Die Versorgung der „Hauptstadt der Bewegung“ -
 

Publikationen

Die Versorgung der „Hauptstadt der Bewegung“

Infrastrukturen und Stadtgesellschaft im nationalsozialistischen München

Verlag Wallstein Verlag
Reihe München im Nationalsozialismus
Seiten 464
Epoche 1900–1945
Suchbegriff Stadtverwaltung
Buchart Broschüre
ISBN | EAN 3835332058 | 9783835332058
ErschienenMai 2018

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Kommunale Infrastrukturangebote stärkten die Bindekräfte des NS-Regimes und
stabilisierten das »Dritte Reich« bis in die letzten Kriegswochen.

Was sagen Schienen, Rohre und Kabel über das Funktionieren nationalsozialistischer Herrschaft aus? Für Mathias Irlinger sind Infrastrukturen nicht bloß technische Artefakte, sondern Interaktionsmedien zwischen Stadtverwaltung und Bevölkerung. Mit diesem innovativen Zugang verdeutlicht er am Beispiel Münchens die enge Verwobenheit von Herrschaft und Gesellschaft im »Dritten Reich«. Gerade weil es sich etwa bei der Wasser- und Elektrizitätsversorgung oder beim Nahverkehr um elementare Leistungen der Daseinsvorsorge handelte, lag der Stadt eminent daran, sich als tatkräftige Dienstleisterin zu präsentieren. Sie setzte die Angebote bewusst ein, um das NS-Regime zu stabilisieren und versuchte, mit Anreizen auf das alltägliche Leben einzuwirken. So kommt in der Studie auch die Stadtgesellschaft zu Wort. Denn die Alltagserfahrung der städtischen Infrastrukturen eröffnete einen bemerkenswert freien Kommunikationsraum. Bürgerinnen und Bürger artikulierten Forderungen, denen die Stadtspitze entgegenkam, um nicht den Unmut breiter Teile der Bevölkerung zu riskieren. Zugleich zeigt der Autor, dass die »Angebotsseite« im »Dritten Reich« eng mit der Ausgrenzung unerwünschter Menschen verzahnt war.

