Bacchus küsst Franken -
 

Publikationen

Bacchus küsst Franken

Aspekte einer europäischen Weinlandschaft

Herausgeber Wüst WolfgangHeller MarinaSchneider PaulusWüst Sabine
Reihe Schriftenreihe der Fränkischen Arbeitsgemeinschaft e.V.
Seiten 124
Suchbegriff Weinanbau, Franken
ISBN | EAN 3830680600 | 9783830680604
Bibliotheksbestand BV047171873 Bayerische Staatsbibliothek
ErschienenFebruar 2021

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In den Beiträgen zur Geschichte des Weins und des Weinbaus unter der himmlischen Überschrift „Bacchus küsst Franken“ stoßen zwei weltbewegende und zugleich seit alters her vergötterte oder zumindest goutierte Phänomene aufeinander. Zum einen steht als „Schirmherr“ für die fränkische Weinkultur nicht der Winzerpatron und Weinheilige Urban – er war von 222 bis 230 n. Chr. Bischof von Rom –, sondern Bacchus, der Gott des Weines, der Ekstase und des Rausches. Dieser der griechischen Mythologie entstammende Gott Dionysos mit dem Beinamen Βάκχος (lat. Bacchus), der bald zum Hauptnamen werden sollte, hat nicht nur in der alteuropäischen „Kunstszene“ (Malerei, Bildhauerei) seine Verehrer und Darsteller gefunden. Zum anderen war es auf der fränkischen Seite der Weinbau, für dessen urkundliche Ersterwähnung kein Geringerer als Karl der Große (747/48–814) sorgte. Der Karolinger, der als König des Fränkischen Reiches am Weihnachtstag (25. Dezember) des Jahres 800 vom Papst in Rom zum Kaiser gekrönt wurde, vollzog zu Gunsten des Reichsklosters Fulda am 7. Januar 777 eine Schenkung mit Weingütern im altfränkischen Königsgut Hammelburg („in Hamalunburg“) im Saalgau.

 

  • Geleit- und Vorworte
    • Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten,
    • Staatsministerin Michaela Kaniber, MdL
    • Stiftung Juliusspital, Weingut Würzburg, Geschäftsbereichsleiter Horst Kolesch
    • Weingut Hans Wirsching KG, Iphofen, Andrea Wirsching
    • Gesellschaft für Geschichte des Weines e. V., Prof Dr. Andreas Otto Weber, M.A.
    • Fränkische Arbeitsgemeinschaft e. V., Prof Dr Wolfgang Wüst
  • Einführung
    Wolfgang Wüst
  • Vinophile Götter des Weines - Bacchus trifft auf Dionysos
    Sabine Wüst
  • Münsterschwarzach - Klosterland mit Kapital und Weinbau
    Wolfgang Wüst
  • „Trinck-Geldter“ - Wein als Zahlungsmittel in den fränkischen Klöstern
    Bamberg-St. Michael, Banz und Münsterschwarzach
    Wolfgang Wüst
  • Keller - Küche - Konsum. Bier und Wein im Spiegel der Rechnungsbücher von St. Michael in Bamberg (1580-1802/03)
    Wolfgang Wüst
  • Weinhandel und Weinkonsum in Franken
    Marina Heller
  • Quellenanhang: 50 Tipps für Weinpanscher oder Geheimnisse aus einer „Kellermeisterey“ in den Jahren 1563/1693 - Eine Edition
    Paul Schneider (f) / Wolfgang Wüst

Auswahlbibliographie

Maßeinheiten für Wein

Abkürzungsverzeichnis

Rezension

Wüst, Wolfgang (Hg.): Bacchus küsst Franken – Aspekte einer europäischen Weinlandschaft.

Prof. Dr. Wolfgang Wüst war von 2000 bis 2019 Lehrstuhlinhaber für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seit 2019 ist er Vorsitzender der 1948 begründeten Fränkischen Arbeitsgemeinschaft e. V. Zusammen mit Marina Heller und Sabine Wüst, die ebenfalls in der Wissenschaftstradition der vorgenannten Universität stehen, richtet er unter dem klangvollen Titel „Bacchus küsst Franken“ den Blick auf die Wein- und Agrargeschichte in Franken, die im Frühmittelalter ihren Anfang nahm. Seit dem Hochmittelalter entwickelte sich – in Wechselwirkung mit dem sich ausbildenden Städtewesen – ein überregionaler Weinhandel, von dem auch die ansässigen Stifte und Klöster profitierten. Der Silvaner, der nachweislich seit 1659 angebaut und durch die Grafen von Castell und das Zisterzienserkloster Ebrach protegiert worden ist, erwuchs zur bedeutendsten Rebsorte Frankens.

