Autor | Schramm Wilhelm von |
Verlag | Langen Müller Verlag |
Seiten | 240 |
Gattung | Biographisches |
Themenbereich | Literatur |
Epoche | 1900–1945 |
Suchbegriff | Literatur |
Buchart | Broschüre |
ISBN | 3784417507 |
Erschienen | 1979 |
Ein lebendig erzähltes Stück Literatur-, Kultur- und Sozialgeschichte der Aufbaujahre in Deutschland nach 1918, ausgehend von den »Goldenen Zwanzigern« in München.
Ein in vieler Beziehung überraschendes Buch! Denn es stammt ja von einem Autor, der seit den fünfziger Jahren als einer der führenden deutschen Militärschriftstellerund Wehrphilosophen gilt. Allerdings ist von Kennern auch an diesen Werken, vor allem der Clausewitz-Biographie bei Bechtle, immer wieder der lebendige Stil gerühmt und die literarische Qualität der Darstellung hervorgehoben worden. Verwandtschaftliche Bindungen machten den Autor 1919 zum Mitarbeiter in Verlag und Buchhandlung "Die Bücherkiste" in München-Schwabmg, damals einer der Mittelpunkte der expressionistischen Literatur. Er befreundete sich mit Oskar Maria Graf und kam in nahe Verbindung u. a. zu Johannes R. Becher und Eugen Gürster, um nur ein paar Namen zu nennen.
Allmählich aber lockerte sich diese Bindung. Der Expressionismus hatte seinen Höhepunkt überschritten. Das Buchgeschäft ging zurück. Vater Schramm drängte seinen Sohn auf den Abschluß des 1919 in Erlangen begonnenen Studiums der Geschichte und neueren Literaturgeschichte. Dann war es die „Fackel" von Karl Kraus, die von Schramm den Weg zu Jean Paul wies. 1922 promovierte er bei Franz Muncker in München über die Träume und Traumdichtungen bei Jean Paul und gewann durch den Jour fixe der Geheimrätin Muncker persönlichen Kontakt mit den damals führenden Persönlichkeiten des akademischen und literarischen München.
Nach den Münchner Lehrjahren 1919 bis 1922 begannen Wanderjahre. Zunächst mußte im väterlichen Geschäft, einem Hopfengroßhandel in Franken, ausgeholfen werden. Dann erwiesen sich die Vorträge an der Volkshochschule Bayreuth als weitere Fügung, weil er im Jean-Paul-Haus seine spätere Frau kennenlernte. Da sie aus Laibach stammte, kamen so die Probleme der deutschen Minderheiten in der ehemaligen Donaumonarchie zu seiner Kenntnis . Er hatte weiter mit ihnen zu tun, als er sich der Bauernhochschule m Sachsen zur Verfügung stellte: Sie setzte sich vor allem für die deutschen Volksgruppen im Osten ein, stand aber finanziell auf so schwachen Füßen, daß das Bauernhochschulmeisterlein W. v. S. Jahr und Tag von der Hand in den Mund lebte.
Im Herbst 1924 heiratete Wilhelm von Schramm seine Österreicherin Lotte Leinert, die Nichte von Emma Schwa-bacher, im Jean-Paul-Haus in Bayreuth. Aber wieder hatte der Himmel ein Einsehen. Kurz nach der Hochzeit wurde de.r junge Schriftsteller, als der er sich inzwischen auch bewährte, als Feuilletonredakteur an die „Münchner Neueste Nachrichten" berufen.