Autor | Reventlow Franziska Gräfin zu |
Verlag | LOhrBär-Verlag |
Gattung | Erzählung(en) |
Epoche | 1900–1945 |
Buchart | Hörbuch |
ISBN | EAN | 3939529206 | 9783939529200 |
Erschienen | November 2020 (Regensburg) |
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Franziska zu Reventlow war eine der schillerndsten Figuren in der Münchner Bohème Ende des vorletzten, Anfang des letzten Jahrhunderts – eigenwillig, ausschweifendes Liebesleben, ständig in finanziellen Nöten. Und alleinerziehende Mutter. Ihre Romane sind überwiegend autobiographisch geprägt, daneben schrieb sie literarische Beiträge für Zeitschriften und Zeitungen wie den »Simplicissimus«, »Die Gesellschaft« oder die »Neue Deutsche Rundschau«. Reventlows Kurzprosa zeichnet sich aus durch überschäumenden Ideenreichtum, einen herrlich surrealen Humor und eine Frische und Lockerheit im Ton, dass man zuweilen kaum glauben möchte, dass die Texte bereits über hundert Jahre alt sind. Dabei sind die Kurzgeschichten und Erzählungen meisterlich durchkomponiert und von hintergründiger Melancholie und Tiefgründigkeit. Elf hinreißende Kurzgeschichten, vielseitig und -stimmig präsentiert von Gunna Wendt, Rüdiger Hacker, Eva Sixt, Michael Haake und anderen; auf dem Fagott begleitet von Benedikt Dreher. 1 mp3-CD + 1 USB-Stick, Spielzeit ca. 260 Minuten
*** Ausgezeichnet als eines der zehn "Besten Independent-Bücher Bayerns 2020"
(Literaturpreis des Bayerischen Staatministeriums für Wissenschaft und Kunst) ***
Man nannte sie »Skandalgräfin«: Fanny Liane Wilhelmine Sophie Auguste Adrienne Gräfin zu
Reventlow. Ihr unabhängiges Leben als Schwabinger Bohémienne und alleinerziehende Mutter
stellte in den letzten Jahren mit unschöner Regelmäßigkeit die Schriftstellerin Reventlow in den
Hintergrund. Nun gilt es, sie endlich wieder zu lesen beziehungsweise zu hören. Und zwar jenseits
ihres bekanntesten Romans »Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem
merkwürdigen Stadtteil«. Der kleine Regensburger LohrBär Verlag hat dankenswerterweise elf feinund
hintersinnige Erzählungen und Dramolette u.a. von Eva Sixt, Bettina Schönenberg und Christin
Alexandrow einlesen lassen. Benedikt Dreher sorgt mit dem Fagott für die passenden musikalischen
Zwischenrufe. Gerade wurde die Produktion als einer von zehn Titeln mit der Auszeichnung
»Bayerns Beste Independent Bücher« prämiert. Da zieht einen die rätselhafte Geschichte »Der Herr
Fischötter« in Bann, in der das Element Wasser eine unheilvolle Rolle spielt. Da erzählt »Wir
Spione« von den zwischenmenschlichen Spannungen all jener Freigeister, die auf dem Monte Verità
Zuflucht suchen. Die »internationale Basis« bröckelt mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, man
unterstellt »spionistische Zwecke«. Und in der satirischen Künstlergeschichte »Christus« versucht
die Erzählerin dem bei Kunstmalern sehr beliebten Christus-Modell Friedrich »Fritze« Wilhelm
Köpke aus Berlin Pikantes aus der Kunstszene zu entlocken. Vergebens: Der Christus-Kopf – »eine
Mark für Kreuzigen« – gibt sich zugeknöpft.
Diese Rezension wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom "Münchner Feuilleton".
Florian Welle Münchner Feuilleton