhepunkt erlebt, der kaum seinesgleichen hat und der durch großartige Bauleistungen, Kunstschöpfungen, Musikwerke und eine fast ebenso rege Wissenschaftspflege dokumentiert wird. Von welcher Seite man auch Bayern betritt - es ist fast noch wie zu Goethes Zeiten: immer tritt ein barockes Stift oder ein Schloß ins Blickfeld, ein Zeuge dieses verfangenen Zeitalters, das man hierzulande mit Recht ein »goldenes« nennt.
Obwohl diese Epoche von einer bemerkenswerten kulturellen Vielfalt geprägt ist, erscheint sie uns heute als überzeugende Einheit. Viele Bedingungen mußten zusammenkommen, damit diese höhere Einhiet der Vielfalt entstehen konnte. Die wesentlichste Vorausetzung war wohl die Existenz vieler eigenständiger Kulturleben den Kräften des Hofes und der Kirche - Bestrebungen die allseits anregend, einigend und befördernd gewirkt haben, war wohl eine Kultur einerseits auf der Basis der möglichen it der kleinen und kleinsten politischen Bereiche, andererseits auf der Grundlage der vom Absolutismus mit großer Machtvollkommenheit ausgestatteten Herrscherpersönlichkeit im weltlichen und geistlichen Bereich. Darüber hinaus darf nicht übersehen werden, diese Kultur eine breite und dichte Verästelung im Volk gefunden hat, und daß gerade beim Bayerischen Barock von einer wahrhaften Volkskultur gesprochen werden kann. Wortbarock und Bildbarock, Musik und Theater, Theologie und Wissenschaft bilden eine Gesamtheit von großer Überzeugungskraft. Und diese höhere Einheit lebt sichtbar aus der Sättigung und der Harmonie der Teile Ein so abgerundetes Kulturgebilde muß wohl seine Maßstäbe und Gesetzlichkeiten gehabt haben. Diese zu and zu erforschen ist eine Aufgabe, die in ihrer Gesamtheit lösen bleibt. Was wir hier geben können, ist nur eine Folge von Beiträgen, die in bestimmte Bereiche - seien es nun Kunststätten, Klöster, Schlösser oder Lebensläufe - hineinleuchten. Gerade im Detail wird oft vieles sichtbar, das der Blick aufs Ganze nicht erfaßt. Und vergessen wir nicht: jedes barocke Glanzgold und jeder Silberton des Rokoko hat einen Grund aus irdener Kreide, die aus dem Boden des Landes kommt; ist somit nur zum Leuchten gebrachte Erde.
Wir Menschen eines technischen Zeitalters ergehen und sonnen uns heute gerne im Glänze des Barock und seinem rokokohaften Widerschein, ohne auf die Voraussetzungen und Grundlagen zu achten. Wir erliegen zu leicht ihrer Verzauberung und Faszination - sei es nun in der Musik oder in der bildenden Kunst, ohne nach den Regeln und Gesetzen zu fragen. Wir wissen zu wenig über die persönlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge, über das höfische und geistliche Zeremoniell, über Zunftordnung und Untertanen-Alltag, über das gesamte Leben in dieser Zeit. Was wir heute brauchen, ist weniger Verklärung als Aufklärung und Erhellung des Barock.
Diesem Zweck möchten unsere Bilder aus dem Bayerischen Barock und Rokoko in erster Linie dienen. Es wird hier eine Auswahl jener Sendungen gegeben, die der Bayerische Runfunk im Verlaufe von zwölf Jahren in der Reihe »Unbekanntes Bayern« gesendet hat. München, im Frühsommer 1968
Herbert Schindler