26.03.2019 | Katrin Rüger
München ist die nördlichste Stadt Italiens, sagen die Münchner mit Stolz, und sicher haben Sie sich schon immer gefragt, warum. Daniela Crescenzio verführt an diesem Abend im Buchpalast zu Italienischen Spaziergängen in München und zeigt bekannte wie auch überraschende italienische Aspekte der Isar-Metropole – von den architektonischen Werken mit den Vorbildern in Florenz und Rom bis zu den florentinisch inspirierten Bronzearbeiten. Besonders am Herzen liegen ihr die Biografien von Italienern, die in München gelebt haben, vor allem die Geschichten von italienischen Frauen, wie beispielsweise Felicitas Blangini, Ehefrau von Leo von Klenze, oder der stolzen Giovanna San Germano d'Agliè, die sich das Porcia-Palais in der heutigen Kardinal-Faulhaber-Straße vom Hofbaumeister Enrico Zuccalli erbauen ließ.
Diese Rezension wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Buchhandlung "Buchpalast" in München-Haidhausen.
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21.08.2015 | Katrin Rüger
Eine junge Frau läuft nachts durch die Staßen Münchens und klingelt, wenn nur noch ein Fenster Licht in die Dunkelheit wirft. Spontane Begegnungen in umhüllend schützender Nacht, welche Gespräche entwaffnend ehrlich macht, den Verstand schärft und tiefer blicken lässt, als es bei Tage denkbar wäre. Das Debüt einer jungen Autorin, die manche von SZ jetzt.de kennen werden. Wunderbare Miniaturen des Lebens mit sprachlicher Präzision und literarischer Frische eingefangen.
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19.08.2019 | Katrin Rüger
Die Geschichte von Andreas Lechners Großvater beginnt zwischen Mehlsäcken. Unermütlich stemmt Josef sie in die Höhe. Allerlei alte Eisengeräte dienen als zusätzliche Hantlen. In der Dachkammer des elterlichen Bauernhofes in Kolbermoor hat der 16-jährige Bursche sich seine Muckibude geschaffen. Sein Ziel ist es, das Mehlsacklaufen des Ortes zu gewinnen. Eine goldene Taschenuhr winkt als Preis und natürlich die Aufmerksamkeit des hübschesten Mädchen vor Ort. Diese mit bayerischem Schmackes erzählte Szene spielt 1910. Auch hier, wo man auf Tradition setzt, hält die Moderisierung, vom Staunen der Kinder begleitet, Einzug auf den Feldern. Große Saat- und Erntemaschinen, dampfende Ungetüme ersetzen zunehmend die Knechte und Mägde. Josef träumt davon Sportler zu werden, ein starker Mann. Den ersten Weltkrieg erlebt er in seiner ganzen, schwer in Worte fassbaren Brutalität. Er überlebt. Körperlich, aber auch seelisch offenbar wenig beschädigt. Lechner treibt es schnell weiter, in die Zeit zwischen die Weltkriege. Josef Strassberger eilt von Sieg zu Sieg und steigt in München zu einem bekannten Gastronom auf. Die Geschäfte übernimmt seine Frau, derweil er, der Lebemann, in großbürgerlichen und adligen Kreisen hausiert und seinen Körper durch unermüdliches Training stählt. Lechner zeichnet das Bild eines unpolitischen Mannes, den es, "aus der dörflichen Gemeinschaft kommend durch seinen Erfolg in die Münchner Gesellschaft hinauf katapultierte". So, wie er aufsteigt, fällt er mit ausbleibenen Siegen wieder herab. Ein erneuter Krieg vollbringt das Übrige. Fast pathetisch lässt Lechner Strassberger am Ende seine Olympiagold von 1928 im Trümmerschutt verlieren. Bildmächtig, süffisant bayrisch, und mit einer ganzen Reihe lebendiger Romandetails gespickt wird es dem Leser inmitten dieses satten Münchner Lebensbildes nicht langweilig.
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13.10.2020 | Katrin Rüger
Dem fließenden Wasser folgend, durchstreift der Betrachter mit fotografischem Auge die Naturlandschaften entlang der Isar. Aus rauhem Karwendel über sanfte Auen hinein in die Stadt. Vogelperspektiven, Nahaufnahmen, vom Sonnenaufgang bis ins Dunkel der Nacht. Vielen tierischen Bewohnern bietet diese mal wilde, mal von Menschen geformte Naturlandschaft ihren Lebensraum. Ein stimmungsvoller Bildband, der rund ums Jahr Lust einlädt, sich auf die Fährte zu begeben. Anleitung zum Naturgenuss direkt vor unserer Haustür.