Einleitung

  1. System management: Die Stadt als Dienstleisterin
    1.1 System building? Der Ausbau der kommunalen Infrastruktureinrichtungen
          Der Hochzonenbehälter Kreuzpullach und die Inszenierung der Stadt als System builder
          »Das Erbe«: Der Infrastrukturausbau der 1920er-Jahre
          Inszenierungen: Der Infrastrukturausbau zwischen Präsentation und Wirklichkeit
          Prioritätenverschiebungen im Infrastrukturausbau
    1.2 System manager: Betriebsformen und Akteure
          Die städtischen Betriebe in der Verwaltungsstruktur
          Die Werkleiter
          Die Referenten
          Der Oberbürgermeister
          Die Ratsherren
    1.3 Systemziele: Gemeinnutz und Gewinne
          »Gemeinnutz geht vor Eigennutz«: Nationalsozialistische Kritik an kommunalen Betrieben
          Die Bedeutung der Infrastruktureinrichtungen für den städtischen Haushalt
          Defizitäre Betriebe
         Querfinanzierungen statt Investitionen
         Der Gewinnanteil des Reichs
         Die städtische Tarifpolitik
         Der kommunale Kampf gegen Tarifvergünstigungen
  2. München baut: Infrastrukturprojekte und Zukunftsplanungen
    2.1 Das Nordbad: Ein kommunales Großprojekt
         »Tatkraft«, »Volksgesundheit« und »Wehrhaftigkeit«
         Der Weg zum Baubeginn
         Ein Festtag der »Hauptstadt der Bewegung«?
         Ein repräsentativer Zweckbau
    2.2 Konkurrenz um den urbanen Raum: »Die Straße frei für den Verkehr«
          Kampf um die Straße
          Die Einführung innerstädtischer Buslinien
          Die Verdrängung der Straßenbahn I
          Die Ernüchterung: Die Defizite des Busverkehrs
          Die Verdrängung der Straßenbahn II
    2.3 Neuer Raum für den Verkehr: Der Ausbau der »Hauptstadt der Bewegung«
         Straßen- und Brückenbau
         Destruktion als Instrument der Stadtplanung
         Prachtstraße und Untergrundbahn
         »Führerwille« und Kompetenzgerangel: Wer baut das neue München?
        Aktuelle Notstände statt verheißungsvoller Zukunft
    2.4 »Wo gehobelt wird, fliegen die Späne«: Risikobewertung und die Gefahren der Gasversorgung
         Eine explosive Nachbarschaft: Gaskessel und Flughafen
         Vermeidbare Todesfälle: Die Möglichkeit der Gasentgiftung
         Risikobewertung im nationalsozialistischen Stadtrat
         Die Verschiebung der Verantwortung
         Die Lösung der Gaskesselfrage
         Gasselbstmorde
         Die Lösung der Gasentgiftungsfrage
  3. Versorgte »Volksgemeinschaft«: Wechselwirkungen zwischen Stadt und Bevölkerung
    3.1 Das Volk als Kunde: Konsumanreize und Verbrauchslenkun
          Die »Opferbereitschaft von Stadtrat und Straßenbahn«: Die Tarifreform von 1934
          Werbung fü r die Straßenbahn
          Konsumwelten und Verbrauchslenkung: Volksempfänger, Kochkurse und »Kam pf dem Verderb«
          Konsumanreize und Eigensinn
          Die Förderung des Ausflugsverkehrs
    3.2 Forderungen, Erwartungen und Vergünstigungen: Profiteure der nationalsozialistischen Versorgung
          Schimpfen und Meckern: Beschwerden aus der Bevölkerung
          Anschlusswünsche: Siedlergemeinschaften und Eingemeindungen
          Freifahrten und Rabatte: Parteigliederungen, Kriegsbeschädigte, Kinderreiche
          Kooperation und Konkurrenz: Der interkommunale Kampf gegen Tarifvergünstigungen
    3.3 Der Ausschluss der »Fremdrassigen«
          Experimentierfeld Bäderverbot
          Antijüdische Forderungen bei anderen Infrastruktureinrichtungen
          Nahverkehrsverbote für Jüdinnen und Juden im Krieg
          Restriktionen für ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter
          Rassismus und Infrastrukturen
          Die Stadtverwaltung als Akteur in der Rassenpolitik
          Die Bevölkerung als Argument für Exklusionsmaßnahmen
          Exklusion als alltägliche Praxis
  4. Infrastrukturen und Krieg
    4.1 Ressourcen für den Krieg.
          Infrastrukturen und Luftschutz
          Ressourcenmobilisierung für den Krieg
          Die Versorgung der Rüstungsindustrie
    4.2 Ressourcenmangel und Verteilungskonflikte: Die Versorgung der Bevölkerung
          Versorgungsengpässe im Krieg
          »Wenn Sie den Betrieb ausschalten, geht die Meuterei der Bevölkerung los«: Erwartungshaltungen contra Kriegseinschränkungen
          Sparen für den Sieg
          Schuldzuweisungen und Kompetenzstreitigkeiten
          Städtische Öffentlichkeitsarbeit im Krieg
    4.3 Frauen und Zwangsarbeitskräfte bei den städtischen Betrieben
          Frauen bei den Städtischen Straßenbahnen
          Zwangsarbeit für die städtischen Betriebe
    4.4 Versorgung im Luftkrieg
          Versorgungsausfälle und die Erfahrungen der Bevölkerung
          Freizeit im »totalen Krieg«
          Die Stadt und die »Bockerlbahn«: Sofortmaßnahmen contra Verwaltungsroutinen
          Versorgung am Ende? 

Resümee

Anhang
Abkürzungen
Abbildungen.
Tabellen und Grafiken
Ungedruckte Quellen
Gedruckte Quellen und Quelleneditionen
Literatur
Dank
Personenregister

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