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Kommunale Infrastrukturangebote stärkten die Bindekräfte des NS-Regimes und
stabilisierten das »Dritte Reich« bis in die letzten Kriegswochen.
Was sagen Schienen, Rohre und Kabel über das Funktionieren nationalsozialistischer Herrschaft aus? Für Mathias Irlinger sind Infrastrukturen nicht bloß technische Artefakte, sondern Interaktionsmedien zwischen Stadtverwaltung und Bevölkerung. Mit diesem innovativen Zugang verdeutlicht er am Beispiel Münchens die enge Verwobenheit von Herrschaft und Gesellschaft im »Dritten Reich«. Gerade weil es sich etwa bei der Wasser- und Elektrizitätsversorgung oder beim Nahverkehr um elementare Leistungen der Daseinsvorsorge handelte, lag der Stadt eminent daran, sich als tatkräftige Dienstleisterin zu präsentieren. Sie setzte die Angebote bewusst ein, um das NS-Regime zu stabilisieren und versuchte, mit Anreizen auf das alltägliche Leben einzuwirken. So kommt in der Studie auch die Stadtgesellschaft zu Wort. Denn die Alltagserfahrung der städtischen Infrastrukturen eröffnete einen bemerkenswert freien Kommunikationsraum. Bürgerinnen und Bürger artikulierten Forderungen, denen die Stadtspitze entgegenkam, um nicht den Unmut breiter Teile der Bevölkerung zu riskieren. Zugleich zeigt der Autor, dass die »Angebotsseite« im »Dritten Reich« eng mit der Ausgrenzung unerwünschter Menschen verzahnt war.
Einleitung
- System management: Die Stadt als Dienstleisterin
1.1 System building? Der Ausbau der kommunalen Infrastruktureinrichtungen
Der Hochzonenbehälter Kreuzpullach und die Inszenierung der Stadt als System builder
»Das Erbe«: Der Infrastrukturausbau der 1920er-Jahre
Inszenierungen: Der Infrastrukturausbau zwischen Präsentation und Wirklichkeit
Prioritätenverschiebungen im Infrastrukturausbau
1.2 System manager: Betriebsformen und Akteure
Die städtischen Betriebe in der Verwaltungsstruktur
Die Werkleiter
Die Referenten
Der Oberbürgermeister
Die Ratsherren
1.3 Systemziele: Gemeinnutz und Gewinne
»Gemeinnutz geht vor Eigennutz«: Nationalsozialistische Kritik an kommunalen Betrieben
Die Bedeutung der Infrastruktureinrichtungen für den städtischen Haushalt
Defizitäre Betriebe
Querfinanzierungen statt Investitionen
Der Gewinnanteil des Reichs
Die städtische Tarifpolitik
Der kommunale Kampf gegen Tarifvergünstigungen
- München baut: Infrastrukturprojekte und Zukunftsplanungen
2.1 Das Nordbad: Ein kommunales Großprojekt
»Tatkraft«, »Volksgesundheit« und »Wehrhaftigkeit«
Der Weg zum Baubeginn
Ein Festtag der »Hauptstadt der Bewegung«?
Ein repräsentativer Zweckbau
2.2 Konkurrenz um den urbanen Raum: »Die Straße frei für den Verkehr«
Kampf um die Straße
Die Einführung innerstädtischer Buslinien
Die Verdrängung der Straßenbahn I
Die Ernüchterung: Die Defizite des Busverkehrs
Die Verdrängung der Straßenbahn II
2.3 Neuer Raum für den Verkehr: Der Ausbau der »Hauptstadt der Bewegung«
Straßen- und Brückenbau
Destruktion als Instrument der Stadtplanung
Prachtstraße und Untergrundbahn
»Führerwille« und Kompetenzgerangel: Wer baut das neue München?
Aktuelle Notstände statt verheißungsvoller Zukunft
2.4 »Wo gehobelt wird, fliegen die Späne«: Risikobewertung und die Gefahren der Gasversorgung
Eine explosive Nachbarschaft: Gaskessel und Flughafen
Vermeidbare Todesfälle: Die Möglichkeit der Gasentgiftung
Risikobewertung im nationalsozialistischen Stadtrat
Die Verschiebung der Verantwortung
Die Lösung der Gaskesselfrage
Gasselbstmorde
Die Lösung der Gasentgiftungsfrage
- Versorgte »Volksgemeinschaft«: Wechselwirkungen zwischen Stadt und Bevölkerung
3.1 Das Volk als Kunde: Konsumanreize und Verbrauchslenkun
Die »Opferbereitschaft von Stadtrat und Straßenbahn«: Die Tarifreform von 1934
Werbung fü r die Straßenbahn
Konsumwelten und Verbrauchslenkung: Volksempfänger, Kochkurse und »Kam pf dem Verderb«
Konsumanreize und Eigensinn
Die Förderung des Ausflugsverkehrs
3.2 Forderungen, Erwartungen und Vergünstigungen: Profiteure der nationalsozialistischen Versorgung
Schimpfen und Meckern: Beschwerden aus der Bevölkerung
Anschlusswünsche: Siedlergemeinschaften und Eingemeindungen
Freifahrten und Rabatte: Parteigliederungen, Kriegsbeschädigte, Kinderreiche
Kooperation und Konkurrenz: Der interkommunale Kampf gegen Tarifvergünstigungen
3.3 Der Ausschluss der »Fremdrassigen«
Experimentierfeld Bäderverbot
Antijüdische Forderungen bei anderen Infrastruktureinrichtungen
Nahverkehrsverbote für Jüdinnen und Juden im Krieg
Restriktionen für ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter
Rassismus und Infrastrukturen
Die Stadtverwaltung als Akteur in der Rassenpolitik
Die Bevölkerung als Argument für Exklusionsmaßnahmen
Exklusion als alltägliche Praxis
- Infrastrukturen und Krieg
4.1 Ressourcen für den Krieg.
Infrastrukturen und Luftschutz
Ressourcenmobilisierung für den Krieg
Die Versorgung der Rüstungsindustrie
4.2 Ressourcenmangel und Verteilungskonflikte: Die Versorgung der Bevölkerung
Versorgungsengpässe im Krieg
»Wenn Sie den Betrieb ausschalten, geht die Meuterei der Bevölkerung los«: Erwartungshaltungen contra Kriegseinschränkungen
Sparen für den Sieg
Schuldzuweisungen und Kompetenzstreitigkeiten
Städtische Öffentlichkeitsarbeit im Krieg
4.3 Frauen und Zwangsarbeitskräfte bei den städtischen Betrieben
Frauen bei den Städtischen Straßenbahnen
Zwangsarbeit für die städtischen Betriebe
4.4 Versorgung im Luftkrieg
Versorgungsausfälle und die Erfahrungen der Bevölkerung
Freizeit im »totalen Krieg«
Die Stadt und die »Bockerlbahn«: Sofortmaßnahmen contra Verwaltungsroutinen
Versorgung am Ende?
Resümee
Anhang
Abkürzungen
Abbildungen.
Tabellen und Grafiken
Ungedruckte Quellen
Gedruckte Quellen und Quelleneditionen
Literatur
Dank
Personenregister