Autor | Peter Morsbach (Autor), Hermann Hage (Autor), Hanna Specht (Autor) |
Verlag | Dr. Peter Morsbach Verlag |
Seiten | 160 |
Personen | Lang Christoph |
Ort | Regensburg |
Regierungsbezirk | Oberpfalz |
ISBN | EAN | 396018090X | 9783960180906 |
Erschienen | Dezember 2019 |
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Regensburgs erster Stadtfotograf Christoph Lang 1937 bis 1959 Christoph Lang (1895-1966) entführt uns in eine bisweilen völlig fremde und dann doch wieder vertraute Stadt. Der gelernte Bildhauer wandte sich im Alter von 42 Jahren der Fotografie als Beruf zu und wurde der erste Regensburger Stadtfotograf. Aus den 22 Jahren seiner Tätigkeit hinterließ er mit 20 000 Aufnahmen eine einzigartige Dokumentation der Epoche tiefster Umbrüche, Erschütterungen und Verwerfungen, vom Dritten Reich und dessen Untergang bis zum Erblühen der Bundesrepublik Deutschland in den Zeiten des Wirtschaftswunders. Christoph Langs Aufgabe als Fotograf für das Stadtbauamt war in erster Linie die Dokumentation des Stadtbildes, seiner Veränderungen und Wandlungen. Als nüchterner, nicht wertender Chronist hielt er dadurch auch das Leben in allen seinen Facetten fest. Was uns bis heute an seinen Fotos begeistert, nämlich die spontane Darstellung von Menschen, ging häufig aus Augenblicken hervor. Da Lang stets mit der Kamera unterwegs war, nutzte er mit dem sicheren Gespür des Künstlers die Gelegenheit, mit Schnappschüssen kleine Alltagssituationen festzuhalten. Vergangenes und Präsentes, Verändertes und Neugeformtes, der Alltag in seiner Selbstverständlichkeit – all dies spiegelt sich im Werk Christoph Langs. Die meisten Abbildungen in diesem Band erscheinen erstmals im Druck.
Nach der im Jahr 2018 erschienenen, nunmehr in zweiter Auflage vorliegenden ersten Publikation zur Regensburger Stadtfotografie mit Aufnahmen aus dem Fundus des Stadtfotografen Christoph Lang (siehe Rezension in Schönere Heimat, Jg. 2019, S. 324–325) sind in den Jahren 2019 und 2020 zwei weitere Bände in der Reihe auf den Markt gekommen.
Das reichhaltige Schaffen Christoph Langs mit über 20 000, im Zeitraum von zwei Jahrzehnten gefertigten Aufnahmen bietet reichlich Bildquellen, um auf vielfältige Weise das historische Regensburg in einer Periode des Wandels darzustellen.
Der zweite Band, herausgegeben von Peter Morsbach, Hermann Hage und Hanna Specht unter dem Titel „Der zeitlose Augenblick“, zeigt neben Alltagsszenen vor der im Wandel befindlichen Kulisse Regensburgs Aufnahmen außergewöhnlicher, teils auch spektakulärer Veranstaltungen oder Ereignisse. Sie halten einzigartige Momente wie Artistik über den Dächern der Stadt, Aufnahmen von den ersten Gewerbe- und Leistungsschauen nach dem Zweiten Weltkrieg und von Einweihungsfeierlichkeiten anlässlich der Fertigstellung von neu errichteten städtischen Gebäuden fest, die den Aufbruch in eine neue Zeit einleiteten. Darüber hinaus beeindrucken zeitgeschichtlich interessante Fotografien, die Einblicke in das beengte und armselige Wohnen nach dem Krieg gewähren, das neben der ärmeren Bevölkerung vor allem Flüchtlinge und Heimatvertriebene betraf, oder auch Aufnahmen traditioneller Ladengeschäfte, die bald danach Neubauten weichen mussten. Die Veränderung der Stadt spiegelt sich sowohl in Aufnahmen kriegsbedingter Zerstörung als auch in heftigen Eingriffen in die zum Teil mittelalterliche Bausubstanz der historischen Stadt wider, als insbesondere im Bereich von St. Kassians-Platz und Spielhof in den 1950er Jahren massive Veränderungen erfolgten.
Der dritte und bislang letzte erschienene Band der Reihe widmet sich der Stadt Regensburg im Umfeld des Zweiten Weltkriegs. Dabei dominieren in den Aufnahmen der Vorkriegsjahre Bilder der Repräsentation des NS-Regimes mit gewaltigen Aufmärschen und Fahnenmeeren. Zudem dokumentieren Fotografien der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 mit der in Brand gesteckten Synagoge und den geplünderten Geschäften die Gewaltexzesse des NS-Regimes und die Zerstörung jüdischer Kultur.
Bilder der Kriegszeit zeigen das zunächst von unmittelbaren Angriffen verschont gebliebene Regensburg mit seiner vielfach heute noch erhaltenen historischen Bausubstanz, aber auch mit den in den Vorkriegsjahren entstandenen neuen Wohnsiedlungen.
Die Jahre der Zerstörung Regensburgs von 1943 bis 1945 hielt Stadtfotograf Christoph Lang vom ersten Tag an fest, als er den Luftangriff auf die Stadt am 17. August 1943 von seiner Wohnung aus fotografierte. Weitere Aufnahmen, auch aus der Nachkriegszeit, machen das Ausmaß der Zerstörung und den Verlust des historischen Stadtbildes deutlich. Die Bildauswahl führt zugleich die großen Herausforderungen vor Augen, denen sich die Verantwortlichen der Stadt nach Kriegsende gegenübersahen. Es galt, den großen Mangel an Wohnraum und die unsichere Versorgungslage der Bevölkerung zu meistern und gleichzeitig die Integration der neu hinzugekommenen Menschen zu bewältigen. Die Zeit des Wiederaufbaus und der optimistische Blick in die Zukunft wird in Festveranstaltungen der Nachkriegszeit ebenso deutlich wie in der Errichtung von Gebäuden für die Allgemeinheit wie neuen Badeanstalten oder Parks und Anlagen für Freizeit und Erholung.
Die sorgfältig ausgewählten, qualitätvollen Aufnahmen werden von erläuternden Texten ergänzt, die historische Informationen bieten, aber mitunter auch eine Brücke in die Gegenwart schlagen. Und das macht den großen Reiz derartiger Fotobände aus: Es ist der Vergleich früherer Aufnahmen mit der heutigen Situation, die eine vergangene Lebenswelt zeigen, zugleich jedoch mit dem Klischee von der „guten alten Zeit“ aufräumen. Sicher war die dargestellte Epoche in vielen Bereichen entspannter, weniger technisiert und kommunikativer, jedoch auch mit Problemen behaftet, die die Gegenwart längst nicht mehr kennt.
Diese Buchbesprechung hat uns die „Zeitschrift „Schönere Heimat“ zur Verfügung gestellt.