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05.11.2020 | Katrin Rüger
Als die junge Schauspielerin Adele Spitzeder mittellos in München eintrifft, leiht sie sich Geld und verspricht, es mit gutem Zins zurückzuzahlen. Vor allem die Ersparnisse der einfachen Leute fliegen ihr bald nur so zu und sie gründet eine Privatbank. Das Geld quillt aus Schränken und Schubladen, fast verbrennt es, als ein Feuer im Haus ausbricht. Dass Adele Spitzeders aus der Not geborener Plan nicht aufgehen kann und es sich bei ihren Aktivitäten keinesfalls um seriöse Bankgeschäfte handelt, ist unübersehbar. Adele lebt nun unkonventionell mit einer Frau zusammen, auf großem Fuß. Sie investiert aber auch in Armenküchen. Heubisch erzählt romanhaft und mit sanftem Lokalkolorit. Sie zieht ihre Leser*Innen gekonnt ins beengte und derbe Treiben auf Münchner Straßen und Plätze, auf der sie die Spitzeder (1832-1895) mit ihrer ambivalenten Persönlichkeit wie das Sahnehäubchen schwimmen lässt. Dabei lässt Heubisch offen, ob diese besonders durchtrieben oder einfach nur wider besserer Vernunft agiert hat. Diese Frage bewegt, fasziniert und trägt durch dieses spannende Stück Münchner Zeitgeschichte.
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27.10.2020 | Katrin Rüger
Seit 1820 ist der von uns aus unweit gelegene, höchste Berg Deutschlands rundum Spielwiese für Alpinisten, Ausflügler und Sportler. Stefan König teilt diese Bergmonografie in viele kleine, reich bebilderte Etappen, in die man nach Lust und Laune eintauchen kann. Mal krakseln wir mit dem Autor an der Wetterkante und weiter zur Geschichte der Wetterstation. Dann erzählt er von der Errichtung der Zugspitzkreuzes und vom Münchner Haus, von Seilbahnen und technischer Erschließung. Von Wegen auf den Berg und Blicken hinab und gleich wieder hinauf, auf umliegende Gipfel. Wir steigen hinab, an die Orte am Fuße und erproben seine Umrundung mit dem Mountainbike. König lüftet Geheimnisse und erzählt viel Wissenswertes. Doch wenn der Berg im Wolkenmeer liegt, oder die Morgensonne seine Grate zum Glühen bringt, der Schnee seine Flanken bepudert hat, springt, ganz ohne Worte, ein Stück Magie und Erhabenheit, die nur ein Berg in sich tragen kann, auf den Betrachter über. Ein erstaunlich kompaktes Bildbuch, das für Aktivisten, Geschichtsinteressierte und Träumer etwas zu bieten hat.
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30.01.2018 | Katrin Rüger
Selbst in Prag geboren und 1982 nach Deutschland emigriert, erzählt Konecny vom schelmisch, tragischen Flüchtlingsdasein seines Helden Lolek Nemec. Die Übersetzung seines tschechischen Nachnamens "Nemec" lautet "Deutscher", ein Grund, warum Nemec schon immer meinte, nach Deutschland zu gehören. Hochmotiviert hier sein Leben zu meistern, stolpert der Migrant und Geschichtensammler durch ein deutsches Leben in und um München, welches von osteuropäischen Lebensgewohnheiten geprägt bleibt. Die Sache will ihm nicht ganz gelingen. Auf der Suche nach seinem Glück und immer neugierig auf alle Menschen, denen er begegnet, führt er den Leser in ein amüsantes, sprachwitziges, episondenhaftes Lesevergügen unseres schrecklich herrlichen Miteinander.
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Durchgeknallt scheint hier nicht nur der FI Schalter, als Ermittlerin Waltraud Winter ihren Fön in die Badewanne senkt. Sie fahndet mit Konny Kramer, nein, an Drogen stirbt ausnahmsweise keiner, im Fall eines ermordeten Verlegers und zweier Kollegen. Führen die Spuren zu einem Killer über den der verhuschte Autor Thorsten Thodenhöfer gerade eine Biografie verfasst? Beide scheinen sehr von sich überzeugt und bleiben doch der "Schatten eines Traumes".
Oder findet sich beim Umlaufaufzug, einem alten Paternoster im Münchner Verlagsgebäude, der in einen mysteriösen Keller führt, die richtige Spur? Offensichtlich versetzt er seine Fahrgäste beim Umsetzen der Kabine in minimal veränderte Paralleluniversen, die Konny Kramer in ein ungeahntes Labyrinth seiner Ängste führt. Wo steckt eine greifbare Wirklichkeit? Und wer ist hier unter all den Versehrten eigentlich der narzistische Gott? Überbordende Autorenfantasie für hartgesottene Krimifans mit Kinofaible, die immer eine Nase voraus sein wollen und doch gern an ihr herumgeführt werden.
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