Autor | Bauer Richard, Graf Eva |
Verlag | Hugendubel Heinrich GmbH |
Seiten | 208 |
Suchbegriff | Herbergen, Herbergsviertel |
Buchart | Broschüre |
ISBN | 3880342466 |
Erschienen | 1985 |
Manche Titel sind vergriffen oder bei genialokal nicht gelistet. Wenden Sie sich ggfls. an Ihre Buchhandlung oder den Verlag. Ältere Titel finden Sie oft unter www.zvab.com (Zentrales Verzeichnis antiquarischer Bücher) und natürlich in den öffentlichen Bibliotheken. Viel Spaß beim Lesen!
München um die Jahrhundertwende: am Rande der glänzenden Architektur-Metropole, verschämt hingeduckt und offiziell geächtet, die totgeweihte „Gegenstadt" der uralten Herbergsviertel, die Welt der Taglöh-ner und kleinen Handwerker. Eine großspurige Stadtplanung hat den bizarren und bunten Häuschen, in denen das sonst ungewöhnliche Wohnungseigentum immer neue Varianten individueller Baugestaltung produziert, einen erbitterten Kampf angesagt. Mittels prächtiger Brücken zieht die Großstadt die Vorstädte jenseits der Isar an sich und unbarmherzig schneidet sie mit breiten Straßenzügen durch das Winkelwerk der scheinbar regellos aneinandergereihten Herbergsanwesen, in denen noch echtes und rechtes Münchnertum lebt, das den Manifestationen der eigenen Not und Armut Zähigkeit und unbändigen Stolz entgegensetzt. An die Stelle der verwitterten Holzbauten mit ihren hübschen Lauben und Galerien treten nun öde Mietskasernen mit tristen Hinterhöfen und das lebendige Durch- und Miteinander der notorisch kinderreichen Herbergsfamilien wandelt sich unter dem Zwang der veränderten Umstände zum geordneten und auf Familienplanung bedachten Nebeneinander der „minderbemittelten" Klassen. Als man endlich in den dreißiger Jahren die Werbewirksamkeit des noch verbliebenen Altmünchner „Milieus" erkennt, bombt der Zweite Weltkrieg die letzten Reste der Au hinweg. Nur wenige Einzelgebäude und eine Legende erinnern heute noch an die Lebensbedingungen in den östlichen Vorstädten Münchens. Allein der Systematik der sanierungsbesessenen Architekten des städtischen Hochbauamts aus den Jahren um 1900 verdankt München eine umfangreiche Fotodokumentation der zum Abbruch bestimmten Herbergsvierteln. Mehr als zweihundert ausgewählte Fotos aus diesem einmaligen Bestand lassen in eindrucksvollen Bildern das für immer verlorene „zweite Gesicht" des alten Münchens neu erstehen. Die hier vorgelegte ausführlich und fachmännisch eingeleitete und kommentierte Bildgeschichte der Vorstadt und ihrer Bewohner ist einer der wichtigsten Beiträge zur neueren Monacensia-Literatur.