Autor | Stutzer Dietmar |
Verlag | Rosenheimer Verlagshaus |
Seiten | 319 |
Suchbegriff | Säkularisation |
Buchart | Broschüre |
ISBN | 3475522373 |
Erschienen | 1978 |
Manche Titel sind vergriffen oder bei genialokal nicht gelistet. Wenden Sie sich ggfls. an Ihre Buchhandlung oder den Verlag. Ältere Titel finden Sie oft unter www.zvab.com (Zentrales Verzeichnis antiquarischer Bücher) und natürlich in den öffentlichen Bibliotheken. Viel Spaß beim Lesen!
Was 1803 wirklich in Bayern geschehen ist, stellt sogar für den Historiker weitgehend unbekanntes geschichtliches Land dar. Es sind vor allem die uns heute unglaublich erscheinenden Zerstörungs- und Abbruchspläne mächtiger Kirchenbauten, die über die Säkularisation weiterleben; aber welche beispiellosen Umwälzungen darüber hinaus in Bayerns Wirtschaft und Gesellschaft, im Bildungswesen und nicht zuletzt im Leben der Landbevölkerung eingetreten sind, entzieht sich meist der Kenntnis. Diese Fragen aber zu klären, hat sich vorliegendes Buch zur Aufgabe gestellt. Es zeigt einleitend, welche Rolle die Orden seit dem frühen Mittelalter bei der Schaffung der mitteleuropäischen Wirtschaft spielten und wie sich schon nach dem Jahre 1000 um die großen Klosterunternehmen die ersten Arbeitnehmergruppen Europas bilden. Der Hauptteil schildert die Säkularisation, jenen tiefen Einschnitt der bayerischen Geschichte, der den Weg des ältesten Staates Europas zur Souveränität und schließlich zur Industrialisierung einleitet. Sie war der Kampf des Prälatenstandes mit dem bayerischen Fürstenstaat, die selbstbewußte Auseinandersetzung des größten einzelnen Grundbesitzers und Wirtschaftsunternehmere mit dem absolutistischen Staat des späten 18. Jahrhunderts, die schließlich mit der Aufhebung der Klöster selbst endete. Dabei tritt uns auch nochmals das vielen großen wie kleinen Kirchenbauten drohende Schicksal vor Augen, besonders eindringlich, wenn man etwa an die Rokokokirchen in der Wies oder an barocke Prachtbauten wie Benediktbeuren und Niederalteich denkt. Zuletzt wird auf die Folgen dieser ungeheuren Umwälzungen eingegangen: Nicht nur viele Schätze der Kunst und Wissenschaft gingen unwiederbringlich verloren, sondern auch 10 Prozent der bayerischen Landbevölkerung, vorher Bauern und Handwerker der Klostergrundherrschaften, standen ohne Arbeit und Brot da. Und hier kommt eine historische Sensation zutage: Unsere heutigen Systeme der sozialen Sicherheit entstammen nicht dem Reformsozialismus des 19. Jahrhunderts — sie sind benediktinischen Ursprungs. Alles in allem ein notwendiges Buch, das ein wichtiges Stück bayerischer Geschichte klar beleuchtet und dabei neue Akzente setzt.