Autor | Spiegel |
Verlag | Spiegel |
Seiten | 142 |
Buchart | Broschüre |
ISBN | 0000000156 |
Erschienen | 1966 |
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Es gibt nur eine Stadt in Deutschland, der Hitler versprach, sie groß zu machen — und die es trotzdem geworden ist.
Nur eine bundesdeutsche Großstadt, in der Nachtschwärmer und Nachtlärmer massenweise von der Polizei geknüppelt wurden — und die sich dennoch als „Weltstadt mit Herz" versteht.
Nur eine Weltstadt, in der Leberkäs als delikat und Lederhosen als salonfähig gelten — und in der sich gleichwohl die meisten französischen Restaurants und die besten deutschen Couturiers angesiedelt haben.
Nirgendwo sonst mischen sich Knödeldampf, Bierdunst und Weihrauch so innig mit dem Duft der großen Welt. Nirgendwo sonst fühlen sich Playboys und Professoren, Bayern und Preußen, Sozis und Spezis, Gamsjäger und Kulturkritiker, Dirndl-Matronen und Topless-Twens in gleichem Maße zu Hause wie in eben dieser Stadt.
Denn nirgendwo sonst gibt es dieses magische Mixtum von Urwüchsigkeit und Urbanität: ein „Millionendorf" („Süddeutseht' Zeitung") als Metropolis,
Nachts schlafen unter den Brücken dieser Weltstadt immerhin schon zwei Dutzend Penner von internationalem Format — die Abendzeitung als Bettzeug, die Wermutpulle als Lebenstrost.
Frühmorgens räkeln sich zu Füßen einer wasserspendenden Nymphe, die Frank Wedekind gewidmet ist, die Beatniks beiderlei Geschlechts — Bierflasche in der Rechten, Nirwana im ungewaschenen Gesicht.
Mittags kühlen pflastermüde Hausfrauen die nackten Beine im Becken eines monumentalen Brunnens, den der Klöckner-Chef Günter Henle soeben der Stadt zum Zeichen seiner Liebe für 300 000 Mark errichten ließ — obwohl die Firma Klöckner in Duisburg, und Duisburg 700 Kilometer entfernt ist.