Autor | Schauerte Thomas |
Verlag | Europäisches Burgeninstitut |
Ort | Pappenheim |
Buchart | Broschüre |
ISBN | 3927558087 |
Erschienen | 1998 |
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VORWORT
Mit dem vorliegenden Heft, das gleichzeitig als Band I der „Europäischen Burgenführer" der Deutschen Burgenvereinigung und ebenso als Band I der Reihe „Beiträge zur Kultur und Geschichte von Haus und ehemaliger Herrschaft Pappenheim" erscheint, nehmen zwei Schriftenreihen ihren Anfang, die mit diesem Heft gleichermaßen den regionalen und den europäischen Bezug der Kultur dieses Raumes verdeutlichen. Unweit von hier, in Graben, an der Wasserscheide zwischen Rhein und Donau versuchte vor etwa zwölfhundert Jahren Karl der Große, ihre Flußsysteme mittels der nach ihm benannten Fossa Carolina zu verbinden. Dieses Beispiel illustriert besonders gut jenes die mitteleuropäische Geschichte durchziehende Bemühen, Nord und Süd zu verbinden - ein Streben, dem einer schon damals bestehenden engen Verbindung dieser Region zum antiken Rom folgend vor allem im Mittelalter auch die Reichserbmarschälle des Heiligen Römischen Reiches in ihrem Wirken unter den Staufern sogar bis nach Sizilien und später auch durch ihre familiären Bindungen bis nach Oberitalien hin immer wieder Ausdruck verliehen haben. Nicht zuletzt erinnert daran auch die Beschäftigung von Künstlern aus Gebieten südlich der Alpen für Bauten in Pappenheim.
Weitere Bände der hier beginnenden und in Zukunft getrennte Wege gehenden Publikationsreihen werden sich mit Burgen quer durch Europa befassen, bzw. Abhandlungen über die mit dem Hause Pappenheim und seinen ehemaligen Herrschaften verbundene Kulturgeschichte zum Inhalt haben.
Der Führer durch die Burg Pappenheim, welcher nur den derzeitigen, vielfach noch lückenhaften Wissenstand zusammenfassen kann, steht am Anfang einer neuen Phase von Bemühungen um Erhalt, Erforschung und Belebung der Burg. Seit den sechziger Jahren hat der Burgenverein Pappenheim e.V. in vorbildlicher und uneigennütziger Weise die mit der Unterhaltung vieler anderer großer Baudenkmäler belasteten Besitzer bei dieser Aufgabe nicht nur unterstützt, sondern diese über nahezu dreißig Jahre fast ausschließlich allein getragen. Seit einigen Jahren haben die Eigentümer nun angefangen, neben diesen Maßnahmen ein groß angelegtes Programm zur Restaurierung und Nutzung der Burg für kulturelle und touristische Zwecke umzusetzen. Außer umfangreichen Säuberungs- und Aufräumaktionen im gesamten Gelände der Burg und ihrer Umgebung sowie damit verbundenen Baumaßnahmen wurde mit den Aktivitäten zum 400. Geburtstag des berühmten und durch Schillers „Wallenstein" weithin bekannten Feldmarschalls Gottfried Heinrich Grafen zu Pappenheim ein erster Akzent gesetzt. Neben schrittweisen lnstandsetzungsarbeiten der vorhandenen Bauten und Mauern sind Forschungen und-soweit finanzierbar-Grabungen vorgesehen. Der Burgverein unterstützt dabei auch weiterhin tatkräftig die Maßnahmen zurSanierung der über 1 km langen Mauerzüge. Die noch bestehenden Gebäudesollen in Vergrößerung der bisherigen Einrichtungen ein Museum von ca. 700 m2 mit den Schwerpunkten Burg, Stadt, Herrschaft und Familiengeschichte aufnehmen. Die im Frühjahr 1997 eröffnete Falknerei wird Teil des Programms der lebendigen Darstellung von Burg und Geschichte sein. Das nunmehr großräumig wieder in den ursprünglichen Zustand versetzte Burggelände kann auch für historische Schauspiele und Darbietungen, die 1997 erstmals in dieser Form begonnen wurden und andere Arten von Veranstaltungen, z. B. Theater und Musik genutzt werden. Ein im Aufbau befindliches Natur- und Jagdmuseum in der ehemaligen Kutschenhalle des Gräflichen Marstalles wird eine zusätzliche Attraktion darstellen. Die Aktivitäten im Museumsbereich sollen in Zukunft nach Abschluß der Restaurierung des ehemaligen Augustiner-Eremiten-Klo-sters, das auch die Grablege der Reichserbmarschälle birgt, mit vorgesehenen musealen Präsentationen im Kloster unterstützt werden.
Die Tradition der drei ehemaligen Hofgärten in Pappenheim, deren erster im Bereich der Burg lag, führen in deren weitläufigem Gelände ein Arboretum, erweitert um Sträucher, Stauden und sonstige Flora ausschließlich der heimischen Region und ein an den historischen Pflanzenbeständen orientierter Kräutergarten fort. Von derzeit rund 700 wird die Anlage auf über 1000 Arten ausgebaut.
Alldem liegt der Gedanke zugrunde, an einem Schnittpunkt vielfältiger Beziehungen, wo sich die Gebiete Frankens, Schwabens und Altbayerns überschneiden, ein Stück Kultur und Geschichte des Alten Reiches erlebbar zu machen, das hier in Pappenheim in besonderer Weise regional und überregional verknüpft und in geradezu exemplarischer Weise dargestellt werden kann. Jene Vielfalt soll hier zum Ausdruck kommen, die das Heilige Römische Reich in seiner dezentralen Ausprägung geschaffen hat und die in ihrem einzigartigen kulturellen Reichtum vielfach noch heute fortlebt.
Dem Autor, dem Photographen und allen Helfern, diedasZustandekommen dieser Schrift ermöglicht haben, danken wir herzlich für ihre Arbeit, sowie insbesondere der Deutschen Burgenvereinigung für die Aufnahme des Pappenheimer Burgführers als Heft I in ihre im Entstehen begriffene Reihe.
Pappenheim, im Juli 1998 Graf und Gräfin von und zu Egloffstein