Verlag | Bruckmann Verlag |
Erschienen | 1955 (München) |
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Festschrift zum hundertjährigen Bestehen des Museums
Zwei Jahre nach dem Germanischen Mu- seuminNürnberg und nach dem Römisch- Germanischen Zentralmuseum in Mainz feiert das Bayerische Nationalmuseum in München am 30. Juni 1955 sein hundert- jähriges Bestehen. Die dichte Aufeinan- derfolge dieser Geburtstage erweckt den Eindruck, es habe sich bei diesen Grün- dungsakten um Äußerungen einer zeitbedingten Strömung gehandelt. In Wahrheit aber waren bei jeder dieser Gründungen verschiedenartigeTendenzen maßgeblich. Beim Germanischen Museum stand das Ethos des Nationalen im Vordergrund, wie es idealistisch erstmals in Herders Blättern »Von deutscher Art und Kunst« (1773) verkündet worden war. Beim Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz überwog von Anfang an die Bestrebung zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und zur Darbietung ihrer Funde und Erkenntnisse. Beim Bayerischen Nationalmuseum aber war der königliche Wille zur vaterländischen Erzie- hung und zur Förderung von Kunst und Handwerk entscheidend.
Die Museen in Nürnberg und in Mainz wurden von Grund auf neu geschaffen, und es darf daran erinnert werden, daß die tragende Kraft bei diesen gewaltigen Leistungen in Nürnberg ein Repräsentant des altfränkischen Adels, Hans Freiherr von Aufseß, gewesen ist, in Mainz aber ein Künstler - Wilhelm Lindenschmitt - der schließlich ganz zum Gelehrten wurde. Bei der Gründung des Bayerischen Nationalmuseums aber wird die Bedeutung der Stunde vor allem daran ersichtlich, daß der Staat und damit die Öffentlichkeit zum Erben von sammlerischen Traditi- onen des Herrscherhauses wurde. Da die- se Traditionen untrennbar mit der »Um- welt« verflochten waren, konnte und mußte das neu zu gründende Nationalmuseum über die Grenzen eines Landesmuseums - wie solche in der gleichen Zeit auch in an- deren Hauptstädten gegründet wurden - weit hinauswachsen.
Aus dem Vorwort