Autor | Selig Wolfram |
Verlag | Stadtarchiv München |
Seiten | 47 |
Regierungsbezirk | Oberbayern |
Suchbegriff | Nationalsozialismus, Drittes Reich, Machtergreifung |
Buchart | Broschüre |
Erschienen | 1983 (München) |
Vorwort
Mit dieser vom Stadtchronisten Wolfram Selig verfaßten Zusammenstellung sollen nicht die in diesen Monaten vielfach geschilderten Vorgänge der Machtübernahme bei der Stadt, im Landtag und bei der Bayerischen Staatsregierung noch einmal wiederholt, vielmehr das Verhalten und die Reaktionen der Parteien und der zahlreichen Institutionen geschildert werden, die von den Nationalsozialisten beseitigt bzw. der Gleichschaltung unterworfen wurden. Für die »Machtergreifung« innerhalb der Stadtverwaltung selbst sei auf den Beitrag Helmut M. Hankos »Kommunalpolitik in der ,Hauptstadt der Bewegung 1933-1935« in »Bayern in der NS-Zeit III«, München 1981, verwiesen. Dieser Beitrag war Grundlage der Ende letzten Jahres von Hanko im Münchner Stadtanzeiger gebrachten Artikelserie »Das Rathaus unterm Hakenkreuz«. Die Ausschaltung der legalen Bayerischen Staatsregierung und des Landtags schildert neben vielen anderen Ortwin Domröse in »Der NS-Staat in Bayern von der Machtergreifung bis zum Röhm-Putsch«, München 1974.
Die Stadtchronik dieser Zeit, Hauptquelle für diese Zusammenstellung, verdeutlicht, daß die »Machtergreifung« in München mit den Ereignissen am 9. März erst ihren Anfang nahm, um dann in den nächsten Monaten zielstrebig vorangetragen und vollendet zu werden. Die Eintragungen der damaligen Chronisten zeigen zum einen ein erstaunliches Bild der Ahnungslosigkeit und der Geringschätzung der von den Nationalsozialisten drohenden Gefahren bei fast allen handelnden und handeln sollenden Personen, zum andern die rücksichtslose Zielstrebigkeit, mit der die Nationalsozialisten nach der »Machtergreifung« in München die bisherige politische Konkurrenz ausschalteten und gleichzeitig fast alle Bereiche des öffentlichen Lebens durchdrangen.
Auch für München gilt, was Karl Dietrich Bracher für das Deutsche Reich feststellte: »Die Geschichte des Nationalsozialismus ist die Geschichte seiner Unterschätzung.«
Richard Bauer