Autor | Vehese Carl Eduard |
Verlag | Kiepenheuer |
Seiten | 239 |
Suchbegriff | Wittelsbacher |
Buchart | Broschüre |
ISBN | 3378005629 |
Erschienen | 1994 |
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Im Jahre 1777 erlosch die bayerische Linie der Wittelsbacher, die das Land seit 1180 regiert hatten; die pfälzische Linie trat das Erbe an. Vor allem die Wirren der napoleonischen Kriege brachten zahlreiche Grenzverschiebungen, aber auch die Erhebung in den Rang eines Königreiches. Es war eine bewegte Zeit, in der wichtige Weichen für den historischen Weg des heute größten deutschen Bundeslandes gestellt wurden. All dies und das sich darumrankende Gespinst von Schein und Sein, Lieb und Leid, List und Lust hat Carl Eduard Vehse (1802-1870) als Sekretär des Geheimen Archivs in Dresden und damit intimster Kenner verschwiegener »Verhältnisse« mit unnachahmlicher Pikanterie dargestellt. Seine spitze Zunge und Feder widmen sich dabei folgenden Regentschaften:
»Die bayerische Geschichte ist das Repertoire der verlorenen Augenblicke und der versäumten Gelegenheiten.« Diese Meinung des klugen Montgelas, Premierminister unter dem ersten König Maximilian I. Joseph, hat viel Wahres, denkt man nur daran, daß Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz sein bayerisches Erbe beinahe und nur zu gern an Österreich verschachert hätte, wäre Friedrich der Große nicht gewesen, der zweimal, wenn auch nicht ganz uneigennützig, die Unabhängigkeit Bayerns rettete - ausgerechnet ein Preuße! Zunächst aber beleuchtet Vehse die Geschichte der pfälzischen Höfe zu Heidelberg, Düsseldorf und Mannheim, läßt Zeitgenossen von hanebüchenen Zuständen in Recht und Gesetz, selbstherrlichen Herrschern und korrupten Beamten berichten. Auch nach dem Umzug von Mannheim nach München frönte der erbfolgende Kurfürst ungeniert seinen zahlreichen Liebschaften, nur daß er sich hier mehr den Damen von Stand zuwandte, während dort Schauspielerin und Bäckerstochter seine Gespielinnen waren.
Lange dauerte es, bis in dem Land diesseits der Alpen der Fortschritt Einzug hielt, der immer wieder von erschrek-kender Beamtenwillkür erstickt wurden. König Max I. versuchte erste Liberalisierungen, sein Nachfolger Ludwig I. baute, dichtete und ließ sich von der zarten Hand der schönen Lola Montez dirigieren. Was die Zeiten überdauerte, ist eine Hauptstadt von seltener Anmut und einmaliger Schönheit. Dabei hatte Montgelas seinerzeit München noch eine »sehr rohe Stadt« genannt.