Autor | Merkle Ludwig, Merkle Elli |
Verlag | Heimeran Verlag |
Seiten | 190 |
Buchart | Broschüre |
ISBN | 3776501677 |
Erschienen | 1972 |
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Bayern war ein Königreich damals vor 100 Jahren, mit eigner Eisenbahn, eigener Post, eigenen Guillotinen; Automobile gabs noch nicht, Kanalisation, Sozialdemokratie und Telefon kamen gerade auf.
Frankreich war besiegt, das siebte Schuljahr eingeführt, der Papst unfehlbar und der König geisteskrank, der Kaiser wurde angeschossen, der Gulden abgeschafft, das Maxdenkmal gebaut. Und die Preußen kamen. 1871 hatte München 170 000 Einwohner; 1879 warens fast 230 000.
Vor diesem Hintergrunde spielte sich das Münchner Leben ab. Wie es den Leuten damals ging, dem kleinen Mann und seiner Frau und seinen Kindern, liest man hier: Nicht von obenher betrachtet aus der schönen und verklärten Sicht wohlsituierter Gäste oder Autobiographen, nicht veredelt durch die hohe Weisheit des Historikers, sondern aus den Texten jener Zeitgenossen, die damals die Münchner Zeitungen schrieben, ganz vordergründig und direkt aus der Freude und dem Zorn des Tages; so eben, wie der Mensch seine Zeit erlebt.
Aus dieser nahen Perspektive büßt das alte München einiges von seiner Lieblichkeit und seinem idyllischen Glänze ein. Und es ist zu vermuten, daß ein Mensch von heutzutag, der mittels einer Zeitmaschine oder sonst einer Zauberei in das Jahr achtzehnhundert-zweiund-, -dreiund-, -fünfund-, oder -neun-undsiebzig gefahren würde, sich — wenn er nicht gerad ein großer Maler, Opernsänger oder wenigstens Magistrathsrat wäre — schnell zurückwünschte in sein zwanzigstes Jahrhundert. Trotz der gravierenden Mängel, mit denen unsere Tage behaftet sind, verdienen sie den Vorzug. Das ist eine Beobachtung, so meinen wir, die einen freuen und, wenn nötig, trösten kann.