Die Stadt und das Geld - Rabe Paul-Moritz
 

Publikationen

Die Stadt und das Geld

Haushalt und Herrschaft im nationalsozialistischen München

Autor Rabe Paul-Moritz
Verlag Wallstein Verlag
Reihe München im Nationalsozialismus
Seiten 399
Suchbegriff Stadtverwaltung
Buchart Broschüre
ISBN | EAN 3835330896 | 9783835330894
ErschienenAugust 2017

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Die Funktionsweisen der NS-Herrschaft in den Städten und Gemeinden werden durch die Finanzströme der öffentlichen Haushalte deutlich.

Das braune München schrieb schwarze Zahlen. Doch was verbarg sich hinter den Jahresbilanzen einer Großstadt im »Dritten Reich«? In seiner Pionierstudie zur kommunalen Finanzpolitik in der NS-Zeit entschlüsselt Paul-Moritz Rabe die Zahlenkolonnen der städtischen Haushaltspläne und erzählt die Geschichten, die sich hinter ihnen verbergen. So zeigt er, wo und wie die Lokalverwaltung Geld ausgab, um dem Anspruch als »Hauptstadt der Bewegung« nachzukommen. Er erklärt, über welche Wege die Stadt Finanzressourcen mobilisierte und den Krieg mitfinanzierte, entwirrt den Filz der Zuwendungen an die nationalsozialistische Klientel und entdeckt in der Steuer- und Gebührenvollstreckung sowie der Führung eines »Judenkontos« bislang unbekannte Felder der Verfolgungsgeschichte.
Deutlich wird: Städtische Haushaltspolitik war kein ideologiefreies Verwaltungshandeln. Die Etatplanung war vielmehr Ausdruck einer sich nach nationalsozialistischen Vorstellungen wandelnden Stadtgesellschaft und zugleich ein zentrales Instrument, um diese Transformation voranzutreiben.

Ausgezeichnet mit dem Friedrich Lütge-Preis 2017 der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.

Einleitung
Untersuchungsfelder und Aufbau der Arbeit
Forschungsbezüge und Leitfragen
Quellenlage

  1. Entzifferung der Zahlen. Vier städtische Haushalte im Vergleich
    1. Der Haushaltsplan als Gegenstand historischer Analysen
        Der Haushalt als Indikator fü r die Finanzlage
        Der Haushalt als Abbild politischer Entwicklungen
        Planungshorizonte der Haushaltspolitik
        Rhetorik des Haushalts
        Systematik der Buchhaltung
    2. Der Krisenhaushalt 1932: Weltwirtschaft, Reichspolitik und Stadtfinanzen
        Der Zwangsabgleich
        Genese der Finanznot: Steuerreform, Leistungsexpansion, Wirtschaftskrise, Notverordnungspolitik
        Tektonik des Krisenhaushalts
        Bankrotterklärung aus Kalkül
    3. Der inszenierte Haushalt 1935: Konsolidierung als Ende der Krisenrhetorik
        »Aufitieg« und »Zusammenarbeit«: die Symbolik der Zahlen
        Konsolidierung auf niedrigem Niveau
        Die >Entdeckung< des Vermögensnachweises
    4. Der Aufrüstungshaushalt 1939: die Ordnung der Finanzen für den Krieg
        Die neue Ordnung des Haushalts
        Die Reformen des gemeindlichen Steuersystems
        Eine »Atempause zur Ordnung der Finanzen«?
    5. Der Kriegshaushalt 1943: Kalkulation des Unkalkulierbaren
        Die Finanzlage im Krieg: erstaunlich stabil?
        Kriegsaufgaben und Kriegsausgaben
        Der Haushalt der unerfüllten Bedürfnisse
        Wirren des Kriegs und Stabilität der konstruierten Zahlen
        >Planlos< bis zum Kriegsende
  2. Herren des Geldes.
    Die Akteure der kommunalen Finanzpolitik

