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Die Jakobuskirche zu Urschalling am Chiemsee ist als eine der wenigen romanischen Dorfkirchen stilrein er-halten geblieben. Am baulichen Anfang steht ein Wehr-turm aus jg,. 2eit um 1170, dessen Erdgeschoß den nüch-ternen westlichen Teil der Kirche ausmacht. Der Hauptteil mit den beiden quadratischen Jochen und der halbrunden Apsis entstand vermutlich um 1200. Wände und Gewölbe schmückt ein einheitlicher Freskenzyklus aus dem späten 14. Jahrhundert. Von der Ausmalung aus der Erbauungszeit der Kirche kann am besten das Fresko mit den Stammeltern eine Vorstellung vermitteln. Das Bild scheint nicht als bloße Illustration zur Schöpfungsgeschichte gedacht zu sein. Es fehlt jede genießende Lust am Erzählen, die drei Farben sind unaustauschbar an die elementare zeichnerische Form gebunden. Man kann von der derb scheinenden Darstellung befremdet sein, doch hüten wir uns, vom beschränkten Aufgebot der formalen Mittel wertend auf das Werk zu schließen! Unterm Paradiesbaum stehend, werden Adam und Eva vom Urteil Gottes getroffen. Spiegelgleich wachsen die Äste aus dem säulenhaften Stamm. Beziehungsvoll neigen sie ihr Gezweig, durch dessen dreifache Dreiheit Er spricht. Daneben ist kaum zu übersehen, daß dem gleichermaßen lebendigen wie unbotanischen Baum die Kreuzform innewohnt. Geschlagen sinken die beiden Gestalten in die Knie. Deutlich fühlbar, durch die Form des Feigenblattes noch verstärkt, läuft ein Druck vom Kopf über den halb angewinkelten Arm zur Erde ab. Mit der alltäglichen Gebärde der Betroffenheit wird zugleich das Ohr den Worten der Schlange verschlossen. Es ist müßig, den Gesichtsausdruck nach dem seelischen Zustand befragen zu wollen. Er ist nach außen übertragen und hat sich dem Betrachter längst mitgeteilt.