Im Mittelpunkt der Publikation steht die Bedeutung des Weinbaus in der Frühen Neuzeit, vorrangig dargestellt am Beispiel der Benediktinerabteien Banz, Münsterschwarzach und St. Michael in Bamberg. Anhand historischer Quellen wie dem Rechnungs- und Notizbuch des Klosterkellers in Münsterschwarzach für die Jahre 1686 bis 1690 oder den seit 1580 erhaltenen Abrechnungen zur Haushaltsführung des Klosters Michelsberg wird aufgezeigt, dass eingelagerter Wein den „flüssigen Unterbau“ für die Geldwirtschaft der Klöster darstellte, eine konjunkturfördernde und krisenfeste Reserve. Auf diesen „trinkbaren Geldern“ gründete nach Wüst das noch nicht umfassend „erforschte und regional unterschiedlich gestaltete Portal geistlicher Staaten zur Moderne: das Banken- und Geldverleihgeschäft“ (S. 66). Die Michelsberger Klosterrechnungen eröffnen zugleich einen Einblick in die frühneuzeitliche Alltags- und Konsumgeschichte einer der ältesten fränkischen Abteien. „Sie stellen einen Schlüssel zu den Wirtschafts-, Bildungs- und Alltagswelten der Mönche und Menschen in der Region“ (S. 78) dar. Auch hier steht die wissenschaftliche Forschung noch am Anfang.

Der Beitrag „Weinkonsum und Weinhandel“ von Marina Heller bietet einen historischen Abriss zur Entwicklung des Weinbaus in Franken, der Vermarktung und des Exports des Produkts und verdeutlicht u. a. die Bedeutung der Reichsstadt Nürnberg als Förderer der Weinproduktion in Franken. Das vorgestellte Plassenburger Kellerverzeichnis von 1567 zeugt vom Konsumverhalten der fränkischen Markgrafschaft und weitet den regionalen Blickwinkel auf.

Die kulturhistorische Würdigung vinophiler Götter der Antike mit dem Weingott Bacchus als zentraler Figur sowie der Brückenschlag zu den fränkischen Weinheiligen stellen den Bezug zu Kunst, Religion und Kultur her. Der aus der griechischen Mythologie entstammende Gott Dionysos mit dem Beinamen Βάκχος (lat. Bacchus), der zum Hauptnamen erwuchs, hat nicht nur in der alteuropäischen Malerei und Bildhauerei eine vielgestaltige künstlerische Interpretation gefunden. Er wurde auch zum Namensgeber der 1933 in der Pfalz aus einer Kreuzung aus Riesling X Silvaner und Müller-Thurgau entstandenen Weißweinsorte, die im Steigerwald zu Füßen der Stollburg auf Deutschlands höchster Weinlage (zwischen 300 und über 420 m ü. NN) im Versuchsanbau getestet worden ist.

Die Edition der 1563 erstmals gedruckten „Kellermeisterey“ aus der Feder des in Eger, dem heutigen tschechischen Cheb, geborenen Paul(us) Schneider rundet die Publikation ab. Augenzwinkernd kündigt Wüst diese als „50 Tipps für Weinpanscher oder Geheimnisse aus einer Kellermeisterey“ an. Eine Auswahlbibliographie zum Wein und zur Weingeschichte bildet den Abschluss der Veröffentlichung.

Die vorgestellte Publikation stellt einen wichtigen Beitrag zur Vertiefung des Wissens über die fränkische Weinkultur dar. Sie basiert auf der von Prof. Dr. Andreas Otto Weber und Jesko Graf zu Dohna 2012 herausgegebenen Publikation „Geschichte des fränkischen Weinbaus. Von den Anfängen bis 1800“ und zeigt den Forschungsbedarf auf, der hinsichtlich der Konsumgeschichte der fränkischen Stifte und Klöster in der Frühen Neuzeit besteht.

 Thomas Büttner

Diese Buchbesprechung hat uns die „Zeitschrift „Schönere Heimat“ zur Verfügung gestellt.

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