    1. Die städtischen Finanzbehörden: Organisationsstrukturen und Aufgabenfelder
        Die Stadtkämmerei
        Die Stadthauptkasse
        Das Rechnungsamt III
        Das Stadtsteueramt
        Das Einziehungsamt
        Das Renten- und Hinterlegungsamt
    2. Die städtische Finanzelite: »unpolitisch«, unersetzlich, anpassungsfähig
        Stadtkämmerer Andreas Pfeiffer
        Die Kontinuität des inneren Kreises
        Karrierewege im »Dritten Reich«
        Unpolitische Beamte?
    3. Innerstädtische Entscheidungswege: Aushandeln, Anordnen und die stille Macht der Expertise
        Die Stadträte zwischen Entscheiden, Beraten und Abnicken
        Karl Fiehler: Gemeindefuhrer, Bürokrat und Vermittlungsfigur
        Die Referenten und der Kämmerer: Finanzpolitik als Expertendiskurs
    4. Städtische Finanzpolitik im NS-Staat: Konflikte, Kooperation und Klüngel
        Stadtverwaltung und Landesbehörden
        Die Stadt und das Reich
        Der Deutsche Gemeindetag
        Finanzpolitik und die Akteure neuen Typs 
  3. Kampf ums Geld.
    Modi städtischer Einnahmepolitik

    1. Feilschen und Verhandeln: der Finanzausgleich als Verteilungskonflikt
        Der Finanzausgleich als historisches Untersuchungsfeld 194 — Die Entwicklung des Finanzausgleichs in der NS-Zeit
        Verhandlungsstrategien
    2. Erheben und Vollstrecken: städtische Steuer- und Gebührenpolitik Versprechen und Wirklichkeit der Steuerermäßigungen
        Neue Geldquellen: Filial- und Warenhaussteuer, Fremdenverkehrsabgabe, Eingemeindungen
        Einziehungspraxis als kommunales Handlungsfeld: Fördern, Fordern, Verfolgen
    3. Aufnehmen und Anlegen: Grenzen und Möglichkeiten städtischer Kreditpolitik
        Ein nicht ausschlagbares Angebot?
        Schuldenkonsolidierung unter neuen Vorzeichen
        Handlungsspielräume der Kreditaufnahme
        Rücklagenbildung als Ressourcenmobilisierung fürs Reich
    4. Enteignen und Profitieren: die fiskalische Dimension der städtischen V erfolgungspolitik
        Die Judenverfolgung als Raubzug
        Das »Judenkonto« der Stadthauptkasse
        Gold für das Reich, Silber für die Stadt
        »Grundstücksarisierungen«
  4. Dem Willen des Führers Rechnung tragen.
    Akzente der städtischen Ausgabenpolitik

    1. Die Ausgabenstruktur zwischen Kontinuität und Wandel
        Auftragsverwaltung und »freie Spitze«
        Systemkonforme Prioritätensetzung
    2. Teure Geschenke: die kommunale Ehebeigabe »Mein Kampf«
        Wer bestellt, der muss nicht zahlen
        Selbstverpflichtung, Prestige und Propaganda
        Auftragsverwaltung unter neuen Vorzeichen
    3. Die braunen Töpfe der Stadtkasse: Klientelismus als Haushaltsposten
        Alimentierung hochrangiger Staatsbediensteter und Parteifunktionäre
        Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler und Kulturschaffende ab Nutznießer
        Versorgung »Alter Kämpfer«
        Zuwendungen an städtische Mitarbeiter, Spitzenbeamte und Ratsherren
        Unterstützung der NSDAP und ihrer Gliederungen
    4. Investitionen ins Image: die nackten Zahlen und der »schöne Schein«.
        Das weite Feld der Image-Ausgaben
        Festveranstaltungen ab Schwerpunkt der Imagepolitik
        Das »Braune Band«
        Die Stadt und die Kunst
    5. Die Kosten des Größenwahns: der Ausbau der »Hauptstadt der Bewegung«.
        »Führerbau«
        »Führerstadt«
        »Führerwille«
        Gigantische Pläne — geringe Mittel — kreative Lösungen
        Sonderbehörde und Sonderhaushalt
        Viel Lärm um nichts? 

Resümee
»Ordnung« und Wandel des Haushaltswesens
Finanzpolitik als Ressourcenmobilisierung
Haushaltspolitik als NS-Gesellschafispolitik
Buchhaltung und Verfolgung
Finanzen und Münchens Sonderstellung
Haushaltsexperten als NS-Funktionselite

Dank
Anhang Abkürzungen
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Quellen
Literatur
Personenregister

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