Ludwigsfeld – (Un-)Gleichzeitigkeiten eines Münchner Viertels - Libuše Hannah Vepřek
 

Publikationen

Ludwigsfeld – (Un-)Gleichzeitigkeiten eines Münchner Viertels

Vom Kampf um Anerkennung und Deutungshoheit über einen städtischen Raum

Autor Libuše Hannah Vepřek
Verlag utzverlag
Reihe Münchner ethnographische Schriften (Nr. 30)
Seiten 174
Ort Ludwigsfeld
Buchart Broschüre
ISBN | EAN 3831647887 | 9783831647880
ErschienenApril 2019 (München)

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Jeder Raum hat seine (Un-)Gleichzeitigkeiten. Aber nicht an jedem drängen sich die verschiedenen Ebenen so sichtbar auf und werden zu einem Politikum wie in Ludwigsfeld. Das Stadtviertel im Münchner Norden, das heute in erster Linie Wohnraum darstellt, ist von der Gleichzeitigkeit ungleichzeitiger historischer Schichten geprägt. Die 1952 errichtete „Neue Wohnsiedlung Ludwigsfeld“ wurde trotz schwieriger Voraussetzungen sowie der geographischen und symbolischen Isolation von der heterogenen Bewohner*innenschaft mit einem sinnstiftenden symbolischen Bedeutungssystem aufgeladen, das sich in einer bis heute spürbaren lokalen kollektiven Identität äußert. Das Vergangene, das KZ-Außenlager und die Nutzung des Areals in den ersten Nachkriegsjahren unter anderem als Bundesauswandererlager, macht gleichzeitig durch seine materielle Erscheinung auf sich aufmerksam. In den letzten Jahren drängt es, auch verstärkt durch den Verkauf der bundeseigenen Siedlungen und den Diskussionen um angemessenes Erinnern an das KZ-Außenlager, an die Oberfläche. Diese ethnographische Studie zeichnet die zahlreichen Bedeutungsschichten nach, die auf einen Kampf um Anerkennung und Deutungshoheit über Ludwigsfeld verweisen. In Anknüpfung an raum- und anerkennungstheoretische Konzepte, Theorien lokaler, kollektiver Identitäten sowie Überlegungen zu Gedächtnis- und Erinnerungskulturen wird herausgearbeitet, wie Ludwigsfeld als Raum von verschiedenen Akteur*innen problematisiert und unterschiedlich angeeignet wird. In Ludwigsfeld spiegeln sich in einem kleinen geographischen Rahmen mikroskopisch zeitgeschichtliche Entwicklungen Münchens, begegnen sich gegensätzlich Standpunkte angemessenen Umgang mit diesen und werden gleichzeitig Fragen des zukünftigen Wohnens und Zusammenlebens in der Stadt verhandelt.

  1. „Fünf Kirchen und keine Kneipe" 
    1. Vom Ausgangspunkt zur Forschungsfrage
    2. ie Leute denken schon, dass du von hier bist“ - Methodik, Quellenkritik und fachliche Einbettung
    3. Annäherungen an die (Un-)Gleichzeitigkeiten Ludwigsfelds
      1. Momentaufnahme: Ein Stadtviertel mit „Dorfcharakter“
      2. Das Vergangene drängt an die Oberfläche
    4. Vom KZ-Außenlagerkomplex Dachau-Allach bis zur Gründung der Wohnsiedlung Ludwigsfeld
      1. Der KZ-Außenlagerkomplex Dachau-Allach 1943-1945
      2. Nach dem Krieg wieder Lager 1945-1951
      3. Die „Neue Wohnsiedlung München-Ludwigsfeld“ 1952/1953
  2. Der lange Weg zum angeeigneten Ludwigsfeld - 1952-1997/1998
    1. Angesiedelt: Die Heterogenität der ersten Bewohnerinnen
      1. „Es war ne totale Randlage“ - von den Ortseffekten Ludwigsfelds 
      2. Zuschreibungen von außen - „Mau-Mau-Siedlung“ und der Status „heimatloser Ausländer“ 
    2. „Ludwigsfelder-Feeling“ - Ausprägungen einer kollektiven Identität
      1.  Einblicke in das „Ludwigsfelder-Feeling“
      2. Zur Konstruktion und Reproduktion kollektiver Identitäten am Beispiel Ludwigsfeld
      3.  Eine lokale kollektive Identität
      4. KZ-Vergangenheit als kollektiver Bezugspunkt
      5. Zwischenfazit
      6. Der Ludwigsfelder Kampf um Anerkennung 
      7. Ohne Treffpunkt kein Kollektiv: Ein soziokulturelles Zentrum als „Belohnung für diesen Stadtteil“
  3. Exkurs: Ludwigsfeld und seine Vertreter* innen
  4. Problematisierung der Deutungshoheit über den Raum - ein ewiger „Kampf" 
    1.  Moment 1: 1998/2000: „Das ist eine Neu-Ludwigsfelderin, aber sehr gut integriert“
    2. Moment 2: Verkauf und Privatisierung - „verschleppt, verraten, verkauft“
    3. Moment 3: Aushandlung des Umgangs mit der KZ-Vergangenheit Ludwigsfelds
      1. Erinnern aus der Perspektive der Bewohnerinnen und ihrer Vertreterinnen
      2. Das ehemalige KZ-Außenlager in lokalpolitischer sowie wissenschaftlicher Wahrnehmung
      3. Konflikte und gegensätzliche Argumentationsweisen um den richtigen Umgang mit dem Vergangenen
  5. Schluss: Die Aushandlung Ludwigsfelds zwischen Gedenken, Erinnern und dem Kampf um Anerkennung
  6. Literatur-und Quellenverzeichnis 
  7. Abbildungsverzeichnis

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