Verlag | MünchenVerlag |
Regierungsbezirk | Oberbayern |
Suchbegriff | Erziehung |
Buchart | Broschüre |
ISBN | EAN | 3934036279 | 9783934036277 |
Erschienen | 2001 (München) |
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Vorwort
Seit 1985 gibt es den Geschichtswettbewerb der Landeshauptstadt München. Im Rahmen regelmäßiger Ausschreibungen regen wir Bürgerinnen und Bürger dazu an, sich mit unterschiedlichen Themen der Stadtgeschichte zu befassen. Wir möchten mit diesem Wettbewerb dazu ermutigen, sich kritisch mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Die Erforschung der Alltagsgeschichte und die historische Spurensuche im eigenen Lebensumfeld stehen dabei im Vordergrund. Im Sinne der »oral history« werden so Erfahrungen und Erlebnisse von Zeitzeugen gesichert und vor dem Vergessen bewahrt. Das Ergebnis eines jeden Geschichtswettbewerbs ist »erzählte Geschichte«.
Nach Abschluss der jeweiligen Ausschreibungen wird eine Anzahl von Beiträgen ausgewählt und in der Reihe »Lesebuch zur Geschichte des Münchner Alltags« veröffentlicht.
Mit diesem Band halten Sie das neunte Buch dieser Reihe in Händen, das sich mit der Geschichte der Erziehung in München be-fasst. 144 Personen hatten sich an dem dazugehörigen Wettbewerb beteiligt, etwa ein Viertel der Einsendungen finden Sie nun in dem vorliegenden »Lesebuch« wieder. Nahezu alle Arbeiten sind angesichts ihres oft beträchtlichen Umfangs gekürzt worden, bei einigen haben wir nur Teile herausgegriffen, um diese zu veröffentlichen.
Wir wollten mit diesem Geschichtswettbewerb dazu anregen, die unterschiedlichen Er-ziehungs- und Sozialisationsbedingungen von Heranwachsenden in München zu reflektieren. Nicht allein Kindheits- und Jugenderinnerungen waren gefragt. Es sollte darüber nachgedacht werden, wie und durch wen in ganz bestimmten Zeiten spezifische Methoden der Erziehung praktiziert und gesellschaftliche oder religiöse Normen durchgesetzt wurden, durch wen und auf welchen Wegen nachhaltige Prägungen der einzelnen Menschen erfolgten.
Eine Fülle von Perspektiven tat sich auf. Einige Arbeiten beziehen sich auf die höchst unterschiedlichen Erfahrungen mit Erziehung von der restaurativen Ära Adenauer bis in unsere Tage. Erst die Demokratisierung der Gesellschaft Anfang der 1970er Jahre eröffnete andere Wege.
Das Ziel der Chancengleichheit ließ neue, emanzipatorische Bildungseinrichtungen entstehen. Das Bafög erschloss Arbeiterkindern Bildungswege über die Lehre hinaus. Und für Mädchen wurde das Recht auf eine weiterführende Ausbildung im Sinne der Emanzipation und Gleichberechtigung gesellschaftlich durchgesetzt. Allmählich änderte sich die Situation der Kinder unter den Bedingungen der Wohlstands-Gesellschaft, und die Lehrer sahen sich plötzlich mit Erziehungsaufgaben konfrontiert, die ehedem die Eltern wahrgenommen hatten. Vieles davon spiegelt sich in den Beiträgen wieder.
Die herausragende Quelle der Geschichte der Erziehung ist die eigene Erinnerung. In ihrer Gesamtheit und Unterschiedlichkeit werden die Arbeiten damit zu einem Gesamtbild der Geschichte der Erziehung in München.
Die Prägungen durch den Religionsunterricht - das ist z.B. ein Thema dieses Buches.